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So entwickelt sich American Football nach dem Super Bowl in Deutschland

Cooper Kupp (l.) und Matthew Stafford (r.) feiern den GEwinn des Super Bowls.
Cooper Kupp (l.) und Matthew Stafford (r.) feiern den Gewinn des Super Bowls.Bild: newscom / John Angelillo
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"Viele wissen nicht, dass es das auch in Deutschland gibt": So steht es um die Entwicklung von American Football

14.02.2022, 09:17
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Es waren nur wenige Worte, die Roger Godell am Mittwochabend deutscher Zeit verkündete. "Wir freuen uns sehr, München und Frankfurt in der NFL-Familie willkommen zu heißen und sind glücklich, unsere Fans in Deutschland für ihre Leidenschaft zu belohnen, indem wir ihnen das Spektakel eines regulären NFL-Saisonspiels bieten", sagte der Chef der Amerikanischen Footballliga.

Diese Nachricht löste in Deutschland ähnliche Jubelstürme bei Football-Fans aus wie bei den Spielern der LA Rams, die in der vergangenen Nacht den Super Bowl gegen die Cincinnati Bengals (23:20) gewannen.

Seit längerem war bereits bekannt, dass die amerikanische Football-Liga NFL Deutschland als großen und wichtigen Markt in Europa ausgemacht hat.

"Aber vor allem hilft es auch der NFL, weil sie dadurch deutlich mehr Geld verdienen."
Ex-NFL-Profi Moritz Böhringer über Football-Spiele in Deutschland

Ex-NFL-Spieler Moritz Böhringer sieht die Deutschland-Spiele zwiespältig: "Es hilft, weil es mehr Leuten Zugriff zu NFL-Spielen und zum Football gibt. Aber vor allem hilft es auch der NFL, weil sie dadurch deutlich mehr Geld verdienen", sagt der 27-Jährige im Gespräch mit watson.

"Die NFL kommt nach Deutschland, um zu bleiben", macht hingegen Axel Steinforth, General Manger der NFL Deutschland, im Gespräch mit Spox klar. Die größte und beste Footballliga der Welt will mindestens bis 2025 mit Spielen in München und Frankfurt den deutschen Markt erobern.

Währenddessen kämpfen die heimischen Teams um Nachwuchsspieler, Zuschauer, TV-Übertragungen und Liga-Zugehörigkeiten.

Hype-Sport bei den 14 bis 49-Jährigen

Eine jüngste Studie der AGF Videoforschung, ein Zusammenschluss der deutschen TV- und Streaminganbieter, zeigt, dass 33,8 Prozent der 14 bis 49-Jährigen einmal im Fernsehen in Kontakt mit Football kamen. Einen höheren Wert hatte nur der Fußball.

"Die NFL hat jetzt verstanden, wie viel Begeisterung für Football in Deutschland da ist und belohnt das und gibt dem Sport die Möglichkeit weiter zu wachsen", sagte Jakob Johnson, Profi beim sechsmaligen Super-Bowl-Gewinner New England Patriots, der Deutschen Presse-Agentur.

Auch den Super-Bowl in der Nacht von Sonntag auf Montag sahen über zwei Millionen Zuschauer auf Pro7. Zudem wurde das Spiel beim Streamingdienst DAZN gezeigt. Der TV-Sender zeigt während der regulären Saison am Sonntag zwei NFL-Spiele. Der Streamingdienst bietet seit dieser Saison eine Konferenzschaltung mit deutschen Kommentatoren an.

Während die NFL-Übertragungen in Deutschland boomen und man davon ausgehen kann, dass die Spiele in München (70.000 Zuschauer) und Frankfurt (50.000 Fans) ausverkauft sein werden, kämpfen die deutschen Teams um jeden Zuschauer.

Wenige Teams, die weit auseinander liegen

Nach seiner Zeit bei den Minnesota Viking und Cincinnati Bengals spielt Moritz Böhringer mittlerweile wieder bei seinem Heimatverein – den Schwäbisch Hall Unicorns.

Bei den Heimspielen der Unicorns waren laut Vereinsangaben in der Saison 2019 rund 2000 Zuschauer im Stadion. Damit gehören sie zu den top fünf Teams mit dem höchsten Zuschauerschnitt in der German Football League (GFL). Beim German Bowl – dem Endspiel um die deutsche Meisterschaft – waren im vergangenen Oktober 14.000 Menschen in der Frankfurter Arena, in der künftig auch die NFL ihre Spiele austrägt.

