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Olympia 2022: Disqualifikationen beim Mixed-Springen – Sven Hannawald mit Kritik

Sven Hannawald arbeitet als Experte für die ARD während der Olympischen Spiele.
Sven Hannawald arbeitet als Experte für die ARD während der Olympischen Spiele.Bild: www.imago-images.de / Eibner/Memmler
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Nach Disqualifikationen im Mixed-Skispringen: Hannawald sieht Entscheidung zwiegespalten

09.02.2022, 17:37
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Als Karl Geiger am Montag im Skisprung-Mixed-Wettbewerb zu seinem ersten Sprung ansetzte, war das deutsche Team noch auf Rang zwei. Als der 28-Jährige dann landete und sich über einen guten Sprung freute, leuchtete der achte Rang auf. In der Zeit, in der Geiger in der Luft war, wurde seine Teamkollegin Katharina Althaus disqualifiziert. Der Grund: Ihr Anzug soll zu groß gewesen sein. Diese Disqualifikation sorgte im Anschluss für große Diskussionen.

Die Person, die die meiste Wut nach den Disqualifikationen abbekommen hat, ist Mika Jukkara. Er ist der Männerkontrolleur, der für die strengen Kontrollen verantwortlich ist. Sven Hannawald ordnet gegenüber watson ein, dass Jukkara ein Kontrolleur sei, "der rigoros auf die Anzüge achtet und deswegen die Herrenwettkämpfe fairer gestaltet sind." Die Athleten und Trainer seien wachsamer und würden ihren Anzug öfter kontrollieren.

Männer-Bundestrainer Stefan Horngacher reagierte im ZDF nach dem Aus aber emotional: "Das war jetzt natürlich echt bitter, das muss man echt sagen. Bei Olympia fangen sie dann an, anders oder mehr zu messen. Für mich ist es ein Kasperletheater."

Was Horngacher meint: Normalerweise haben die Männer eigene Kontrolleure, die die Ausrüstung und die Anzüge begutachten und die Frauen haben eigene Kontrolleurinnen, die das Gleiche machen.

Im Mixed-Wettbewerb seien aber auf einmal auch die Männerkontrolleure bei den Damen dabei gewesen. "Keine Ahnung, was genau war", führt Horngacher aus. Katharina Althaus schrieb noch am Abend in einem Instagram-Post, dass sie "am Boden zerstört" sei und in elf Jahren noch nie disqualifiziert wurde. "Unser Sport wurde dadurch beschädigt. Es wurden Sportler und ihre Träume kaputt gemacht."

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Neben Althaus hatte es beispielsweise auch die Japanerin Sara Takanashi und die Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz getroffen. Das Kuriose: Alle waren am Wochenende beim Einzelspringen mit dem gleichen Anzug an den Start gegangen und nicht disqualifiziert worden.

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Im Damen-Einzelspringen sicherte sich Katharina Althaus noch die Silbermedaille. Bild: imago images / Ramil Sitdikov

Hannawald hätte sich bessere Kommunikation gewünscht

"Stefan Kraft hat gesagt, dass er in seiner Zeit in Peking ein Kilo abgenommen hat und deshalb seinen Anzug angepasst hat. Es wissen alle, dass Jukkara streng ist, deshalb halten sie sich penibel dran", erzählt er. Doch auch für Hannawald sei es überraschend gewesen, dass Jukkara im Mixed-Wettbewerb auch bei den Damen kontrolliert habe.

Exakt an diesem Punkt sieht Hannawald auch eine entscheidende Sache, die hätte besser laufen müssen: "In meinen Augen hätte das Wichtigste sein müssen, den Damen ein bis zwei Tage vorher mitzuteilen, dass Jukkara nach seinen Richtlinien richtig kontrollieren wird. Oder aber, man hätte in diesem Fall, die Kontrolleurin der Damen die Damen kontrollieren lassen und Jukkara wie immer die Herren." Hannawald erklärt die große Aufregung um die Disqualifikationen so: "Die Farce ist ja, dass die Frauen den gleichen Anzug von ihrem Einzelwettkampf gesprungen sind, der da für die Kontrolleurin der Frauen in Ordnung war. Es macht den Anschein, als dass die Kontrolleurin der Damen einen anderen Weg geht, aber eben stetig über die Saison und Dinge durchgehen lässt. Dafür haben jetzt die Damen bezahlt, die es erwischt hat."

Grundsätzlich sieht Hannawald die harten Kontrollen Jukkaras zwiegespalten: "Es war gut, um zu zeigen, dass sich an die Regeln gehalten werden muss. Das Timing dieser Härte, ausgerechnet bei Olympia, ist natürlich besonders für die Springerinnen bitter."

Jukkara-Vorgänger Gratzer kritisiert Kontrolleur scharf

Offener ist die Kritik an Jukkara von dessen Vorgänger Joseph Gratzer. Der 66-Jährige hatte erst im März 2021 den Posten als Skisprung-Materialkontrolleur abgegeben. Er greift Jukkara hart an, sagt gegenüber der "Tiroler Tageszeitung: "Das war ein Desaster!" Gratzer erklärt seine Kritik so: "Ich habe den Eindruck, dass er von heute auf morgen alles verändern und die Kontrolltätigkeit anders anlegen will. Für mich ist er momentan nicht der richtige Mann auf dem Platz, da hat man sich wohl geirrt."

Gratzer erklärt auch, wie er die Kontrolltätigkeiten zu seiner Zeit gehandhabt habe. In dieser Zeit habe die Materialkontrolle "nie ganz im Vordergrund stehen" dürfen. "Sie ist eine Randerscheinung, die Fairness und Chancengleichheit garantiert." Fraglich allerdings, ob Chancengleichheit besteht, wenn einige Teilnehmer einen zu großen Anzug tragen, während sich andere penibel an die Regel halten.

Welchen Vorteil hat ein großer Anzug? Jeder noch so kleine Stoffteil mehr ermöglicht dem Springer oder der Springerin eine größere Fläche während des Sprungs. Dadurch gleiten die Sportler und Sportlerinnen weiter und haben einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz.

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