
Drinnen feiern in den legendären Berliner Clubs, das war am Wochenende bei einem Pilotprojekt wieder erlaubt – mit negativem PCR-Test. (Symbolbild) Bild: dpa / Sophia Kembowski
Leben
Wegen des Coronavirus waren die Tanzflächen der Berliner Clubs wie leergefegt. Ein Ende der Pandemie ist zwar immer noch nicht in Sicht. Mit einem Pilotprojekt soll nun aber immerhin ein Weg durch die Nacht gewiesen werden.
Aufregung und Vorfreude – vor dem "Metropol"-Club im
Berliner Szenebezirk Schöneberg ist an diesem Freitagabend beides zu
spüren. Da sind zum einen die 300 PCR-getestete Partygänger, die
ihrer ersten Nacht in einem Tanzclub seit Beginn der Corona-Pandemie
entgegenfiebern. Und da sind zum anderen die Politik und
Clubbetreiber, die gespannt auf dieses Wochenende schauen. Mit
dem dreitägigen Pilotprojekt "Reboot Clubculture" sollen der
international gefeierten Berliner Clubszene nach 18 Monaten im
Corona-Aus neue Perspektiven aufgezeigt werden.
Clubs zählten zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 zu den Orten,
auf die größere Corona-Ausbrüche zurückgeführt werden konnten – die sogenannten Superspreading-Ereignisse. Eines davon ereignete sich
Ende Februar 2020 unweit des "Metropols", in der "Trompete".
Clubs boten dem Virus zu gute Bedingungen
Beim damaligen Club-Leben konnten einige Faktoren zusammenkommen, die
wohl als ideale Bedingungen für ein Virus gelten dürften, das sich
auch über feinste, längere Zeit in der Luft schwebende Tröpfchen
verbreitet. Da wären zum Beispiel: Eine große Zahl von Feiernden, die
sich über Stunden hinweg durchmischt. Dazu Tanzen dicht an dicht, bei
manchmal stickiger Luft. Wegen der Musik muss man laut sprechen oder
sich anschreien, teils wird laut mitgesungen – das setzt mehr
Aerosole frei als stille Tätigkeiten.
Mit dem Pilotprojekt soll nun herausgefunden werden, wie und ob in
einer Pandemie auch drinnen sicher getanzt werden kann – draußen
Tanzen ist unter Einhaltung der Hygieneregeln seit Ende Juni wieder
erlaubt. An dem Projekt beteiligen sich neben dem "Metropol" fünf
weitere Clubs, wie "Kitkat", "SO36" oder "Festsaal Kreuzberg". Sie
bieten in den beiden Nächten zwischen Freitag und Sonntag
Veranstaltungen mit rund 40 Künstlern aus der Szene an. Die 25 Euro
teuren Tickets waren in wenigen Minuten vergriffen.
Für die insgesamt 2000 Clubgänger gelten folgende Regeln: Alle müssen
einige Stunden vor Eintritt in drei eigens eingerichteten Testzentren
einen PCR-Test machen. Einlass gibt es nur mit negativem Ergebnis.
Dabei soll nicht unterschieden werden, ob Menschen schon geimpft
sind. Maske und Abstände braucht es aber nicht.
Zweiter Test nach einer Woche – gegen Geldbonus
Teil des Pilotprojekts ist auch ein zweiter PCR-Test eine Woche nach
dem Ereignis. Damit möglichst viele zu dem Test kommen, wurde vor
allem Werbung in Berlin gemacht. Wer sich ein zweites Mal testen
lässt, erhält zehn Euro des Ticketpreises zurück. Für die zweiten
Tests hofft Florian Kainzinger von der Think.Health Hygiene Solutions
auf eine Beteiligung von 70 bis 80 Prozent, um Rückschlüsse für
weitere Schritte ziehen zu können.
Am "Metropol" herrscht am Freitagabend große Vorfreude. Am Eingang
nehmen Partygänger erleichtert die Masken ab. Ein Mann umarmt seinen
Begleiter, ein anderer tänzelt in den Club. "Ich fühl mich, als
wenn ich heute die erste Party mache", sagt Veranstalter Bork Melms.
Mehrere positive Teilnehmer identifiziert, Tickets gesperrt
Beim Start ist auch Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke)
dabei. Der Senat unterstützt das Pilotprojekt. Lederer zeigt sich
optimistisch: "Ich glaube, dass wir hier alle Sicherungsleinen
eingezogen haben, die man einziehen konnte", sagt der Politiker vor
dem "Metropol". Lutz Leichsenring von der Clubcommission, einem
Zusammenschluss von Clubbetreibern, sagt: "Die nächsten Tage sind
sehr entscheidend für die Clubszene."
Am "Kitkat", wo sich eines der drei eigens für das Projekt
eingerichteten PCR-Testzentren befindet, bildet sich bereits
am frühen Abend eine lange Schlange. Nach Angaben von Florian
Kainzinger wurden am Freitag über 2000 PCR-Test durchgeführt. "Bis
jetzt sind mehrere positive Teilnehmer identifiziert und Tickets
gesperrt worden", sagt Kainzinger.
Höchste Ansteckungswerte derzeit bei jungen Menschen
Die Infektionszahlen sind in Deutschland und auch in Berlin wieder im
Anstieg, am höchsten sind die Werte bei Jugendlichen und jungen
Erwachsenen. Das sind Altersgruppen, in denen der Anteil an Geimpften
geringer ist im Vergleich zu Senioren, sie haben aber auch ein
geringeres Risiko, schwer zu erkranken.
Werden PCR-Tests also neben dem richtigen Outfit bald Voraussetzung
zum Clubben sein? "Wir hoffen, dass es nicht die Zukunft ist", sagt
Pamela Schobeß von der Clubcommission mit Blick auf das aufwendige
Verfahren. "Aber es wäre eine Möglichkeit für den Herbst."
(andi/dpa)
Bei keiner anderen Veranstaltung warten die Zuschauer:innen so sehnsüchtig auf die Werbepause wie beim Super Bowl. Neben der Halbzeitshow wurden nämlich auch die Werbe-Spots zum Happening.