
Was haben Sandstrand und Touristensteuer gemeinsam? Liegen nur herum. Bild: imago stock&people / robertharding
Leben
Seit 2016 zahlen Urlauber:innen auf Mallorca die sogenannte Touristensteuer. Eigentlich für Umwelt- und Infrastrukturprojekte. Tatsächlich für fast gar nichts.
11.06.2025, 11:2711.06.2025, 11:27
"Impuesto del Turismo Sostenible" heißt der schöne Begriff, mit dem Urlauber:innen seit 2016 auf Mallorca für die Kosten ihrer Existenz aufkommen müssen. Ein Urlauber kommt schließlich selten allein, und nicht wenige von ihnen fristen ihr Dasein auf den Balearen mit der Beschäftigung, neongrüne Getränke eimerweise in sich hineinzuschütten. Daher die "Steuer für nachhaltigen Tourismus", wie es im weniger klangvollen Deutsch heißt.
Der Massentourismus führt zu maroden Straßen, strapazierter Wasserversorgung und massiven Umweltproblemen. All jene, die dafür mitverantwortlich sind, sollen einen Beitrag leisten, um die Zerstörung zu kompensieren: Alle Urlauber ab 16 Jahren, die in bezahlten Unterkünften übernachten, müssen eine Abgabe zahlen, die ökologischen Projekten zugutekommt. Zumindest in der Theorie.
Mallorca hat fast 700 Millionen Euro eingenommen
Denn wie die "Mallorca Zeitung" berichtet, wird ein erheblicher Anteil der eingenommenen Touristensteuer überhaupt nicht in nachhaltige Projekte reinvestiert.
Laut einer Studie des balearischen Rechnungshofs wurden zwischen 2017 und 2023 rund 699 Millionen Euro durch die Übernachtungssteuer eingenommen. Davon flossen jedoch lediglich 59 Millionen Euro in abgeschlossene Projekte, die dazu dienten, die Auswirkungen des Tourismus zu mildern.
Eine Erklärung dafür ist ein Haushaltstrick: Die fast 219 Millionen Euro, die zwischen 2020 und 2022 eingenommen wurden, sind ausschließlich in die Beseitigung der Folgen der Corona-Pandemie geflossen. Insgesamt wurden 446 Millionen Euro für Projekte bereitgestellt – davon aber wurden 79 Millionen gestrichen und 367 Millionen nicht konkret verplant. Rund 223 Millionen Euro liegen aktuell ungenutzt auf Regierungskonten.
"Schwerwiegende Mängel" bei Mallorca-Regierung
So sind etwa 20 Millionen Euro für eine bessere Wasserversorgung vorgesehen und 12,6 Millionen Euro für eine Kläranlage. In beiden Fällen ist noch kein Cent ausgegeben worden. Urlauber:innen zahlen häufig für eine Nachhaltigkeit, die es so gar nicht gibt.
Das Problem: Laut Rechnungshof ist keine offizielle Rechnungsprüfung möglich, da wichtige Daten fehlen. Es seien "schwerwiegende Mängel bei den internen Kontrollmechanismen" festgestellt worden, die eigentlich eine ordnungsgemäße Verteilung der Mittel gewährleisten sollten.
Manche Projekte existieren demnach nicht über bloße Absichtserklärungen hinaus – andere scheitern daran, dass es nicht einmal Nachweise für begonnenen Bau gibt.
Bereits in den Jahren 2019 bis 2021 sei auf diese Schwachstellen hingewiesen worden, ohne dass entsprechende Korrekturen erfolgt seien. So fehlen unter anderem Nachweise über getätigte Ausgaben sowie über tatsächlich ausgeführte Arbeiten.
Während in Deutschland noch über Brandschutz diskutiert wird, zeigt ein französisches Projekt, wie leerstehende Büroräume Obdachlosen vorübergehend ein Dach über dem Kopf geben können. Mit erstaunlichem Erfolg.
Julian Reichelt ist die Ausnahme. Die allermeisten Menschen nutzen ihr Büro, um dort der Arbeit nachzugehen, sich über streikende Drucker zu echauffieren und mehr Zeit am Wasserspender zu verbringen, als Carsten Linnemann lieb wäre. Reichelt aber, ehemaliger "Bild"-Chefredakteur, hatte ein Feldbett in seinem Büro stehen. "Nirgendwo sonst schläft man so gut", sagte er einmal.