Die Natur ist mitunter grausam, das vergisst man in der Großstadt leicht. Ob im Wald, in der Savanne oder im Meer, überall gilt das Recht des Stärkeren. Hier befinden sich alle Tiere in einem ewigen Kreislauf aus Fressen und Gefressenwerden.
Wer nicht regelmäßig damit konfrontiert wird, den kann die Brutalität der Tierwelt ganz schön erschrecken. Zum Beispiel, wenn man beim Doomscrollen auf Tiktok über Videos stolpert, in denen sich Greifvögel auf Welpen stürzen. Oder wenn die Katze die blutigen Reste einer Ratte stolz vor der Haustür drapiert.
Oder eben, wenn ein dänischer Zoo dazu aufruft, Haustiere zur Fütterung an die Löwen vorbeizubringen. Was für die Verantwortlichen übliche Praxis ist, löste über die Landesgrenzen hinaus große Empörung aus. "Wie kann man nur?", fragten sich viele.
Ungeachtet dieser Welle der Entrüstung sind bei dem Zoo in Aalborg inzwischen die ersten "Spenden" eingegangen. "The Times" schreibt von insgesamt 22 Pferden, 137 Kaninchen, 53 Hühnern und 18 Meerschweinchen.
Eines der Pferde stammt von der Familie Sohl aus der Ortschaft Saltofte. Die Mutter brachte das geliebte Pony ihrer Tochter in den Zoo, weil es unter starken Schmerzen litt und eine Einschläferung drohte.
Die 44-jährige Dänin erzählte "The Times", dass der Schritt aus ihrer Sicht richtig war. Sie bereue nichts und betonte:
Tatsächlich erklärte der Zoo, dass die gespendeten Tiere von geschultem Personal getötet und anschließend verfüttert werden.
Da es die Initiative schon seit mehreren Jahren gibt, hatte der Zoo offenbar nicht mit der großen Aufregung gerechnet. "Das ist eine ganz übliche Praxis", sagte Anette Sofie Warncke Nutzhorn der Nachrichtenagentur AFP. "Wir haben lediglich eine freundliche Erinnerung verschickt."
"Wir suchen kleine Nutztiere, keine Haustiere", stellte die Zoo-Vertreterin zudem klar. "Das können zum Beispiel Hühner sein, die keine Eier mehr legen", fügte Warncke Nutzhorn hinzu. Raubtiere fingen normalerweise Beute dieser Größe, daher entspreche dies dem "natürlichen Lauf der Dinge". Die gespendeten Tiere müssten aber gesund sein.
Gesunde Zoo-Tiere zu verfüttern, insbesondere um das Risiko von Inzucht zu reduzieren, ist in dänischen Zoos nicht unüblich und hat in der Vergangenheit international Kritik ausgelöst. 2014 war im Zoo von Kopenhagen ein Giraffenjungtier getötet und an die Löwen im Zoo verfüttert worden.
(mit Material von AFP)