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Bushido-Prozess: Anna-Maria Ferchichi über Verhältnis zu Arafat

ARCHIV - 26.08.2020, Berlin: Anis Mohamed Youssef Ferchichi (l), bekannt als Rapper Bushido, steht beim Prozess gegen den Chef einer bekannten arabischst
Bushido bei einem der vorangegangenen Prozesstage mit Rechtsanwalt Tzschoppe (Archivbild).Bild: dpa
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Anna-Maria berichtet von Bushidos Schockmoment: "Er hat geweint und nur gesagt: 'Er wird mich niemals gehen lassen'"

30.06.2021, 15:00
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Der Prozesstag ist keine drei Minuten alt, da geht es bereits hitzig zur Sache. Bushido ist an diesem Tag wieder nicht vor Gericht erschienen. Restanwalt Tzschoppe, der ihn vertritt, dagegen schon. Dieser moniert das Prozessverfahren. Einige Medien seien mit brisanten Infos "gefüttert" worden, und dann sei am Wochenende ein Video aufgetaucht. Damit bezieht er sich auf ein Video, das vom Rapper Cashomo veröffentlicht wurde und Bushido dabei zeigt, wie er vor 16 Jahren ein Mädchen in einem Hotelzimmer verbal sexuell bedrängt. In einer Stellungnahme auf Instagram bestätigte Bushido den Vorfall und entschuldigte sich.

Für Rechtsanwalt Tzschoppe seien das "Dinge, mit denen versucht wird auf die Zeugin Einfluss zu nehmen." Mit der Zeugin ist Anna-Maria Ferchichi gemeint. Bushidos Ehefrau. Bereits zum dritten Mal musste sie heute gegen Arafat Abou-Chaker und seine drei Brüder aussagen.

Darum geht es im Prozess
Laut Anklage soll es zu Straftaten gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die geschäftlichen Beziehungen auflösen wollte. Abou-Chaker habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido eine Millionen-Zahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert, heißt es in der Anklageschrift. Der Rapper sei bedroht, beschimpft, eingesperrt und verletzt worden. Die Brüder im Alter von 39, 42 und 49 Jahren sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.

Doch schon davor kommt es zum verbalen Schlagabtausch. "Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen", entgegnet Rechtsanwalt Birkhoff, der Verteidiger von Arafat Abou-Chaker. Schließlich seien es Herr Ferchichi, wie Bushido bürgerlich heißt, und seine Frau gewesen, die sich einen Tag vor der Zeugenaussage Anna-Marias in einem "lächerlichen Magazin", wie es Birkhoff ausdrückt, für RTL inszenierten. Rechtsanwalt Tzschoppe solle also "vorsichtig mit solchen Stellungsnahmen" sein, stichelt Birkhoff. Dieser reagiert pampig: "Sie müssen mir nicht vorschreiben, wie ich meine Arbeit zu machen habe." Birkhoff kontert: "Muss ich nicht, aber ich tue es."

Es ist eine symptomatische Szene für einen Prozess, den viele mittlerweile als aufgebauscht und inszeniert empfinden. Doch die beiden Anwälte sollten an diesem Tag nicht zum letzten Mal aneinandergeraten.

Chatverläufe stellen Anna-Marias Aussage beim Bushido-Prozess in Frage

Die Verteidiger der Abou-Chakers hatten bereits am letzten Prozesstag beantragt, Chatverläufe zwischen Anna-Maria und Arafat als Beweis zuzulassen. Diese Chatnachrichten würden zeigen, dass das Verhältnis zwischen den beiden durchaus freundschaftlich und vertraut sei. Und nicht so zwanghaft, wie es Anna-Maria in ihrer Zeugenaussage zuvor geschildert hatte.

Tatsächlich werden die Chatverläufe dann verlesen, was zu einer Art szenischen Lesung führt, mit dem Vorsitzenden Richter in der Rolle des Arafat Abou-Chaker und der beisitzenden Richterin in der Rolle der Anna-Maria Ferchichi. Da konnte sich selbst der ein oder andere Anwalt ein Grinsen nicht verkneifen.

