In den letzten Wochen stand die Deutsche Post teils massiv in der Kritik. Viele Menschen bundesweit beklagten, dass ihre Briefe nicht rechtzeitig angekommen sind. Auch die Post selbst hat Anfang November erhebliche Probleme bei der Zustellung eingeräumt – und das vor allem mit dem hohen Corona-Krankenstand begründet. Zeitweise hätten 30 Prozent Personal gefehlt, heißt es.
Eigentlich ist die Post gesetzlich dazu verpflichtet, mindestens 80 Prozent der Briefe am folgenden Tag zuzustellen. Um sich von diesen starren Vorgaben lösen zu können, erwägt die Post derzeit die Einführung eines möglichen Aufschlags für die schnellere Zulieferung von Briefen.
Rechtzeitig zu den Feiertagen und dem Jahreswechsel scheint das "Brief-Chaos" jedoch behoben worden zu sein. Was Verlässlichkeit angeht, hat die Post also ein Stück Vertrauen zurückgewonnen. Doch gerade jetzt stampft das Unternehmen einen seiner schnellsten und verlässlichsten Services ein.
Die Rede ist vom sogenannten Telegramm oder auch Brief-Diktat. Der oder die Absender:in gibt dabei online oder in der Filiale eine Kurznachricht auf (160 Zeichen bei einem Mini-Telegramm, 480 Zeichen für ein Maxi-Telegramm), die dann meist schon innerhalb weniger Stunden als physischer Brief ankommt.
Vor allem die kurzen Zustellzeiten sind dabei bemerkenswert. Gab man ein Telegramm online zwischen 0 und 3 Uhr auf, wurde es laut der Deutschen Post noch am selben Tag zugestellt. Allerdings sind Telegramme auch dementsprechend teuer: Ein kurzes kostet 12,57 Euro, ein längeres 16,67 Euro.
Der Dienst kann jedoch nur noch wenige Tage in Anspruch genommen werden. Wer ein letztes Mal – oder gar zum ersten Mal – Ein Telegramm verschicken will, hat dafür noch nur bis zum 31. Dezember Zeit. 2023 schickt die Deutsche Post das Telegramm endgültig in den Ruhestand.
Diesen Schritt begründet das Unternehmen mit der zu geringen Nachfrage. Länder wie die Schweiz, Österreich, Ungarn oder auch Frankreich haben das Telegramm schon länger eingestellt. In Deutschland ist der Dienst an Sonntagen und bei Lieferungen ins Ausland schon länger nicht mehr verfügbar.
Dabei hat das Telegramm als Kommunikationsweg eine lange Tradition. Erfunden hat es der Amerikaner Samuel Morse und das schon vor mehr als 175 Jahren. In Deutschland wurde 1930 das erste internationale Telegramm verschickt, es ging von Berlin ins chinesische Nanjing.
Noch 1978 wurden nach Angaben der Deutschen Bundespost rund 13 Millionen Telegramme übermittelt. Mit der Einführung von E-Mail, SMS und Messengerdiensten ist der Dienst in den Augen vieler Menschen jedoch überflüssig geworden.