Der Partytourist, er ist ein Parasit, und ein verlogener noch dazu. Nachdem er in den vergangenen Jahren beharrlich das Festland diverser Mittelmeerinseln – vornehmlich das der Balearen – abgegrast hat, geht er seinem imperialistischen Drang nach und möchte nun auch die Meere für sich erobern. Kollateralschäden eingepreist.
Wie der "Mallorca Zeitung" zu entnehmen ist, mehren sich die Sichtungen sogenannter Partyboote, die, und das ist neu, allerdings nicht mehr in der Einflugschneise der Zivilisation die Häfen beschallen, sondern die Meeresbewohner ins Visier genommen haben. Die Feierlichkeiten haben sich in Naturschutzgebiete verlegt.
Die Zahl solcher Angebote ist nur schwer zu beziffern, nicht zuletzt, weil viele Buchungen über Drittplattformen oder neuerdings nicht selten über Instagram abgewickelt werden. Auch formale Genehmigungen sind nicht immer öffentlich einsehbar. Das erschwert die Kontrolle und macht die Abgrenzung zwischen harmloser Ausflugstour und Partyevent fließend.
Eine Auswahl: Vor einigen Tagen versammelte sich eine Gruppe Feierwütiger am (eigentlich) abgelegenen Strand Es Carbó, eine Schutzzone an der Südspitze der Insel, wo eine Reihe Bediensteter vor dem pastellblauen Wasser einen exklusiven Beach Club errichtet hat. Drei Yachten, so berichten es Badegäste, seien mit reichlich Dezibel aber wenig Rücksicht aufgefallen.
Außerdem: Ein Discodampfer im Vogelschutzgebiet um Cap Rocat, der passenderweise von der Firma "Sa Calma Boats" betrieben wurde – "calma" ist Katalanisch für: Ruhe.
Auf der Unternehmenswebseite werden verschiedene Touren angeboten, unter anderem mit Barbecue, Musik und Schnorcheln im Naturschutzgebiet. Zwar wird bei einigen Angeboten erwähnt, dass es sich nicht um ein Partyboot handle, allerdings ist fraglich, wie konsequent die Vorgabe befolgt wird.
Das Problem dabei: Derartige Eingriffe in die Natur erzeugen nicht nur kurzfristig Lärm, sondern können auch dauerhafte Störungen in marinen Ökosystemen hinterlassen – etwa durch Ankern in Seegraswiesen oder durch Müll im Wasser. Gerade in Schutzgebieten ist die Belastung deutlich höher, weil Rückzugsräume für Tiere fehlen.
Die Regierung wiederum scheint die Verantwortung von sich zu schieben. Die "Mallorca Zeitung" berichtet von einer Anfrage der Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" an das Meeresministerium, inwiefern solche Angebote überhaupt legal seien. Die Antwort: Das ist nicht unsere Zuständigkeit, damit müsse das Umweltministerium vertraut werden.
Und das Umweltministerium? Sagt, da könne man keine Auskunft zu geben, der Umgang mit Partybooten falle, richtig: in den Verantwortungsbereich des Meeresministeriums.