Oliver Pocher zeigt auf seinem Instagram-Account schonungslos das vermeintliche Fehlverhalten von Social-Media-Stars auf. Dabei wettert er gegen Sarah und Dominic Harrison, Anne Wünsche oder Gerda Lewis. Auch Wendler-Frau Laura Müller beäugt er kritisch. Insbesondere die angepriesenen Rabattcodes oder Gewinnspiele auf deren Accounts prangert der Comedian stets an. Der Grund: Die Influencer wollen seiner Meinung nach nur neue Follower abstauben.
Um dem entgegenzuwirken, hat sich Pocher nun vor Kurzem selbst ein besonderes Gewinnspiel ausgedacht. Zu gewinnen gibt es den Karton seiner neuen Playstation 5, die Spielkonsole behält der 42-Jährige hingegen selbst. Die Teilnahmebedingungen sind dabei vom Komiker schnell erklärt: "Alles was ihr dafür tun müsst, ist mehreren Accounts zu entfolgen, die alle nur bescheuerte Gewinnspiele veranstalten, um ihre Reichweite künstlich hochzutreiben." Dazu zählen laut ihm Anne Wünsche, Kim Zarwell, Sarah und Dominic Harrison, Gerda Lewis, Laura Müller und Michael Wendler.
Doch wie erfolgreich war Pocher tatsächlich mit seiner Aktion? Marketingleiterin Mona Hellenkemper vom Unternehmen InfluencerDB hat sich für watson die ausgewiesenen Accounts näher angeschaut und erklärt, was der Aufruf in Zahlen tatsächlich gebracht hat. Zudem gibt sie an, ob Pocher mit seinem Vorwurf Recht hat und wie die Gewinnspiele der Influencer zu bewerten sind.
Der Comedian wirft den Influencern im Hinblick auf Gewinnspiele vor, dass sie das alles nur machen würden, damit sie mehr Follower bekommen. Das sei das einzige, was sie können. Mona Hellenkemper bewertet die Art der Followergenerierung so: "Es ist richtig, dass solche Gewinnspiele einen kurzfristigen Followerboost erzeugen. Vor allem am Beispiel von Anne Wünsche und Kim Zarwell sieht man, dass ihr Followerwachstum an den Tagen, nach denen ein Gewinnspiel verkündet wurde, einen Schub erhält, dem dann jedoch negatives Wachstum folgt."
Den Gewinn von neuen Abonnenten bewertet die Social-Media-Expertin folgendermaßen: "Bei solchen Gewinnspielen kommt es tatsächlich oft zu einem kurzfristigen Followerboost. Viele dieser Follower folgen jedoch nur für das Gewinnspiel und entfolgen nach Ende des Gewinnspieles wieder, sodass diese Methode allein nicht dafür geeignet ist, sich langfristig eine loyale und engagierte Community aufzubauen." Aus diesem Grund bewertet sie das kurzfristigen Wachstum auch eher kritisch:
Ein weiteres Problem ist dabei auch das Engagement, das heißt: das Verhältnis der Likes zu den Followern. Hellenkemper erklärt dazu: "Es gibt zahlreiche Beispiele, die zeigen, dass Accounts, die Loop Giveaways veranstalten, ein ganz typisches Bild aufweisen: Die Posts, in denen ein Loop Giveaway promotet wird, erhalten eine extrem hohe Anzahl an Likes und Kommentaren, während andere Posts auf dem Account deutlich weniger Engagement erhalten. Hier zeigt sich deutlich, dass ein Großteil der Audience ausschließlich an den Giveaways interessiert ist, jedoch sonst keinerlei Bezug zu diesem Influencer hat."
In vielen Fällen würden die User dem Influencer tatsächlich nur wegen des Giveaways folgen und nicht etwa, weil sie an dessen Content oder ihm als Person interessiert seien. Dennoch kann der Influencer es schaffen, sich dadurch eine nachhaltige Reichweite aufzubauen:
Schaut man sich nun die Accounts an, die Pocher in seinem Aufruf nennt, ergibt sich allerdings kein großer Einbruch bei den Abonnenten. "Bislang ist bei den Accounts kein massiver Followerverlust erkennbar. Lediglich Kim Zarwell hat Follower verloren", so Hellenkemper. In Zahlen sieht das dann so aus:
Daraus lässt sich schließen, dass die Influencer, bis auf Kim Zarwell, eher Abonnenten dazugewonnen statt verloren haben. Auch Michael Wendlers Followeranzahl blieb stabil von 312,677 zu 313,335. Die Marketingleiterin bewertet Pochers Aktion somit folgendermaßen:
Und weiter: "Pocher weiß natürlich, dass er mit dieser Aktion wieder den Nerv der Leute trifft, die Influencern ohnehin kritisch entgegenstehen. Letztendlich ist es eine geplante PR-Aktion, die mehr ihm selbst nützt, als dass sie den von ihm genannten Influencern schadet."
Insgesamt bleibt dabei ein bitterer Beigeschmack. "Dadurch, dass solche Gewinnspiele meist an Bedingungen geknüpft sind, und erst bestimmte Schritte befolgt werden müssen, um teilnehmen zu können, wie zum Beispiel dem Folgen weiterer Accounts, besteht schnell der Eindruck, dass diese Gewinnspiele nicht ganz uneigennützig veranstaltet werden", sagt Hellenkemper. Viele Influencer würden diese Methode sicher dafür nutzen, um sich gegenseitig Follower zuzuspielen und ihr Wachstum damit anzukurbeln.
Dennoch gibt sie zu Bedenken, dass Gewinnspiele an sich den Influencern die Möglichkeit bieten, ihrer Community Wertschätzung entgegenzubringen und an sich nicht generell negativ eingestuft werden sollten.
Der Grund: "Sinnvolle Gewinnspiele, bei denen Influencer zum Beispiel Produkte verlosen, die sie zugeschickt bekommen haben, oder auch Meet and Greets mit dem Influencer, können die Verbindung zwischen Influencer und Community stärken, vor allem dann wenn sie nicht noch an zahlreiche Bedingungen geknüpft sind." Diese Follower seien generell am Content des Influencers interessiert und interagierten im Regelfall auch außerhalb der Giveaways mit dem Content des Influencers.