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Langston Uibel über "How to Sell Drugs Online (Fast)" und Diversität in der Filmbranche

Langston Uibel ist hier in einer Szene aus der dritten Staffel zu sehen.
Langston Uibel ist hier in einer Szene aus der dritten Staffel zu sehen.Bild: netflix/ bernd spauke
Interview

"How to Sell Drugs Online (Fast)"-Star Langston Uibel: "Ich würde meine Rolle auch nicht wirklich ausstehen können"

27.07.2021, 15:1629.07.2021, 08:53
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Am 27. Juli startet die dritte Staffel der erfolgreichsten deutschen Netflix-Serie: "How to Sell Drugs Online (Fast)". In sechs Folgen gilt es, sich mehr oder weniger das Drogenimperium zu sichern. Neben den bekannten Jungstars wie Maximilian Mundt, Lena Klenke oder Lena Urzendowsky gibt es auch einen Neuzugang. Langston Uibel spielt nun Ranger Joseph, der die Klasse aus dem mittlerweile berühmt-berüchtigten Ort Rinseln in einem Camp betreut.

Im Interview mit watson spricht Langston über seine mittlerweile vierte Netflix-Produktion, erklärt, welche Missstände er in der Filmbranche sieht und sagt, warum für ihn die traditionellen Sender noch nicht da angekommen sind, wo bereits die großen Streamingportale stehen.

Langston Uibel ist erstmals in der Serie "How to Sell Drugs Online (Fast)" zu sehen.
Langston Uibel ist erstmals in der Serie "How to Sell Drugs Online (Fast)" zu sehen.Bild: Kaj Lehner / oe Magazin

watson: Bist du schon aufgeregt, dass du jetzt zum ersten Mal in der Serie "How to Sell Drugs Online (Fast)" zu sehen sein wirst?

Langston Uibel: Ich bin tatsächlich aufgeregt, weil ich neu dabei und gespannt darauf bin, wie mich die Community aufnimmt. Ich freue mich, dass meine Rolle Joseph dazustoßen kann und ich hoffe, dass ich nicht enttäusche. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Serie sehr sehenswert ist. Die dritte Staffel zieht noch mal an, wird kräftiger und vielleicht ein Ticken härter. Trotz allem ist sie aber sehr witzig. Man vergisst manchmal auch, dass die Darstellerinnen und Darsteller alle noch sehr jung sind.

Du warst zuvor bereits in drei Netflix-Produktionen zu sehen. Dazu zählt die Komödie "Isi & Ossi", "Dogs of Berlin" und "Unorthodox". Was ist für dich das Besondere an Streaming-Projekten?

Ich habe jetzt keinen Deal mit Netflix abgeschlossen, sodass ich für sie so viel gedreht habe. Es hat sich von den Inhalten her ergeben. Ich glaube, dass Netflix gerade auf dem deutschen Markt dafür sorgt, dass inhaltlich eine gewisse Internationalität reinkommt, was man auf mehreren Ebenen sehen kann. Natürlich ist einmal ein Punkt Diversität, die oft sehr spezifisch sein kann, aber durch die Plattform hast du die Chance, dass sehr spezielle Geschichten ihre Zuschauerinnen und Zuschauer finden. Deswegen liegt es vor allem an den Inhalten, dass ich da einen sehr guten Partner gefunden habe.

Möchtest du den Streamingdienst als Sprungbrett nutzen, um auch international erfolgreich zu sein?

Mit der Produktion "Unorthodox" hatten wir natürlich super viel Glück. Es ging um eine spezifische Geschichte, die jedoch einen universellen Kern hatte und einmal komplett um die Welt ging. Es war das erste Mal, dass ich mit meiner zweiten Muttersprache auf Englisch spielen konnte. Das war für mich ein Türöffner zurück nach Hause, nach London, wo ich geboren bin. Dort habe ich ein tolles Team, das mit mir zusammenarbeitet.

"So eine Produktion hilft, um zu zeigen, dass aus Deutschland auch tolle Projekte kommen, die Potenzial haben und gesehen werden müssen."

Die Serie wurde auch international für einen der größten Preise nominiert.

Ich denke generell durch solch eine deutsche Produktion wie "Unorthodox" von Netflix, die einen Emmy in Amerika gewonnen hat, öffnet sich gerade ein Raum für Europäerinnen und Europäer auf dem internationalen Markt. So eine Produktion hilft, um zu zeigen, dass aus Deutschland auch tolle Projekte kommen, die Potenzial haben und gesehen werden müssen. Viele Leute sprechen mich darauf an und sind froh, dass es das gab.

