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"Let's Dance"-Star: "Das war für mich wirklich die Hölle"

Prince Charming: Nicolas Puschmann. Charme, Sexappeal und Humor _ der 28-j
Nicolas Puschmann ist einer von 14 Kandidaten bei "Let's Dance". TVNOW/ Arya Shirazi
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Nicolas Puschmann tanzt bei "Let's Dance" mit einem Mann – und versteht, wenn das jemand "am Anfang gewöhnungsbedürftig" findet

28.02.2021, 14:1428.02.2021, 14:25
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Der ehemalige Prince Charming Nicolas Puschmann hat nach seinem Kuppel-Show-Debüt im Jahr 2019 weitere große Projekte in Angriff genommen. Zum einen wirkte er neben 17 anderen Stars an dem Buch "Coming Out" mit, zum anderen ist er als einer von 14 Kandidaten in der 14. Staffel von "Let's Dance" zu sehen.

Im Interview mit watson hat der TV-Star nun über seine "Let's Dance"-Teilnahme und den Umgang der Medien mit Menschen aus der LGBTQ-Community gesprochen.

Sebastian Goddemeier hat für das Buch "Coming Out" (Link zum Buch bei Amazon) mehrere Stars porträtiert.
Sebastian Goddemeier hat für das Buch "Coming Out" (Link zum Buch bei Amazon) mehrere Stars porträtiert.Bild: Münchner Verlagsgruppe

watson: Du hast im TV unter 20 Kandidaten als "Prince Charming" einen Partner gesucht. In Köln wurdest du durch Zufall angesprochen. Wie groß war die Hürde dabei, sich vor einem Millionenpublikum zu präsentieren und etwa offen im TV über Anal-Waxing zu sprechen und zu knutschen?

Nicolas Puschmann: Während der Produktionszeit auf Kreta habe ich in einer Blase gelebt. Ich war so interessiert an den Männern, dass mir egal war, ob da eine Kamera steht oder ich ein Mikro umhabe. Ich habe die Zeit einfach sehr geliebt und genossen, so anders und frisch zu daten. Es war mir auch egal, ob ich Anal-Waxing sage oder mich im Stringtanga bemalen lasse. Ich fand das gar nicht schlimm.

Die Sendung wurde vielfach thematisiert.

Als ich mich auf das Projekt eingelassen habe, ahnte ich nicht, wie groß das wird. Ich hatte mich dafür nicht beworben und wusste nicht, dass das überhaupt stattfindet. Ich war mir sicher, dass die Show ein Online-Format bleibt und nur ein paar Menschen sehen werden. Hätte ich das damals gewusst, was für ein Riesenerfolg diese Produktion wird, dann hätte ich einen anderen Druck verspürt. Aber so war es einfach schön und total toll.

Wie war die Reaktion nach der Ausstrahlung auf dich? Gab es auch homophobe Beleidigungen?

Ich habe widererwartend keine homophoben Beleidigungen bekommen. Nach der TVNOW-Ausstrahlung kam gar nichts. Als ich dann erfahren habe, dass wir noch mal auf Vox laufen, dachte ich mir, ok, das wird jetzt noch mal eine ganz andere Nummer. Aber ich habe zum Glück genau das Gegenteil erlebt und danach viel Zuspruch bekommen.

"Generell ist queeres Dating genau dasselbe, mit denselben Emotionen, Zweifeln, mit derselben Eifersucht, Trauer."

Wie sahen diese positiven Reaktionen aus?

Leute aus meinem Umfeld haben sich danach endlich getraut, sich zu outen. Viele Zuschauer fanden das toll, dass da jemand ist, der zeigt, dass Männer-Dating nicht anders abläuft als bei Frauen und Männern. Generell ist queeres Dating genau dasselbe, mit denselben Emotionen, Zweifeln, mit derselben Eifersucht, Trauer. Ich freue mich, dass sich so viele dafür entschieden haben, sich selbst zu lieben und wertzuschätzen.

"Eine klassische Tanzerfahrung im Standard- und Lateintanz habe ich jedoch nicht und ich habe noch nie eine Tanzschule besucht, deshalb wird 'Let's Dance' eine spannende Reise für mich."

Nach "Prince Charming" kommt für dich nun das nächste große TV-Highlight: Du bist als Kandidat bei "Let's Dance" dabei. Geht damit ein Traum in Erfüllung?

Für mich war es ein großer Wunsch, bei "Let's Dance" mitzumachen, weil mich das Thema Tanz schon mein ganzes Leben begleitet. Ich wurde damals von meiner Mutter zu Bauchtanzfestivals mitgenommen und konnte schauen, wie das mit den Bewegungen und dem Ausdruck funktioniert. Ich habe das auf Schützenfesten und Geburtstagen geliebt, mir die Mädels zu schnappen und einen flotten Diskofox hinzulegen. Eine klassische Tanzerfahrung im Standard- und Lateintanz habe ich jedoch nicht und ich habe noch nie eine Tanzschule besucht, deshalb wird "Let's Dance" eine spannende Reise für mich.

Warum hast du dich dafür entschieden, mit einem Mann zu tanzen?

