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Bundesliga: Wie Fans von Traditionsklubs eine neue Fußball-Begeisterung auslösen

Schalke Fans feiern den Aufstieg mit Simon Terodde S04 FC Schalke 04 - St. Pauli 07.05.2022, Fussball Saison 2021/22 Foto: Moritz M
Schalkes Simon Terrodde feierte mit Fans den Aufstieg in die Bundesliga. Bild: www.imago-images.de / imago images
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"Der heimliche Star": Wie Fans von Traditionsklubs eine neue Fußball-Begeisterung auslösen

In seiner wöchentlichen Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv für watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
20.05.2022, 18:4228.01.2023, 09:37
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Nach zwei Jahren Corona bedingter Zurückhaltung bewegt sich gegenwärtig viel in der Fußball- und Fankultur. Nicht überall und schon gar nicht ausschließlich in den Top-Vereinen der Bundesliga – aber in allen sogenannten Traditionsvereinen. Hier hat der Fußball eine Geschichte. Dort ist er auch kulturell tief verwurzelt und an das Leben der Menschen gebunden.

"Lernt aus der aktuellen Entwicklung in den Traditionsvereinen! Tragt dazu bei, diese geniale Fußballbegeisterung zu kultivieren und dauerhaft zu sichern!"

In Vereinen wie Union Berlin, Eintracht Frankfurt, dem FC Kaiserslautern oder dem SC Freiburg wird der Sport von den Mitgliedern und Fans getragen und genau aus diesem Grund euphorisch zelebriert. Ungeachtet der Tatsache, dass man mit seinem Team weder in der nationalen Meisterschaft, noch in der Champions League mitspielen darf.

Diese Entwicklung ist nicht nur mitreißend und hochgradig unterhaltsam.

Wir können hieraus auch Antworten in Hinblick auf die Frage: "Welchen Fußball wollen wir?" ableiten. Deutlicher als je zuvor.

Fanforscher Harald Lange.
Fanforscher Harald LangeUni Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 53-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Premier League und finanzstarke Investoren als Vorbild nicht nötig

Die aktuell sichtbare euphorische Stimmungslage hat nicht nur mit sportlichen Erfolgen zu tun. Es geht um viel mehr: Ich meine, Fans haben Freude an der Ursprünglichkeit des Spiels!

Am Gewinnen und fairen Verlieren, am Aufstieg (Schalke, Essen) ebenso wie am abgewendeten Abstieg (Stuttgart), an der Qualifikation für den internationalen Fußball (Köln) oder an der wiedererlangten Einsicht, dass die Fans der eigentliche Star des Fußballs sind (Frankfurt) und ihr Team gegen übermächtige Gegner (Barcelona) durch die gesamte Europa- League-Saison hindurch bis zum Titelgewinn leiten und antreiben können.

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Nach dem geglückten Klassenerhalt am letzten Spieltag stürmten die Fans des VfB Stuttgart den Platz. Bild: imago images / imago images

Während bei den Bayern der 10. Meistertitel in Folge definitiv nur noch als Routine wahrgenommen und nicht mehr begeistert gefeiert wird, setzen die Fans der Traditionsvereine eine neue Benchmark für die Qualität des Deutschen Fußballs im Allgemeinen und die der Bundesliga im Besonderen.

Wer den Fußball als reinen und fairen Sport liebt, der kann auf das vermeintliche Vorbild der englischen Premier League getrost verzichten. Ebenso auf die finanzstarken Investoren aus Katar, Saudi-Arabien oder den USA, die Geld in diesen Fußball stecken, um einen Imagegewinn oder einen anderen Return of Invest herauszuziehen.

Klassisches Vereinswesen stärken

Die stimmungsgeladenen Geschichten der abgelaufenen Saison 2021/22 müssen aufgearbeitet werden, um der Zukunft des Fußballs eine neue Orientierung zu geben. Ich sehe hier viele Indizien, die dahingehend wirken, dass wir das klassische Vereinswesen neu beleben und stärken müssen, um die Bindung an den professionellen Fußball weiter zu vertiefen.

Hierzu gehört auch das Bewahren der sogenannten 50+1-Regel und die Skepsis gegenüber Mäzenen, Investoren, Aktiengesellschaften und Unternehmern, die aus dem Fußball zuallererst ein Geschäft machen wollen.

Demgegenüber bieten Tradition, Mitbestimmung, Vereinsdemokratie, Solidarität und die viel beschworenen Werte des Sports meiner Meinung nach die Voraussetzungen dafür, dass sich Menschen in den Fußball verlieben und sich dauerhaft binden. Deshalb sehe ich genau dort die tragenden Säulen der Zukunft des Fußballs.

Task Force muss aktuelle Fußballbegeisterung absichern

Jetzt wäre der optimale Zeitpunkt für die Gründung einer Task Force zur Sicherung dieser Fußballphilosophie. Denn jetzt hätten wir im Schatten der unsäglichen Champions-League-Reform, der moralisch verwerflichen WM in Katar und der Langeweile des Titelrennens in der Bundesliga eine Gemengelage spannender und überaus wertvoller Anlässe, die uns zeigen, was wirklich guter Fußball sein kann.

Begeisternder Fußball ist mehr als ein 1:0, mehr als ein Return of Invest und mehr als die Teilnahme an oder in der sogenannten Königsklasse. Mein Rat an alle Lenker und Mächtigen des Fußballs: Lernt aus der aktuellen Entwicklung in den Traditionsvereinen! Tragt dazu bei, diese geniale Fußballbegeisterung zu kultivieren und dauerhaft zu sichern!

Die Wurzeln der Begeisterung wachsen an der Basis und in jedem Traditionsverein unseres Fußballlandes! Wir werden im DFB-Pokalfinale am Samstag mit dem SC Freiburg und seinen 30.000 Vereinsmitgliedern und zahlreichen Fans ein weiteres Beispiel dieser Idee von Fan- und Fußballkultur erleben.

Demgegenüber steht als Endspielgegner das Konstrukt aus Leipzig mit seinen lediglich 21 stimmberechtigten Vereinsmitgliedern für eine völlig andere Idee des Fußballs. Wem auch immer das gefallen mag: Ich halte den Freiburgern die Daumen!

FC Bayern: Möglicher Abgang von Dayot Upamecano – Insider bezieht Stellung

In der französischen Nationalmannschaft gehört Dayot Upamecano zur Stammformation, beim FC Bayern hat er seinen Platz in der Innenverteidigung wiederum verloren. Bei den drei vergangenen Bundesliga-Partien gegen Freiburg, Mainz und Darmstadt stand "Upa" nicht in der Startelf, Trainer Thomas Tuchel setzte im Abwehrzentrum stattdessen auf Mathjis de Ligt und Eric Dier.

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