Seit dem 3. Juli sind sie Pflicht: Lass-mich-dran-Deckel. Egal ob Cola oder Limo: An jeder PET-Einwegflasche mit einem Füllvolumen von bis zu drei Liter kleben ab sofort Flaschendeckel, die sich nicht abschrauben lassen. Gleiches gilt Saftkartons oder Verpackungen von Milch.
Der Getränkekonzern Coca-Cola führte die Tethered Caps bereits im Herbst 2021 ein. Seitdem sorgt der neue Verschluss, der beim Trinken im Gesicht rum kratzt, für heiße Diskussionen. Also: Was soll das eigentlich?
Anstatt im Pfandautomaten oder Müll landen die abschraubbaren Flaschendeckel häufig im Meer. Laut einer Studie werden die losen Deckel – im Vergleich zu anderen Kunststoffabfällen – am häufigsten an Europas Strände gespült.
Um den Plastikmüll in der Umwelt zu verringern, hat die Europäische Union (EU) die "angebundenen Deckeln" in ihre Richtlinie über Einwegkunststoffe aufgenommen.
In der Richtlinie ist unter anderem geregelt, dass Wattestäbchen, Trinkhalme, Becher, Teller und Besteck aus Kunststoff nicht mehr verkauft werden dürfen. Bis zum Jahr 2030 sollen zahlreiche Maßnahmen getroffen werden, um mehr Plastik zu recyclen.
Doch viele Menschen kennen die Deckel bereits. Denn die Verordnung trat nach Angabe des Umweltbundesamts am 3. Juli 2021 in Kraft – mit einer dreijährigen Übergangsfrist. Ausreichend Zeit, um auf die neuen Flaschendeckel umzurüsten.
Doch tatsächlich war die Umstellung für Getränkehersteller und Molkereien mit einem erheblichen Mehraufwand und hohen Kosten verbunden.
Bei Coca-Cola dauerte die Umstellung etwa drei bis vier Wochen – pro Produktionslinie. Der Konzern musste insgesamt 21 Produktionslinien auf die neuen Verschlüsse umstellen. Die Kosten für das Vorhaben beliefen sich laut der "Rheinischen Post" auf mehrere Millionen Euro, ein Großteil davon wurde in das neue Flaschengewinde gesteckt.
Doch erfüllen die Tethered Caps überhaupt ihren Zweck?
Expert:innen sind skeptisch. Umweltexperte Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW bezeichnet das Gesetz als "netten Gedanken". Doch das eigentliche Ziel, nämlich die Reduzierung von Plastikmüll, werde damit nicht erreicht. Denn: "Flaschen werden ja trotzdem verkauft", sagt er dem WDR.
Laut Heldt müsse das "Mehrweggebot für Getränkeflaschen" erweitert werden. Anstatt Getränke oder Speisen in To-go-Verpackungen zu verkaufen, müssten Betriebe in der Gastronomie vermehrt auf Mehrweg-Gefäße setzen, so der Experte.
Das EU-Gesetz erhitzt seit Jahren die Gemüter. Doch nicht nur wegen seiner Zweckmäßigkeit.
Der neue Plastik-Verschluss nervt. Verbraucher:innen beklagen sich: Der Flaschendeckel kratze im Gesicht und störe beim Trinken. Sein Vorgänger ließe sich außerdem viel einfacher zuschrauben – so die Reaktionen im Internet.
Dabei ist der Ärger teils unberechtigt. Denn die meisten Menschen machen beim Trinken einen groben Fehler.
In der Regel schrauben Verbraucher:innen den Deckel ab, führen die Flasche zum Mund und kippen die erfrischende Limo den Rachen hinunter. Dabei kratzt und juckt der Verschluss im Gesicht. Mit diesem ganz simplen Trick löst sich das Problem aber in Luft auf:
Ziehe dafür den Deckel einfach über die Flaschenöffnung, sodass er mit der kratzigen Seite auf dem Flaschenhals liegt. Die glatte Seite zeigt nach oben und der Deckel kann dir beim Trinken nicht mehr in die Quere kommen.