Leben
Rassismus

Rassismus-Vorwurf: Bekannter Kaffee-Hersteller trennt sich von seinem Logo

Logo, Schriftzug der Kaffee R
Julius Meinl ändert das Logo – zumindest an seinem Stammhaus.Bild: www.imago-images.de / Horst Galuschka
Leben

Motiv "nicht mehr zeitgemäß" – dieser bekannte Kaffee-Hersteller trennt sich von seinem Logo

24.10.2021, 08:2824.10.2021, 12:51
Mehr «Leben»

Nachdem das österreichische Traditions-Kaffeehaus Julius Meinl immer wieder mit Vorwürfen des Rassismus konfrontiert wurde, ändert es jetzt im Zuge seiner Stammhaussanierung auch sein Logo. Geschäftsführer Herbert Vlasaty sagte bei der Pressekonferenz am Donnerstag zur Neueröffnung des Stammhauses "Am Graben 19", das Motiv sei nicht mehr zeitgemäß gewesen, berichtet die Fachzeitschrift "Werben und Verkaufen".

Nach längerer Sanierungszeit eröffnete das Wiener Kaffeehaus am Freitag erneut seine Türen. Diesmal aber moderner als zur ersten Eröffnung 1950 und mit neuem Logo. Bisher zeigte das Meinl-Logo einen schwarzen Jungen mit einer traditionellen Fes-Kopfbedeckung im Profil. Dies gab immer wieder Anlass zu Rassismusvorwürfen. Ursprünglich wurde das Motiv 1924 nur für das Etikett des Meinl-Kaffees entwickelt, wurde später aber zum Markenzeichen des Unternehmens. Vor rund 18 Jahren erhielt es bereits einen Relaunch. Seit Freitag zeigt das Meinl-Logo nur noch den "Meinl-Hut" vor petrolfarbenem Hintergrund.

Logo-Wechsel reicht nicht aus

Doch diese Sanierungsmaßnahme ist vielen nicht umfangreich genug: Der Hut sorgt weiter für Zündstoff. Die Begründung: Die Fes-Kopfbedeckung sei ein Zeichen der Unterdrückung des osmanischen Imperialismus, wie einige Twitter-User zu bedenken geben:

Ein weiteres Problem, das Twitter-Nutzer in dem Logo-Wechsel sehen: Die Unternehmen "Julius Meinl am Graben" und die Mutterfirma "Julius Meinl Coffee Group" sind zwei voneinander getrennte Unternehmen und letzteres nutze das alte Logo nach wie vor, wie Reuters Wien Chef Korrespondent François Murphy anmerkt:

Meinl-Logo: "Hommage an die Geschichte, wie der Kaffee nach Wien kam"

Ob die Mutterfirma "Julius Meinl Coffee Group" das Re-Design des Logos auch übernehmen wird bleibt also abzuwarten. Auf der Unternehmenswebsite heißt es zur Geschichte des Logos: "Das Julius Meinl Logo zeigt einen Jungen mit Fez (rote Kopfbedeckung mit Quaste) als Hommage an die Geschichte, wie der Kaffee nach Wien kam."

Und weiter:

"Das ursprüngliche Logo wurde von dem Wiener Plakatkünstler Josef Binder entworfen. 1924 wurde er gebeten, eine fiktive Figur zu entwerfen, die die Geschichte des kaiserlichen Boten und Kaffeehändlers Georg Franz Kolschitzky 1683 darstellen sollte. Binder zeichnete einen jungen osmanischen Kaffee-Experten, der eine Tasse zum Mund führt. Matteo Thun, der international bekannte Designer, gestaltete das Logo 2004 in seiner heutigen monochrom roten, stark vereinfachten Form neu. Er sagte, dass ihn die historischen Logovorlagen an Wiener Barockengel erinnerten und ließ dies in seinen Entwurf einfließen."

Die Initiative "Mein Julius" kritisiert das Traditions-Kaffeehaus auch nach dem Re-Branding und nennt den "Meinl-Mohr" weiterhin ein Symbol des Rassismus:

"Mein Julius hat keine Lust mehr auf ein dienstbotenartig gesenktes Haupt. Er geht, wann er will. Und wohin er will. Wenn er nicht will, bleibt er. Sein Leben ist kein Schicksal, und er nimmt es selbst in die Hand."
Initiative "Mein Julius" über das Meinl-Logo

(lc)

Bargeld-Überraschung: Cash ist nicht so anonym wie sein Ruf
An so manchem Ort in Deutschland braucht man noch immer Bargeld. Oft wird den entsprechenden Läden auch vorgeworfen, dadurch unentdeckt Mehreinnahmen zu machen. Doch ganz so anonym ist Bargeld gar nicht.

Es gibt einige Kleinigkeiten, an denen man das Alter einer Person relativ leicht erraten kann. Tennissocken etwa gelten seit einigen Jahren als absolutes It-Piece der Gen Z (Millenials tragen nur ankle socks, just admit it).

Zur Story