Wohl kaum ein Supermarkt-Produkt hat für so viele Menschen einen so langfristigen Mehrwert wie das Senfglas von Thomy. Denn ist es erstmal leergegessen, eignet es sich hervorragend als Glas zum Trinken.
Dank seiner bauchigen Form, dem glatten Rand und dem idealen Fassungsvermögen von 250 Milliliter hat es seinen Weg in die Küchenschränke vieler Menschen geschafft. Einige verbinden mit den Gläsern auch Kindheitserinnerungen, schließlich zierten unter anderem schon Biene Maja, die Schlümpfe und Donald Duck die Glasflächen.
Doch damit wird künftig Schuss sein. Thomy stellt sein kultiges Senfglas ein und vertreibt den Senf in Zukunft in einer Version mit Schraubverschluss. Das teilte das Schweizer Unternehmen dem Portal Mittelhessen.de auf Nachfrage mit.
Die Varianten "scharf" und "mittelscharf" werden zukünftig in dem neuen Glas verkauft werden. In den Onlineshops diverser Supermärkte sind die alten Senfgläser schon ersetzt worden.
Auf Social Media wird Thomy, das inzwischen eine Marke von Nestlé ist, dafür heftig kritisiert. Viele Twitter-User:innen regen sich auf, weil sie die Entscheidung aus Gründen der Nachhaltigkeit nicht verstehen können.
"Eindeutig die Nachhaltigkeitsnische ('Unser Senfglas lebt weiter als Trinkglas!') komplett als Marketingmöglichkeit des 21. Jahrhunderts vergessen", schreibt eine Userin. In die gleiche Kerbe schlägt eine andere. "Du produzierst eine Glasware, die jahrelang weiter genutzt wird. Dann entscheiden Strategen, dass die neue Wegwerf-Form praktischer ist", kommentiert sie.
Und tatsächlich begründet Thomy die Entscheidung mit den Wünschen der Kund:innen. Diese hätten wiederholt geäußert, dass sie sich ein Senfglas mit einfacherer Handhabung beim Öffnen und Schließen wünschen. Außerdem stelle das Design ein "zeitgemäßes Erscheinungsbild" dar.
Der Senffabrikant bricht damit mit einer jahrhundertealten Tradition. Als Trinkgläser verwendbare Senfgläser wurden in Deutschland schon im 19. Jahrhundert verkauft. Der Berliner Carl Kühne meldete damals ein Patent auf die Multifunktionsgläser an.
Thomy war eines der letzten Unternehmen, die ihren Senf in dieser Form weiterhin vertreiben. Die Gläser, die jetzt noch in den Schränken zahlreicher Haushalte stehen, werden also wohl bald Relikte der Vergangenheit sein.