Youtube ist eine Schatztruhe voller Fußballvideos. Wenn man sich als Fan über Neuzugänge seines Herzensvereins informieren möchte, findet man auf der Videoplattform zu nahezu allen Spielern dieser Welt Clips, die davon zeugen, wie wahnsinnig gut sie kicken können.
Auch von Borussia Dortmunds Neuzugang Thomas Meunier gibt es zig solcher Youtube-Videos. Der 28-jährige Abwehrspieler kommt zur neuen Saison ablösefrei von Paris Saint-Germain und erhält einen Vier-Jahres-Vertrag bis 30. juni 2024. Der Wechsel des belgischen Nationalspielers galt bereits seit langem als perfekt.
Wer auf Youtube "Thomas Meunier" in die Suchzeile eingibt und einige Meter nach unten scrollt, stößt im digitalen Hort der Video-Kostbarkeiten auf eine zehn Jahre alte, pixelige Bewegtbild-Collage mit dem Titel "Thomas Meunier: Quatre Buts En Deux Matchs". Zu Deutsch: "Vier Tore in zwei Spielen". Ein Paradebeispiel für Youtube-Schätze.
Der Zusammenschnitt von Meuniers doppeltem Doppelpack für den belgischen Klub Royal Excelsior Virton ist ein Zeugnis aus einer Zeit, als der 1,90-Meter-Mann noch Stürmer war. Er trifft per Fernschuss in den Knick, oder überlistet den Torwart des Gegners per Rabona-Schuss:
Beim damaligen Drittligisten Virton erhielt Ex-Offensivspieler Meunier seinen ersten Profivertrag, nachdem er als 15-Jähriger in der Jugendakademie von Standard Lüttich, einem der größten Klubs Belgiens, aussortiert worden war. Der Profifußball war damals weit entfernt für ihn, er jobbte nebenbei als Postbote und in einer Autofabrik.
Durch gute Leistungen bei Virton spielte sich Meunier aber zurück ins Blickfeld der belgischen Topklubs, landete 2011 beim FC Brügge in der ersten Liga, zwei Jahre später war er Nationalspieler. 2016 wechselte er zu Paris Saint-Germain. 2018 feierte er mit Belgien den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft in Russland. Meuniers Karriere ging nach vorne, – während er auf dem Platz immer weiter nach hinten rückte.
Doch seine Torgefahr verlor er auf der Rechtsverteidigerposition nicht. Ganz im Gegenteil. Meuniers Statistik aus seiner vierjährigen PSG-Zeit liest sich fast immer noch wie die eines Offensivspielers: 128 Einsätze und 34 direkte Torbeteiligungen (13 Treffer/21 Assists).
Das Treffen und Vorbereiten ist aber längst nicht alles, was den Verteidiger auszeichnet. Er bringt auch weitere Qualitäten mit, die für Borussia Dortmund im Titelkampf der kommenden Saison essenziell sind. Der Belgier löst sogar gleich mehrere Probleme beim BVB.
Zum einen schließt er eine wichtige Planstelle im Kader von Borussia Dortmund, die die drohende Rückkehr von Leihspieler Achraf Hakimi zu Real Madrid hinterlassen könnte. Der Marokkaner spielt unter Dortmunds Trainer Lucien Favre im 3-4-3-System den Part auf der rechten Außenbahn im Mittelfeld. Diese Position kann Meunier, der Verteidiger mit Offensivdrang, der gerne von hinten nach vorne durchbricht, perfekt ausfüllen. Auch in der belgischen Nationalelf ist der rechte Flügel sein Metier.
Meunier ist zwar kein Sprinter à la Hakimi, aber er ist trotz seiner Physis sehr schnell auf den Beinen und hat auch eine feine Technik. In Sachen Aggressivität und Zweikampfstärke ist der bullige Belgier der Real-Leihgabe sogar ein wenig voraus, auch davon kann das BVB-Team in Zukunft ein bisschen mehr gebrauchen.
Alternativ kann Meunier im 3-4-3-System auch die Position halbrechts in der Dreierkette besetzen. Aktuell spielt dort in der Regel der 35-jährige Lukasz Piszczek, der aber in sein letztes Vertragsjahr beim BVB geht und seine Profikarriere im Sommer 2021 beenden will.
Nicht zuletzt bringt Meunier, der im September 29 Jahre alt wird, viel Erfahrung in die junge Dortmunder Mannschaft: Internationale Erfahrung aus 40 Länder- und 52 Europapokalspielen und – noch viel wichtiger – auch Titelerfahrung. Denn bis auf den bald scheidenden Piszczek, Marcel Schmelzer, der keine Rolle mehr spielt, Mats Hummels und Emre Can wird es in der kommenden Saison keine Spieler im Dortmunder Kader geben, die schon mal einen Meistertitel in einer der Top-Fünf-Ligen Europas gewinnen konnten. Mario Götze, Welt- und Deutscher Meister, wird den Verein verlassen.
Meunier gewann in seinen vier Jahren bei Paris Saint-Germain elf Titel, darunter drei aufeinanderfolgende Meistertitel, hinzu kommt die WM-Bronzemedaille mit Belgien. Dieses Gesamtpaket aus Physis, Fähigkeiten und (Titel-)Erfahrung machen den ablösefreien Thomas Meunier zu einem Transfer, dem kaum ein Risiko anhaftet. "Thomas Meunier ist ein Spieler, der seine Qualität auf höchstem Niveau unter anderem in der Champions League und in der Nationalmannschaft über einen langen Zeitraum hinweg nachgewiesen hat und uns mit seiner Erfahrung richtig guttun wird", sagt Sportdirektor Michael Zorc.
Nun ist der Wechsel also in trockenen Tüchern. In Paris war er unter Thomas Tuchel zwar kein unangefochtener Stammspieler, dennoch schätzt der deutsche Trainer seine Zuverlässigkeit. In Dortmund steigen seine Einsatzchancen. Dazu trifft er auf seine Nationalelfkollegen Axel Witsel und Thorgan Hazard.
Nach Angaben der "Bild" waren auch andere Spitzenklubs wie Tottenham, Arsenal, Neapel oder Valencia an Meunier interessiert.
Das inoffizielle "Welcome to Borussia Dortmund"-Fan-Video gab es übrigens schon vor Bekanntgabe des Transfers in der Video-Goldgrube Youtube.
(as)