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"Anne Will": Ärztepräsident Montgomery sieht "Tyrannei der Ungeimpften"

Frank Ulrich Montgomery teilt bei Anne Will ordentlich aus gegen Ungeimpfte.
Frank Ulrich Montgomery teilt bei Anne Will ordentlich aus gegen Ungeimpfte. bild: screenshot ard
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Ärztepräsident Montgomery zu Anne Will: "Wir haben eine Tyrannei der Ungeimpften"

08.11.2021, 07:1108.11.2021, 07:27
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Die Anzahl der Corona-Infektionen steigt wieder erschreckend schnell, die Impfquote hingegen nur noch langsam. Anne Will diskutiert die Corona-Lage in ihrer Sendung mit Gästen. Einer von ihnen fordert ziemlich weitreichende Folgen für Ungeimpfte. Mit dabei sind:

  • Markus Söder (CSU, Parteivorsitzender der CSU und Ministerpräsident in Bayern)
  • Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen, Fraktionsvorsitzende im Bundestag)
  • Frank Ulrich Montgomery (Vorsitzender des Weltärztebundes)
  • Alena Buyx (Professorin für Medizinethik und Vorsitzende Deutscher Ethikrat)
  • Christine Vogler (Präsidentin des Deutschen Pflegerats)
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ist aus München zugeschaltet.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ist aus München zugeschaltet. bild: screenshot ard

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder ist zurück in seiner Rolle als Corona-Hardliner und Warner. Er ist aus Nürnberg zugeschaltet. Söder vermutet, dass die Intensivstationen bald vor der Wahl stehen, ob sie "überwiegend ungeimpfte Covid- oder geimpfte Krebs- oder Schlaganfallpatienten behandeln". Eine Art Freedomday wie ihn Marco Buschmann, parlamentarischer Geschäftsführer der FDP, für den 20. März avisiert hat, hält er gerade für "ein völlig falsches Signal".

"Wir brauchen tatsächlich mehr 2G, wir brauchen 3G am Arbeitsplatz."
Markus Söder

In einigen Bundesländern gibt es die 2G-Regeln bereits, andere diskutieren sie und werden wohl folgen. Dass es keine Ministerpräsidentenkonferenz gibt, sorgt bei ihm für Unverständnis, auch wenn es "manchmal anstrengend sei". Ein gemeinsames Vorgehen ist für ihn "der beste Weg".

Als Anne Will ihn auf seine schlechten Zahlen in Bayern anspricht, schiebt er die Verantwortung überraschend und ziemlich frech in Richtung Grünen und adressiert die Fraktionsvorsitzende im Studio direkt: Das läge daran, dass es in Bayern neben Querdenkern eben auch "viele Anhänger von Ihnen, Frau Göring-Eckhardt, gibt: Esoteriker". Göring-Eckardt verwehrt sich natürlich gegen diese Unterstellung. Aber Söder ist in seinem Element. Mehrfach beklagt er die Begründungen der Impfgegner. "Es schmerzt mich jedes Mal so ein Unsinn – manchmal ist man aber auch fast ein bisschen am verzweifeln, mit welchen Argumenten gearbeitet wird."

Er hält es für "möglich und auch vertretbar über eine Art von Impfpflicht zu diskutieren". Er meint vor allem eine Pflicht etwa im Pflegebereich, um eine Aussage zur allgemeinen Impfpflicht drückt er sich. Wichtig ist ihm aber auch, dass der Arbeitgeber das Recht erhält, den Impfstatus zu erfragen.

Freiwillig hat der Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich neulich in einem TV-Interview gesagt, dass er nicht geimpft ist. Söder sieht das sehr kritisch. "Joshua Kimmich ist ein toller Spieler, der normalerweise Verantwortung annimmt." Sein Engagement auf dem Platz und sein Verhalten in der Corona-Pandemie seien etwas, das "irgendwie nicht zusammenpasst".

Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt wirft der Großen Koalition Versäumnisse vor.
Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt wirft der Großen Koalition Versäumnisse vor.bild: screenshot ard

Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt muss sich noch einiger Spitzen von Markus Söder erwehren, aber eigentlich ist sie ja in einer bequemen Situation. Sie kann beklagen, dass die Große Koalition an der derzeitigen Lage Schuld trägt. und das tut sie auch. "Die Situation war so absehbar. Da hätte man schon vor der Bundestagswahl etwas machen können." Zum Beispiel die Booster-Impfung rein technisch organisieren. "Die Bundesregierung hat leider keine Vorbereitungen getroffen." Bei den 12-17 Jährigen seien noch nicht einmal die Hälfte geimpft. Sie kann sich Impf-Busse vor Schulen sowie viel mehr mobile Teams vorstellen. Dass die "epidemische Lage nationaler Tragweite" aufgehoben wurde, hat für sie vor allem den Grund, dass alles rechtssicher sein müsse. Genau aus diesem Grund sei wohl auch 2G nicht bundesweit, sondern nur nach jeweiliger Lage durchsetzbar, glaubt sie.

Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebundes pirscht sich an die Impfpflicht heran.
Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebundes pirscht sich an die Impfpflicht heran.bild: screenshot ard

Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebundes, sieht hingegen "kein Ende der pandemischen Lage". Er rät auch davon ab, "nie"-Aussagen zu tätigen, gerade was Lockdowns oder Impfpflicht angeht. Irgendetwas werde man machen müssen, ist er sicher. Der Ärztepräsident redet sich in Rage:

"Wir haben eine Tyrannei der Ungeimpften, die über zwei Drittel Geimpfte bestimmen."
Frank Ulrich Montgomery

Nun ist bekannt, dass auch Geimpfte das Virus weitergeben können. Aber laut Motgomery gebe es sogenannte Impfdurchbrüche nur im Bereich von rund 2 Promille. Ohne den Namen zu nennen bezieht er sich auf Joshua Kimmich und fordert, er dürfe "nicht auflaufen, bis er in der Situation ist, dass er niemanden anders gefährdet". Doch damit nicht genug: Montgomery zieht Italien heran, wo im Arbeitsleben bereits die 3G-Regel Anwendung findet. Der Mediziner wünscht sogar noch weitere Sanktionen. "Wenn man sich innerhalb einer bestimmten Zeit nicht impft, muss man wissen, ist auch der Arbeitsplatz in Gefahr." So weit hat sich bisher kaum jemand in der Impfdiskussion vorgewagt.

Geimpfte können sich in dieser Diskussion zurücklehnen. Zumindest erstmal. Denn nachdem die Politik in den vergangenen Tagen die Booster-Impfungen für alle auf den Weg gebracht hat, hält er ein regelmäßiges Impfen für wahrscheinlich. "Man wird dann immer wieder nachboostern müssen."

In Österreich wurde die Gültigkeit der Impfung auf 9 Monate festgelegt. Danach gilt man wieder als ungeimpft. "Auch das Impfzertifikat der EU wird auslaufen", ist sich Montgomery sicher. Auf eine genaue Zeitspanne will er sich nicht festlegen.

In der Runde besteht absolute Einigkeit, was die Sinnhaftigkeit der Impfung angeht. Während sich alle zumindest mit einer Impfpflicht im Gesundheitssystem sympathisieren, sieht das Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, genau anders herum: "Wir haben dieselben Rechte und Pflichten wie alle Leute dieses Landes." Und darum wehrt sie sich gegen eine Impfpflicht nur fürs medizinische Personal. Wenn, dann ist sie für die große Lösung: "Wir wollen die Impfpflicht für alle."

Ethikrat-Vorsitzende Alena Buyx will mit Prämien zur Impfung locken.
Ethikrat-Vorsitzende Alena Buyx will mit Prämien zur Impfung locken.bild: screenshot ard

Alena Buyx hat Bedenken. Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats findet: "Eine allgemeine Pflicht wäre sehr, sehr schwer zu begründen." Anders sei es in der Pflege. "Da kann man eine besondere Verantwortung nicht von der Hand weisen."

Sie macht sich übrigens wenig Hoffnung auf eine einfach so deutlich steigende Impfquote. Es gebe belastbare Daten, dass von den bisher noch Ungeimpften. "Sehr, sehr viele Leute davon wollen ungeimpft bleiben." Helfen könnten da allenfalls "direkte, aufsuchende Ansprache" oder Anreize. "Nicht nur die Bratwurst, sondern auch eine kleine Impfprämie", man müsse jetzt "aus allen Rohren schießen". Impfen sei fast nie Privatsache und in einer pandemischen Situation schon gar nicht. "Die freie Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, hat einen Effekt auf andere."

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