Ursprünglich habe ich gedacht, dass ich gerne mit einer Frau tanzen möchte, weil das optisch ein schönes Bild ergibt und es toll aussieht, wie die Kleider fliegen. Ich habe mich aber auch mit Equality Dance, also gleichgeschlechtlichem Paar-Tanz, beschäftigt. Bei "Dancing Stars" in Österreich gab es auch ein Pärchen, das aus zwei Männern bestand und ich habe mich dabei erwischt, dass ich selbst als schwuler Mann das gewöhnungsbedürftig fand. In dem Moment dachte ich mir, hey Nicolas, was geht denn hier gerade ab? Du findest das gewöhnungsbedürftig, das ist doch genau das, was du bei den Leuten ändern möchtest.

"Ich kann sogar ein Stück weit verstehen, dass das für die Zuschauer vielleicht am Anfang ein bisschen gewöhnungsbedürftig sein wird."

Somit stand für dich die Entscheidung fest.

Ja, bei "Prince Charming" habe ich gesagt, ein Kuss zwischen zwei Männern ist nichts, wo jemand wegschauen sollte und mit meinem Tanzpartner kann ich jetzt die RTL-Mediengruppen-Geschichte weitererzählen. Ich kann sogar ein Stück weit verstehen, dass das für die Zuschauer vielleicht am Anfang ein bisschen gewöhnungsbedürftig sein wird. Gewöhnungsbedürftig ist aber super, denn es bedarf damit eben nur einer Gewöhnung. Ich hoffe, je öfters man das sieht, desto mehr Verschmelzen die Geschlechter und es wird nicht mehr darauf geachtet. Es geht nicht um Mann und Mann, sondern es geht um Leidenschaft zum Tanz, Authentizität und echte Emotionen.

Diversität spielt im TV eine immer größere Rolle. Das ist natürlich begrüßenswert. Dennoch hat Jochen Schropp gegenüber watson kürzlich kritisch angemerkt, dass gerade deutsche Sendeanstalten und Produzenten auch zeigen müssen, dass sie "mehr können, als Stereotype abzubilden". Kannst du das nachvollziehen?

Ich kann das ein Stück weit nachvollziehen, was Jochen damit meint. Das erinnert mich tatsächlich an einen Werbespot von der Deutschen Bahn, der im vergangenen Sommer lief. Dort ging es auch um Diversität. Dramatischerweise wurden dort die typischen Klischeebilder bedient: Lesbische Frauen wurden als Bauarbeiter und die homosexuellen Männer in Lederlatex-Kostümen präsentiert.

Was für ein Klischee! Gerade im TV ist das immer wieder ein Thema.

Es ist manchmal immer noch so, dass die Medienlandschaft versucht, gewisse Sparten von Menschen klischeemäßig darzustellen, dass auch ja der Zuschauer versteht, das ist jetzt ein schwuler Mann, das ist jetzt eine lesbische Frau. Aber wie stellt man dann einen Heterosexuellen dar? Unsere Community ist so vielfältig wie der Rest der Gesellschaft auch.

"Genau das ist das Problem, warum die Gesellschaft denkt, alle Schwulen sind quietschfidel und alle Lesben ziehen Lkws."

Die Darstellung von homosexuellen im TV scheint oft nach wie vor fern von jeder Lebensrealität zu sein. Das hatte vor einer Weile auch der Sprecher des Lesben- und Schwulen-Verbands im watson-Interview kritisiert. Siehst du das auch so und was müsste sich deiner Meinung nach ändern?

Ja, oftmals wird auch da in die Klischeekiste gegriffen: pinke Farbtöne, rosa Einhörner, bloß Plüsch und bloß viel Ekstase. Genau das ist das Problem, warum die Gesellschaft denkt, alle Schwulen sind quietschfidel und alle Lesben ziehen Lkws. So ist es natürlich nicht.

Nein, so ist es wirklich nicht. Trotzdem wird es immer wieder so dargestellt.

Das ist gerade das, was wir nicht wollen. Wir wollen dieses Label nicht. Mein persönlicher Wunsch wäre, dass sich niemand mehr outen muss. Ich finde, wie Jannik Schümann sein Outing auf Instagram mit einem Bild von sich und seinem Freund gemacht hat, ist der richtige Weg. Wir sollten irgendwann dahinkommen, dass es noch leichter wird und keine große Sensation mehr ist, ob man einen Mann oder eine Frau liebt.

Was muss in der TV-Landschaft noch passieren, damit Diversität keine Ausnahme mehr darstellt, sondern zur Normalität wird?

Es muss ein fester Bestandteil werden, Menschen aus der LGBTQ-Community zu sehen. Die Gewöhnung daran ist einfach das, was meiner Meinung nach fehlt. Wenn man Leute auf der Straße fragt, wie sie es finden, wenn sich zwei Männer küssen, ist meist von mittel bis älteren Menschen die Antwort: gewöhnungsbedürftig. Das ist für mich was Positives. Man muss es einfach öfters zeigen, dann wird es zur absoluten Normalität. Wir sollten nicht mit dem Finger darauf zeigen, wenn etwas in eine homosexuelle Richtung geht, sondern darüber normal berichten und normal kommentieren.

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