Viele politische Entscheidungen, die unseren Alltag derzeit bestimmen, werden aufgrund der (Netto-)Reproduktionszahl von Corona gefällt. Derzeit liegt sie bei 0,94 und soll laut Virologen nicht über 1 steigen, damit Deutschland die Kontrolle über die Pandemie nicht komplett verliert.
Die Vorstellung dieser Werte bleibt für viele sehr abstrakt und das ist kein Wunder, denn die Definition ist kompliziert. Zur Berechnung von Pandemien nutzen Wissenschaftler gleich mehrere Größen.
Die Basisreproduktionszahl (kurz R0) zeigt an, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt, wenn niemand in der Bevölkerung immun ist und es keine Eindämmungsmaßnahmen gibt.
Die Nettoreproduktionszahl (kurz Rt) berechnet sich aus der Basisreproduktionszahl und bezieht auch Eindämmungsmaßnahmen und Immunität mit ein. Sie zeigt also, wie viele Menschen ein Infizierter unter den derzeit gegebenen Bedingungen ansteckt.
Für Covid-19 berechnet das Robert-Koch-Institut die Rt (landläufig einfach R genannt) aus einem Mittelwert aller gemeldeten Krankheitsfälle in Deutschland. Die Dunkelziffer wird also nicht erfasst, ebenso wenig werden die regionalen Unterschiede daraus ersichtlich. Außerdem können natürlich nur positiv getestete Fälle berechnet werden. Zusammen mit der Inkubationszeit und dem Übermitteln der Daten muss man davon ausgehen, dass die aktuelle Rt-Zahl daher immer nur die Lage von vor etwa zwei Wochen beschreibt.
Auch die R0 kann im Grunde nie über einen Schätzwert hinausgehen, da sie von den Wohn- und Lebensverhältnissen der jeweiligen Population, ihrer Aktivität und weiteren Einflüssen, wie zum Beispiel dem Wetter, abhängig ist. Die Basisreproduktionszahl wird für Corona zwischen 1,4 und 5,7 angegeben. Diese große Schwankung ergibt sich vor allem aus globalen Unterschieden (Bsp. Deutschland/China).
Wichtig zu merken: Die Basisreproduktionszahlen sind keine konstanten Größen und daher auch nicht miteinander vergleichbar.
Dennoch kann es interessant sein, sich die R0 für andere Tröpfchen-Infektionen anzuschauen. Sie gibt zumindest eine Idee, wie schnell sich andere Krankheiten verbreiten würden, hätten wir keine Impfungen oder Herdenimmunität.
Spitzenreiter sind die Masern: Bis zu 18 Menschen würden durch einen Infizierten angesteckt, hätte die Krankheit freie Bahn in der Gesellschaft. Doch auch die typischen Kinderkrankheiten wie Windpocken, Röteln und Mumps würden sich ungehemmt viel schneller verbreiten als Corona. Doch es gibt einen wichtigen Unterschied: Man kann gegen Masern und Co. geimpft werden. Wann das für Corona der Fall sein wird, ist hingegen noch unklar.
(jd)