Die Zeitumstellung soll abgeschafft werden – zumindest, wenn es nach aktuellen Umfragen geht. Rund drei Viertel der Deutschen halten sie für überflüssig.
Aber ist sie wirklich so sinnlos? Und sollte sie nicht längst abgeschafft sein? Watson hat die Antworten.
Ein Vorteil der Zeitumstellung liegt darin, dass das Tageslicht besser genutzt werden kann. In der Sommerzeit haben die meisten Menschen damit auch nach Feierabend mehr davon und können ihr Privatleben noch eine Stunde länger ohne künstliches Licht genießen. Dieser Effekt wird größer, je näher sich ein Land an einem der Pole befindet.
Ursprünglich war die Idee dahinter, dass mit diesem Effekt auch Energie gespart werden kann. In der Praxis konnte das nicht bestätigt werden. Dadurch, dass während der Sommerzeit das Tageslicht besser genutzt werden kann, wird weniger Strom für die Beleuchtung am Abend verwendet.
Jedoch: Weil das Aufstehen in die kühleren Morgenstunden verschoben wird, wird im Frühjahr und Herbst mehr geheizt. Hinzu kommt, dass Leuchtmittel heute viel energieeffizienter sind. Dadurch wird der Effekt zusätzlich minimiert.
Die Zeitumstellung ist nicht umsonst so unbeliebt. Abgesehen davon, dass die erhofften positiven Effekte nicht nachgewiesen werden konnten, gibt es negative Konsequenzen, die spürbar sind.
Durch die Zeitumstellung durchlebt der Körper eine Art Mini-Jetlag und viele Menschen schlafen schlechter ein. Das führt dazu, dass viele Menschen in den Tagen nach der Zeitumstellung müde sind oder abends lange wach liegen. Dieses Problem zieht weitere Konsequenzen nach sich.
Das Risiko für Wildunfälle steigt kurz nach der Zeitumstellung stark an. Die Tiere richten sich nach der Dämmerungszeit, wenn sie die Straße überqueren. Verschiebt sich der Berufsverkehr um eine Stunde, werden die Tiere überrascht und es kommt zu mehr Unfällen.
In einer US-Studie konnte außerdem festgestellt werden, dass es kurz nach der Zeitumstellung zu mehr tödlichen Unfällen kommt. Dafür wurden Daten aus den Jahren 1996 bis 2017 analysiert. In der Woche nach der Zeitumstellung im Frühjahr stieg die Anzahl an tödlichen Verkehrsunfällen um sechs Prozent an. Die Gründe dafür könnten der gestörte Biorhythmus sein oder die Tatsache, dass es durch die Zeitumstellung im Frühjahr morgens länger dunkel ist.
Die Europäische Kommission hatte schon im September 2018 vorgeschlagen, die Zeitumstellung abzuschaffen. Dieser Vorschlag wurde auch vom Europäischen Parlament unterstützt. Anschließend sollten die Mitgliedsstaaten der Kommission bis April 2020 entscheiden, welche Zeitzone sie für ihr Gebiet wählen, ob sie also dauerhaft bei der Sommer- oder Winterzeit bleiben. Damit der Binnenmarkt weiterhin funktioniert, sollte die Änderung zwischen benachbarten Ländern koordiniert werden. Insgesamt sollen dabei so wenig Zeitzonen wie möglich entstehen.
Im Jahr 2021 sollte die Zeitumstellung dann abgeschafft werden. Das ist offensichtlich nicht passiert, sonst würdest du diesen Artikel nicht lesen.
Die Europäische Kommission sagt dazu: "Zur Position der einzelnen Mitgliedstaaten äußern wir uns nicht. Mehrere Mitgliedstaaten haben nationale Bewertungen und/oder Konsultationen durchgeführt, was sehr zu begrüßen ist."
Da die Länder schon im April 2020 ihre Entscheidung zur dauerhaften Regelung der Sommer- oder Winterzeit abgeben sollten und das bis jetzt nicht passiert ist, lässt sich an dieser Stelle nur mutmaßen, dass es wohl noch eine Weile dauern wird.
Fest steht jedoch: Mindestens bis 2026 wird weiter an der Uhr gedreht. Die Termine für Sommer- und Winterzeit sind bis dahin amtlich festgelegt.