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Mehr rechte Gewalt in Ostdeutschland – melden Opferberatungsstellen

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Mehr rechte Gewalt in Ostdeutschland – melden Opferberatungsstellen

02.04.2019, 15:51
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Die Beratungsstellen für Opfer rechter Gewalt haben einen Anstieg der Gewalt in Ostdeutschland registriert. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl der von ihnen erfassten rechten Gewalttaten 2018 insgesamt um rund acht Prozent. Das teilte der Verband der Beratungsstellen (VBRG) am Dienstag in Berlin mit.

  • In Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gab es demnach 1212 Angriffe, die rechts, rassistisch und antisemitisch waren.
  • Damit seien in Ostdeutschland täglich mindestens fünf Menschen Opfer rechter Gewalt geworden. Unter den 1789 direkt davon Betroffenen waren auch mehr als 250 Kinder und Jugendliche.

Die meisten Fälle waren offenbar rassistisch motiviert

Zwei Drittel aller Angriffe – 793 Fälle – seien rassistisch motiviert gewesen und hätten sich zu einem großen Teil gegen Flüchtlinge, Menschen mit Migrationshintergrund und schwarze Deutsche gerichtet, hieß es weiter. Eine weitere große Gruppe von Betroffenen rechter Gewalt waren vermeintlich politische Gegner. Hier gab es 188 Fälle.

So viele Angriffe pro 100.000 Einwohner gab es in den einzelnen Bundesländern:

  • Berlin: 8,6 Angriffe
  • Sachsen: 7,8 Angriffe
  • Thüringen: 7,5 Angriffe
  • Brandenburg: 7 Angriffe
  • Sachsen-Anhalt: 6,9 Angriffe
  • Mecklenburg-Vorpommern: 6 Angriffe

Robert Kusche vom VBRG sagte:

"Für 2019 befürchten wir eine Zunahme rechter Gewalt insbesondere im Kontext der Landtagswahlkämpfe in Brandenburg, Sachsen und Thüringen"

Die offiziellen Zahlen sind deutlich niedriger

Der Verband kritisierte zugleich die statistische Erfassung rechter Straftaten durch das Bundeskriminalamt als ungenügend. 2017 habe das BKA für das gesamte Bundesgebiet lediglich 821 rechte Hassgewalttaten festgestellt, während die Opferberatungsstellen in den ostdeutschen Bundesländern und Berlin im gleichen Jahr 1123 rechte Angriffe dokumentiert hätten.

Die offiziellen Zahlen beziehen sich nach Angaben des Verbandes nur auf den Osten, weil es eine flächendeckende Erfassung durch entsprechende Organisationen im Westen noch nicht gibt.

"Die offiziellen Zahlen geben nur das Hellfeld der angezeigten und korrekt eingeordneten Taten wieder", sagte der Direktor des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena, Matthias Quent.

"Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der wahren Bedrohung durch rechte Gewalt."
Matthias Quent

Die Differenz zwischen den Zahlen solle untersucht werden, "um vorurteilsgeleitete Hasskriminalität und organisierten Rechtsterrorismus realistischer einzuschätzen und effektiv zu bekämpfen". Dies gelte auch für die tödlichen Delikte. Während Opferberatungsstellen von mindestens 183 Todesopfern rechter Gewalt seit 1990 ausgingen, erkenne das Bundesinnenministerium lediglich 84 Todesopfer an.

(fh/afp)

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