"How to Sell Drugs Online (Fast)" ist die erfolgreichste deutsche Netflix-Serie. Der Erfolgsdruck dürfte nicht weniger werden. Spürst du das?

Ja, tatsächlich. Ich muss sagen, in dem Moment, wo ich das Drehbuch bekommen und die Zeilen von meiner Figur gelesen habe, war mir eigentlich direkt schon klar, wie ich das machen will. Dadurch wurde mir ein bisschen der Druck genommen. Ich wurde auch super herzlich von dem ganzen Team vor und hinter der Kamera aufgenommen. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich freuen, dass ich dabei bin. Aber jetzt beim Start denke ich mir schon, ok, krass, wie wird es wohl sein. Es ist schon eine Weile her, dass wir das gedreht haben. Die Vorfreude überwiegt aber auf jeden Fall.

Warum war für dich sofort klar, dass du an der Seite von Maximilian Mundt oder Lena Klenke eine Rolle übernehmen möchtest?

Lena zum Beispiel kannte ich bereits aus Berlin. Hier und da sind wir uns mal über den Weg gelaufen – wie lustigerweise kurz vor dem Dreh bei einer Veranstaltung. Beide sind Schauspielende, die ich schätze. Es ist auch immer die Frage, ob man sich künstlerisch versteht, gut zusammenpasst und spielen kann. Auf der anderen Seite ist es, wie immer im Leben, schön, wenn die Leute nett sind und es Menschen sind, von denen man gerne umgeben ist. Das ist bei allen Mitwirkenden der Fall gewesen. Es ist wirklich ein cooles Team und es ist immer schön, wenn Qualität, aber auch tolle Charakterzüge von privaten Menschen zusammenkommen.

"Das Spannendste für mich war, dass die Rolle jemand war, der mit mir so gar nichts zu tun hat."

Was meinst du, ist das Erfolgsrezept der Serie?

Wenn ich jetzt eine Sache identifizieren müsste, dann zählt dazu, dass dort viele Menschen zusammenkommen, die eine ähnliche künstlerische Vision haben. Ich mag das jetzt gar nicht so nach dem Motto sagen, das sei so krass besonders für Deutschland und ein Vorreiter, aber die Produktion zeigt einen anderen Ansatz als andere Comedy- oder Dramedy-Formate. Da kommen Leute zusammen, die sich verstehen und wissen, was sie da machen wollen. Das ist ein bisschen das Erfolgsrezept.

Was war denn für dich das Spannendste an deiner Rolle, dass du sie sofort haben wolltest?

Das Spannendste für mich war, dass die Figur jemand war, die mit mir so gar nichts zu tun hat. Ich würde meine Rolle auch nicht wirklich ausstehen können, weil ich bereits solche Menschen getroffen habe. Ich kann mich daran erinnern, dass ich mit elf ebenfalls bei so einem Natur-Freundinnen-Freunde-Camp war, wo jeder von seinen Eltern reingesteckt wurde. Da sind immer Leute, die gutgelaunt sind, eigentlich genau das, was du jetzt nicht haben willst, wenn du selbst keinen Bock hast, da zu sein. Ich finde das Konzept der Figur aber einfach wahnsinnig witzig, es hat Spaß gemacht, jeden einzelnen Satz so zu sagen, wie er im Drehbuch stand. Das war cool.

Vor welcher Herausforderung standest du bei den Dreharbeiten?

Probleme oder Herausforderungen hatte ich nicht. Ich habe mich tatsächlich mehr gefreut. Die Arbeit war sehr angenehm und es war schön, im Sommer zu drehen. Das hört sich jetzt vielleicht platt an, aber wir hatten einfach sehr viel Spaß und waren nicht so verkopft. Dazu hatten wir tolle Produzenten und einen tollen Regisseur, der auch genau wusste, was er will. Das heißt, wir konnten uns als Künstlerinnen und Künstler einbringen, aber es gab auch eine Vision. Es hat einfach wahnsinnig viel Spaß gemacht, wir haben sehr viel gelacht.

"Wir waren privilegiert, dass wir das durchziehen konnten."

Erinnerst du dich bei den Dreharbeiten an einen besonderen Moment, den du so schnell nicht vergessen wirst?

Wir haben unter Corona-Bedingungen gedreht. Wir waren privilegiert, dass wir das durchziehen konnten. Dafür waren wir alle sehr dankbar. Wer hätte gedacht, dass wir beim Release immer noch von dem Virus sprechen. Das Spannendste war tatsächlich, dass wir alle zusammen in der Eifel waren. Das ist ein Ort nahe an der holländischen Grenze, wo ich jetzt nicht unbedingt hingekommen wäre, ein Rückzugsort für Leute, die wandern gehen.