In den vorgelesenen Nachrichten geht es um die temporäre Trennung von Anna-Maria und Bushido. Damals erzählte sie Arafat, dass sie jetzt wieder bei ihren Eltern wohne, Bushido die Kinder aber weiterhin sehen könne, wann immer er wolle. Arafat sicherte ihr damals Unterstützung zu, so geht es aus dem Chatverlauf hervor. Das stehe im Widerspruch zu der Aussage Anna-Marias, die Arafat als aggressiv und kontrollsüchtig beschrieb und nach eigenen Angaben daher nur den nötigsten Kontakt zum Musikmanager ihres Mannes unterhielt.

Anna-Maria verstrickt sich in Aussage

Um den Eindruck eines freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Arafat und Anna-Maria zu untermauern, kündigt ein Anwalt der Abou-Chakers an, weitere Chatverläufe vorlegen zu wollen. Doch dann ist erstmal Pause. Anschließend war es an der Zeit für den Auftritt der Zeugin Ferchichi. Sie soll zu den Chatnachrichten befragt werden.

Da sagt Anna-Maria plötzlich, sie würde sich gerne freiwillig zuvor zu den Chatnachrichten äußern, die das letzte Mal verlesen wurden. Es habe immer wieder auch freundliche Momente mit Arafat gegeben, argumentiert sie. "Es gab 100 Mails, in denen ich ihn um etwas gebeten habe. Es gab in unserem Leben keine andere Person, die etwas geregelt hat. Es gab keine andere Person, die wir hätten fragen können", begründet sie ihren Kontakt zu Arafat. Daher würden auch die Chatverläufe, die noch verlesen werden sollen, nach einem freundlichen und aufgeschlossen Verhältnis klingen.

Da wird Rechtsanwalt Birkhoff hellhörig. Woher sie denn wisse, welche Chatverläufe noch verlesen werden sollen, will er von Anna-Maria wissen. Schließlich sei sie ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Gerichtssaal gewesen. Diese antwortet, von ihrer Anwältin informiert worden zu sein. Doch auch die war bei der Ankündigung über die Verlesung des Chatverlaufes noch nicht im Gerichtsaal.

Der Verdacht: Bushidos Anwalt, Rechtsanwalt Tzschoppe, könnte sie in der Pause über das Vorhaben informiert haben, was ein klarer Verstoß gegen die Prozessordnung wäre. Dieser reagiert vehement. Der Vorwurf sei "falsch", blafft er. "Sie sind der Einzige, der in Betracht kommt, sie informiert zu haben", poltert Birkhoff zurück. Schließlich wurde die kurze Schreierei vom Richter unterbunden. Wer Anna-Maria wirklich über das Vorgehen im Gerichtssaal informiert hat, wird an diesem Tag nicht zu klären sein. Doch es war bezeichnend dafür, wie aufgeheizt die Gemüter nach 40 Verhandlungstagen mittlerweile sind.

Nach der Mittagspause wurden auch die anderen Chatverläufe zwischen Anna-Maria und Arafat vorgelesen. In einem kündigt sie an, Bushido auf einem seiner Konzerte mit einem Besuch überraschen zu wollen und bat Arafat um Hilfe. In einem anderen, fragt sie, ob er wisse, wo man ein iPhone reparieren lassen könne. Und in einem weiteren bittet sie ihn, sie beim Bau ihres Hauses in Kleinmachnow zu unterstützen. Nur an den letzten Chat kann sie sich nicht erinnern, die anderen bestätigt sie. Auch wenn das Verhältnis durch die Nachrichten freundschaftlich wirke, habe Arafat sie die meiste Zeit kontrolliert und sich in ihr Privatleben eingemischt, beteuert sie.

Streit über Zaun führte zur Trennung

Dann bittet sie der Richter, mit der Zeugenaussage fortzuführen. Es geht um einen Streit mit Arafat, der Bushido maßgeblich dazu bewegt haben soll, sich von Arafat endgültig zu trennen. Im Sommer 2017 sollen Anna-Maria und Bushido eine Auslaufzone für ihren Hund im Garten geplant haben. Dazu wollten sie einen Zaun errichten. Arafat, dessen Haus ebenfalls auf dem gemeinsamen Grundstück steht, sei dazugekommen und habe bestimmen wollen, wo der Zaun verlaufen soll. Der anschließende Streit sei "völlig eskaliert", beschreibt Anna-Maria. Nachdem sie sich den Vorstellungen Arafats nicht habe beugen wollen, habe dieser sie aufs übelste beschimpft und angeschrien. Geschockt von der Heftigkeit des Streits soll Bushido damals zu seiner Frau gesagt haben:

