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Am Mittwoch sind nach fünf Jahren Verhandlung in München die Urteile im NSU-Prozess ergangen.
Das Urteil, die Begründung und die Reaktionen.
Das Urteil erläuterte am Mittwoch Gerichtssprecher Florian Glwitzki.
Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) begrüßte das Urteil. Der Vorsitzende Gökay Sofuoglu wünschte aber weitere Ermittlungen im rechtsextremen Umfeld von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Die Bundesanwaltschaft habe in dem langen Prozess Erkenntnisse aus parlamentarischen Untersuchungsausschüssen und zahlreichen Recherchen der Zivilgesellschaft nicht berücksichtigt und sich auf die Theorie eines isolierten Terror-Trios versteift.
Gökay Sofuoglu, Türkische Gemeinde Deutschlands
Gamze Kubasik in München. Bild: Sachelle Babbar/imago
Gamze Kubasik, deren Vater 2006 in Dortmund von der NSU ermordet worden ist, bezeichnete Zschäpes Verurteilung als "ersten und sehr wichtigen Schritt." Auch sie forderte aber weitere Ermittlungen.
Gamze Kubasik, Tochter von Mehmet Kubasik, den die NSU 2006 in Dortmund ermordeten.
Außenminister Heiko Maas, SPD, erinnerte an die "Stärke des Rechts", mahnte aber auch: "Was die Täter angerichtet haben, ist durch nichts wiedergutzumachen."
Der ehemalige Grünen-Chef Cem Özdemir hielt das Urteil für gerecht. Er forderte aber auch weitere Untersuchungen. Der NSU-Komplex sei "nicht aufgeklärt", so Özdemir.
Auch die Linkspartei forderte weitere Ermittlungen im Umfeld von Beate Zschäpe.
Charlotte Knobloch, ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, begrüßte das Urteil, forderte aber weitere Anstrengungen das rechtsextreme Netzwerk im Umfeld des NSU aufzuklären.
Mehmet Daimagüler, Anwalt der Nebenklage, begrüßte das Urteil gegen Zschäpe.
Mehmet Daimagüler, Anwalt der Opferfamilien ard
Das Urteil gegen Carsten S. fand Daimagüler zu hart. Er habe "als einziger zur Aufklärung beigetragen". Insgesamt mochte der Anwalt der Opferfamilien im Urteil "Licht und Schatten" erkennen. Sein Fazit:
Mehmet Daimagüler, Anwalt der Opferfamilien ard
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter unterstützte die Forderung der Opfer-Beauftragten der Bundesregierung, Barbara John, die staatlichen Entschädigungsleistungen zu erhöhen.
Toni Hofreiter, Grünen-Fraktionschef phoenix
Bayerns Regierungschef Markus Söder, CSU, lobte das Urteil. Er erklärte:
Markus Söder, CSU, Ministerpräsident des Freistaats Bayern
Die frühere Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, FDP, reagierte nicht unmittelbar auf Söder. Aber sie nutzte das Urteil um "eine verbale Abrüstung in der Flüchtlingsdebatte" anzumahnen.
Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau, Linke, ging hart mit der Rolle des Verfassungsschutzes ins Gericht. Sie zog ein bitteres Urteil zur Mordserie des NSU.
Petra Pau, Bundestagsvizepräsidentin, Linkspartei phoenix
(per)