Da siehst du dich eher nicht.

Parallel gab es einen All-Inclusive-Treff für Seniorinnen und Senioren, deswegen prallten da zwei Welten aufeinander: zum einen die Crew, die eine Serie dreht und zum anderen viele niederländische Seniorinnen- und Senioren-Paare, die in der Eifel gewandert sind. Es ist immer schön, ein Team zu nehmen und es einfach irgendwo hin zu packen. Da gab es auch einen wunderschönen See, wo wir immer hingefahren sind. Es war tatsächlich eine witzige, auch manchmal surreale, vor allem aber nette Erfahrung.

Langston Uibel und Maximilian Mundt hatten viel Spaß am Set.
Langston Uibel und Maximilian Mundt hatten viel Spaß am Set.Bild: Netflix

Also gekracht hat es nicht am Set?

Nein, ganz im Gegenteil. (lacht) Maximilian und auch die anderen, sind einfach super witzige Menschen und wir haben uns alle gut verstanden.

"In Berlin gibt es noch viel, was passieren kann und vielleicht auch passieren muss."

Du bist in London geboren, 2006 ist deine Familie nach Berlin gezogen. Welche Unterschiede siehst du bei den Städten auch in Bezug auf die Filmwelt?

Man kann hier auch ganz gut Parallelen zur Filmwelt sehen. In Berlin gibt es noch viel, was passieren kann und vielleicht auch passieren muss. Ich finde, das zieht gerade ein bisschen an: Du merkst, die Stadt wird immer internationaler, dockt mehr an den kulturellen Markt an und wird immer relevanter. Natürlich gibt es da auch negative Aspekte wie die Mieterhöhungen.

Das sorgt regelmäßig für große Diskussionen.

Es wird bestimmt auch immer mehr Charaktereigenschaften haben, wie man es in Paris oder New York sieht. London bedeutet für mich einfach Kultur und steht für Internationalität. Jede Kultur der Welt ist da vertreten. Du kannst jedes Essen in der authentischsten Form bekommen und das ist für mich auch Heimat. Wenn ich dahin gehe, lasse ich mich sehr davon inspirieren. Meine Familie hat dort auch eine Bar. Für mich gibt es kein entweder oder, Berlin und London sind beides Teile von mir und beide Städte sind wichtig für mich.

Fehlt dir dennoch etwas in Berlin?

Nein, eigentlich nicht. Mir fehlt eher etwas in London. Das ist mein Zuhause, ich komme hier an, ich merke direkt, dass es hier einfach grüner ist, mehr Platz gibt und ich mich mehr entspannen kann. Das ist alles entschleunigender als London. Da ist einfach immer so viel los. Berlin ist für mich eher ein unentdeckter Fleck. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin hier im Urlaub.

"Wir eifern der Chancengleichheit noch hinterher, die wir eigentlich für alle Menschen in allen Lebensformen versprechen sollten."

Du setzt dich sehr stark für Diversität besonders im Rahmen von Filmproduktionen ein. Was ist deine wichtige Botschaft dahinter?

Es geht einfach darum, dass es wichtig ist, dass jeder Mensch die gleiche Chance bekommt, um das zu machen, was er möchte. Und das bezieht sich auf alles, auf jede Berufswelt. Wenn irgendjemand der Beste sein sollte, dann ist das super, dann soll der Beste auch den Job bekommen, aber jeder soll die Chance haben, der Beste zu sein. Das ist die Botschaft.

Wo siehst du besonders Missstände?

Ich sehe prinzipiell überall Missstände. Wir eifern der Chancengleichheit noch hinterher, die wir eigentlich für alle Menschen in allen Lebensformen versprechen sollten. Wir sollten einfach dafür sorgen, dass jeder die Chance bekommt, sein Leben zu gestalten.

Du sagtest in einem Interview, dass es dir sehr wichtig sei, etwas zu verändern, sonst hättest du auch keine Lust auf diesen Beruf. Gelingt dir das?

Ja, schon. Damit meine ich nicht, dass sich jede Schauspielerin, jeder Schauspieler ständig politisch äußern muss, aber mich erfüllt es, wenn ich ein Projekt wie zum Beispiel "Unorthodox" machen kann, wo man Menschen mit berührt. Das gleiche gilt für "How to Sell Drugs Online (Fast)". Filme und Serien sind für ganz viele Menschen etwas Magisches, Großes, Wichtiges. Es ist toll, wenn du merkst, es beeinflusst wirklich jemanden im Alltag und jemand freut sich darüber, was du da gerade gemacht hast und ist glücklich. Das meine ich damit. Es gibt für mich Projekte, die das mehr schaffen und welche, die das weniger schaffen. Es ist toll, bei etwas dabei zu sein, das Leute wirklich beeinflusst.