"Ich werde es jetzt beenden. Ich werde mich von ihm trennen."
Bushido über Arafat

Für Anna-Maria sei das keineswegs eine Erleichterung gewesen: "Mein Mann tat mir so leid, weil ich wusste, was auf uns zukommt. Ich wusste, dass sich unser Leben verändern wird. Aber nicht zum Guten", erzählte sie vor Gericht. Und weiter: "Ich wusste, es wird gefährlich. Mein Mann hat ihm (Arafat) in den letzten Jahren 10 Millionen gegeben. Er war ein Goldesel, der sich hat auspressen lassen. So jemanden lässt man nicht gehen."

Dann kam sie zum entscheidenden Teil ihrer Aussage. Der mutmaßliche Vorfall, der sich im Januar 2018 im gemeinsamen Büro von Arafat und Bushido ereignet haben soll. Mit der bevorstehenden Trennung konfrontiert, soll Arafat Bushido eingesperrt, beleidigt und bedroht haben, so steht es in der Anklageschrift. Für die Vorwürfe gibt es neben Bushido keine Zeugen. Alle, die an diesem mutmaßlichen Vorfall beteiligt waren, sitzen nun auf der Anklagebank. Nur Anna-Maria soll damals die Folgen der Auseinandersetzung mitbekommen haben. Daher gilt sie als wichtigste Zeugin.

Bushido: "Es war so schlimm. Er wird mich niemals gehen lassen"

Sie sei "voller Erwartung" auf das Gespräch zwischen Bushido und Arafat gewesen, berichtete sie. Sie haben gehofft, es komme zu einer Lösung. Erst als Bushido nach vier Stunden noch immer nicht von dem Treffen zurück war, habe sie sich Sorgen gemacht. Als er dann endlich kam, habe er "einen roten Fleck im Gesicht" gehabt und "nur ins Leere gestarrt". Sie habe ihn immer wieder angeschrien, was passiert sei. Aber Bushido habe immer wieder unter Tränen gestammelt: "Es war so schlimm." Und: "Er wird mich niemals gehen lassen." Auch Anna-Maria kämpft jetzt mit den Tränen.

Was genau passiert ist, habe Bushido ihr erst am nächsten Tag erzählt. Arafat habe ihn und seine Familie aufs Schlimmste beleidigt und gedemütigt, habe ihm gedroht und eine Flasche nach ihm geworfen. Nachdem sie das erfahren hatte, habe sie sofort das LKA informiert und um Hilfe gebeten – ohne Bushidos Wissen. Es gehe um Erpressung und dass sie Angst habe, habe sie gegenüber einem Mitarbeiter des LKA erzählt.

Was sie auch vor Gericht erzählt: Veysel K., ein ehemaliger Weggefährte von Arafat, der als "Mann fürs Grobe gilt", soll bei dem Vorfall zunächst auch dabei gewesen sein und für Bushido eingestanden haben. Irgendwann habe dieser Bushido aufgefordert, mit ihm das Büro zu verlassen. Doch Bushido blieb.

Es bleibt die Frage: Warum hat Bushido nicht gemeinsam mit Veysel K. das Büro verlassen? Zweimal stellt der Richter Anna-Maria diese Frage. Eine plausible Antwort hat sie darauf nicht. Veysel K. wird dazu auch nicht mehr befragt werden können. Im März dieses Jahres wurde der mehrfach vorbestrafte Straftäter in die Türkei abgeschoben.

Auch wenn nicht alle Fragen an diesem Tag geklärt werden können, die Aussage von Anna-Maria könnte richtungsweisend für den Prozess sein, der immer verworrener zu werden scheint. Am Ende erklärt sie noch, Textnachrichten aus der Tatnacht zu haben, die belegen sollen, in welch verzweifelten Situation sie und Bushido sich damals befunden haben sollen. Der Richter bekundet, diese Nachrichten sehr gerne sehen zu wollen. Er wird nicht der Einzige sein. Damit wurde Anna-Maria vorerst aus dem Zeugenstand entlassen. Weiter geht es am 30. Juni.

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