In wenigen Wochen müssen sich die Deutschen wieder von einem ihrer Lieblingsgemüse verabschieden: Am 24. Juni endet offiziell die Spargelzeit. Seit April läuft der Verkauf in Supermärkten, an Spargelständen oder auf Wochenmärkten.
Pro Kopf werden in Deutschland durchschnittlich 1,4 Kilogramm Spargel verzehrt. Beliebte Gerichte sind Spargel mit Kartoffeln und Sauce Hollandaise, Spargel-Gratin oder frischer Spargel-Salat. Das Gemüse ist ein Allrounder und ein wahrer Genuss, egal in welcher Variation.
Doch kurz nach dem Verzehr wartet auf der Toilette eine böse Überraschung: Der Urin riecht unangenehm und gammelig. Aber trifft das bei jedem Menschen zu? Und warum verändert sich der Geruch des Urins durch den Spargel?
Jede Spargel-Sorte besteht zu mehr als 90 Prozent aus Wasser. Außerdem enthalten die Stangen noch Kalium und Asparagusinsäure. Die Säure ist lebensnotwendig für das Gemüse, denn sie fördert und beschleunigt das Wachstum.
Doch das ist nicht die einzige Aufgabe der Asparagusinsäure: Sie verhindert oder verlangsamt das Wachstum von anderen Pflanzen in der Nähe des Spargels. Die Säure soll sich hauptsächlich in den Spitzen der Stangen sammeln. Dadurch kann sie gefährliche Fressfeinde abwehren, Schädlinge auf Abstand halten und den Spargel vor Krankheiten schützen.
Der Spargel braucht die Asparagusinsäure zum Überleben. Jedoch kommt sie den meisten Menschen nicht sonderlich zugute: Die Säure ist verantwortlich für den unangenehmen Spargel-Urin.
Bei der Säure handelt es sich um eine schwefelhaltige Carbonsäure. Bei vielen Menschen zersetzt sie sich so, dass sich schwefelhaltige Abbauprodukte bilden. Der unangenehme Duft beim Toilettengang nach einer Portion Spargel ist tatsächlich Schwefel. Der üble Geruch des Urins entsteht schon nach wenigen Minuten.
Falls in deiner Freundesgruppe bereits über die Thematik diskutiert wurde, gab es wahrscheinlich zwei Meinungen: Einige können das Problem exakt nachempfinden, während andere sich wundern, dass es überhaupt existiert.
Ob das Urin nach dem Spargelessen stinkt, hängt von der Genetik ab. Damit sich die Asparagusinsäure zersetzen kann, benötigt der Organismus bestimmte Enzyme im Verdauungstrakt, der Leber und den Nieren. Doch die trägt nicht jeder Mensch in sich. Diese Glückspilze bleiben dann vom unangenehmen Spargel-Urin verschont.
Der Spargel-Urin lässt sich bei keiner Sorte vermeiden. Jedoch riechen manche Sorten intensiver als andere. Die weißen Stangen sorgen für einen stärkeren Gestank als grüne oder violette Stangen.
Das liegt an den unterschiedlichen Anbauweisen: Weißer Spargel gedeiht vollständig unter der Erde und wird auch unterirdisch geerntet. Violetter Spargel lässt sich zum Ende der Wachstumszeit über der Erde blicken und ändert seine Farbe durch die UV-Strahlung. Grüner Spargel wächst ausschließlich frei über dem Boden.
Die Fotosynthese reduziert die Konzentration der Asparagusinsäure in den Stangen. Kurz gesagt: Dein Urin riecht im Nachhinein weniger streng, wenn du Spargel gegessen hast, der mehr Sonnenlicht während des Wachsens abbekommen hat.
Du kannst gegen den Gestank leider nichts unternehmen. Der Verzehr von anderen Nahrungsbestandteilen, um den Duft zu neutralisieren, ist ebenfalls zwecklos. Aber es wird bereits nach Maßnahmen zur Bekämpfung des Problems geforscht.
Falls du den Spargel-Urin nicht aushalten kannst, bleibt dir bislang nichts anderes übrig, als auf das köstliche Gemüse zu verzichten. Aber keine Angst: Meistens genügt kurzes Lüften, denn der Geruch verfliegt schnell wieder.