Ein steigender Meeresspiegel könnte die Küsten in den arktischen Permafrostgebieten abtragen und damit den Klimawandel verstärken. Zu dieser Einschätzung kamen deutsche, dänische und Schweizer Forscher. Bei Studien an den Küsten des Ochotskischen Meeres in Ostrussland fanden sie Belege für entsprechende frühere Prozesse.
Starke Meeresspiegelanstiege vor etwa 16.500 bis 11.500 Jahren haben dort zu starker Küstenerosion geführt, wodurch große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid freigesetzt wurden, wie das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI) am Montag bekanntgab. Im arktischen Permafrost sind seit der letzten Eiszeit riesige Mengen Biomasse aus abgestorbenen Pflanzen wie in einer Tiefkühltruhe konserviert. Sobald sie tauen, beginnt die Zersetzung – und Treibhausgas entsteht.
Das Tauen der Permafrostböden ist ein seit Langem bekanntes Problem, das auch als möglicher Kipppunkt im Klimasystem betrachtet wird. Damit sind Rückkopplungseffekte gemeint, die die Erderwärmung bei Überschreiten bestimmter Schwellen trotz aller dann noch von Menschen unternommenen Maßnahmen unumkehrbar machen.
Der Beitrag der Küstenerosion zum Auftauen der Permafrostböden sei offenbar eine "nennenswerte Größe", erklärte Studienautorin Gesine Mollenhauer zu den in der Fachzeitschrift "Nature Communications" veröffentlichen Erkenntnissen, an denen auch Forscher der ETH Zürich beteiligt waren. In den Klimamodellen werde sie nicht ausreichend berücksichtigt. Auch heute weiche die Küste in Permafrostgebieten schon teils 20 Meter pro Jahr zurück.
(pbl/dpa/afp)