"Ich versuche eher immer, von meiner Lebensrealität zu sprechen und nicht zu allem etwas sagen zu müssen."

Hast du mit deinem Einsatz auch schon Gegenwind erfahren?

Ich glaube, Gegenwind erfährt man prinzipiell bei allem, wo Leute zur Seite treten müssen und angehalten sind, darüber nachzudenken: Gebe ich meinen Platz auch mal jemandem, der es ebenfalls verdient hat? Da erlebt man, wo sich die Spreu vom Weizen trennt in puncto: Mache ich das jetzt nur wegen PR oder bin ich wirklich dazu bereit, Veränderungen mit umzusetzen. Es ist für alle schwierig, zur Seite zu treten. Ich würde mich da selbst auch mit einbeziehen. Da wird es immer ein bisschen knirschen.

Für was möchtest du deine Reichweite besonders nutzen?

Ich muss meine Reichweite nicht unbedingt nutzen. Ich überlege mir immer zwei Mal, bevor ich selbst von mir aus spreche. Es gibt ganz viele Menschen, die beruflich in der Politik, Psychologie oder Wissenschaft tätig sind. An die kann man verweisen, anstatt selbst immer ungefragt irgendwas von sich zu geben. Ich versuche eher immer, von meiner Lebensrealität zu sprechen und nicht zu allem etwas sagen zu müssen. Das ist ein komischer Trend unserer Zeit, dass wir zu allem immer was sagen. Aber na klar, mit einer Reichweite kann man natürlich schon mal auf etwas verweisen, wo es Informationen zu holen gibt. Ich glaube, es ist das Wichtigste, dass wir in unserem Zeitalter alle gut über alles informiert sind.

Siehst du Veränderungen in der Filmbranche in Bezug auf Diversität und Gleichberechtigung, was auch die Bezahlung bei Frauen und Männern angeht? Oder geht es nur schleppend voran?

Wir sollten nicht den Tag vor dem Abend loben. Es ist wichtig, immer wachsam zu bleiben und nicht zu denken, dass die Missstände von heute auf morgen aufgeklärt werden. Ich finde es aber sehr schön, dass man sich durch das Internet schnell miteinander vernetzen kann, sich Leute trauen, zu sagen, was ihnen nicht gefällt. Man kann schnell Verbündete finden, um sich gegen etwas auszusprechen. Das ist schon ein guter Status quo, den wir in unserer jetzigen Zeit haben.

"Ich glaube, dass keine Sender in Deutschland das so ermöglicht hätten und uns auch so viel Vertrauen geschenkt hätten."

Findest du, es ändert sich dadurch was?

Wir müssen immer schauen, dass sich der Aktivismus im Internet auch tatsächlich im echten Leben durch Taten zeigt. Da muss man wachsam bleiben. Nur etwas zu sagen, ist keine automatische Transferleistung und wir können nicht davon ausgehen, dass es gleich passiert. Das hängt meistens immer damit zusammen, dass wir systematisch wirklich etwas verändern müssen. Die Umsetzung ist dann doch schwerer.

Siehst du dabei auch Unterschiede zwischen einem Streaminganbieter wie Netflix und dem linearen Fernsehen?

Ich fühle mich auf jeden Fall bei Netflix sehr wohl. Ich glaube, die Unternehmenskultur ist das, was Deutschland oder vielen traditionellen Sendern und Produktionsfirmen noch fehlt. Wenn man sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Netflix anguckt, fällt auf, dass die Menschen dort ein internationales Format repräsentieren. Sie sind vernetzt und angedockt mit dem, was in der Welt passiert. Ich mag das gerne, wenn Leute über den Tellerrand hinausschauen. Es macht alles immer nur besser. Es ist toll, wenn man alles mit in Betracht zieht.

Siehst du das auch in der filmischen Umsetzung?

Das bezieht sich auch auf die Formate. Bei "Unorthodox" beispielsweise war es ein tolles, weibliches und so junges Team. Wir hatten eine schöne Atmosphäre am Set, weil so viele Menschen aus der ganzen Welt zusammenkamen: aus Amerika, Israel, Deutschland, England. Daraus ist sowas Tolles entstanden. Ich glaube, dass keine Sender in Deutschland das so ermöglicht hätten und uns auch so viel Vertrauen geschenkt hätten.

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