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Moritz Böhringer unterlag mit Schwäbisch Hall im Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen die Dresden Monarchs. Bild: www.imago-images.de / eu-images

Damit das in Zukunft in jedem deutschen Spiel normal ist, hat Böhringer einen ganz pragmatischen Vorschlag: "Das Niveau muss besser werden in Deutschland."

Ein weiteres Problem: Die 16 Mannschaften der GFL sind quer durch Deutschland verteilt. "Viele Teams sind einfach weit verteilt in Deutschland. Es gibt noch nicht viele Leute, die bereit sind, für die Spiele ein paar Stunden zu fahren."

Mitgliederzahlen im Verband steigen

Zwar steigen die Mitgliederzahlen im Deutschen Footballverband konstant seit 2006 und liegen aktuell bei 70.000, doch es ist in Deutschland weiterhin eine Nischensportart.

"Die Unicorns hatten die Idee, das in der Schule einzubringen und AG's anzubieten und sich als Verein in der Schule vorzustellen. Viele wissen gar nicht, dass es die Sportart in Deutschland überhaupt gibt", erzählt Böhringer.

Dem stimmt auch Vollmer zu: "Es wichtig, dass der Sport in die Schulen kommt und man Akademien aufbaut." Und besonders diesen Ansatzpunkt verfolgt die NFL mit ihrem Engagement in Deutschland.

"Es gibt noch nicht viele Leute, die bereit sind, für die Spiele ein paar Stunden zu fahren."
Moritz Böhringer über die Zuschauerzahlen in der German Football League

Zweikampf zwischen den Ligen

Hinzu kommt: Nicht alle Teams in Deutschland spielen auch in der deutschen Liga. Seit einem Jahr gibt es mit der European League of Football eine Konkurrenzliga zur German Football League.

Angeschoben wurde das Projekt vor allem von Patrick Esume, ehemaliger Football-Spieler und Trainer und heutiger Kommentator und Experte bei Pro7. Das Konzept der EFL ist mehr an das des großen amerikanischen Vorbilds angelehnt und mit viel Show verbunden. Das Finale der vergangenen Saison war auf Pro7Maxx zu sehen.

Und die Liga wächst weiter. Nicht mehr acht, sondern zwölf Teams aus Deutschland, Österreich, Spanien, Polen und der Türkei treten gegeneinander an. Mit den Berlin Thunder und Frankfurt Galaxy treten auch zwei deutsche Traditionsvereine in der Liga an.

Moritz Böhringer, der mit Schwäbisch Hall in der GFL spielt, hält den aktuellen Zweikampf für gar nicht so schlimm. "Zum Anfang ist es gut, Konkurrenz zu haben, damit sie sich gegenseitig pushen, um zu bestehen." Langfristig gesehen könne es jedoch nicht gut gehen.

Die GFL äußerte sich auf watson-Anfrage nicht zum Zweikampf der Ligen.

Auf der Suche nach dem Dirk Nowitzki des American Footballs

Was dem Sport in Deutschland jedoch zu noch mehr Popularität verhelfen würde, wären Spieler in den USA, die auf sogenannten "Skill positions" spielen – also Quarterback oder Passempfänger.

Zwei Spieler, die diese Rolle seit kurzem einnehmen, sind Equanomius St. Brown bei den Green Bay Packers und sein Bruder Amon-Ra bei den Detroit Lions. Beide haben eine deutsche Mutter und kommen auch gelegentlich im Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zum Spiel.

"Es ist gut, wenn Spieler wie die St. Brown-Brüder als Receiver gut performen und mit Deutschland in Verbindung gebracht werden", bewertet Moritz Böhringer.

Sebastian Vollmer geht sogar noch ein Stück weiter. Einerseits lobt er deutschen Spieler wie die St. Brown-Brüder, Jakob Johnson (New England Patriots) und auch Mark Nzeocha (San Francisco 49ers), die es in die NFL geschafft haben, "doch wir brauchen einen Dirk Nowitzki des Footballs."

Für Deutsche sei es einfacher, sich mit einem Landsmann zu identifizieren, der eine Ikone in seinem Sport sei. "Irgendwann wird es im Football aber kommen, dass junge Talente mit Football anfangen, statt mit Fußball."

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