Auch, wenn viele Deutsche es leid sind: Ein Ende der Pandemie ist noch nicht in Sicht. Solange es kein nachweislich wirksames Medikament oder einen Impfstoff gegen Corona gibt, forschen Wissenschaftler weltweit weiter an Mitteln gegen Sars-CoV-2 und die Lungenkrankheit Covid-19. Zwar sorgte Russland jüngst für Aufsehen, als Präsident Putin verkündete, einen Impfstoff bereits zuzulassen. Über die Inhaltsstoffe und deren Wirksamkeit ist bisher allerdings wenig bekannt – zu undurchsichtig sind die Umstände, um in diesem Coup die Lösung gegen das Virus zu vermuten.
Nun schüren US-amerikanische Forscher allerdings Hoffnungen auf ein anderes, neues Medikament – auch das könnte angewandt werden, bevor die Krankheit überhaupt ausbricht. AeroNabs heißt das Mittel, dass nun getestet wird – und kommt in Form eines handlichen Nasensprays.
Eine wissenschaftliche Arbeit über AeroNabs haben Forscher der UC San Francisco auf der Plattform "BioRxiv" veröffentlicht. Der aus Berlin stammende Biochemiker Peter Walter, in dessen Labor das Mittel hergestellt worden ist, sagte im Interview mit der ARD:
In dem Aerosol des Nasensprays befinden sich künstlich hergestellte Moleküle aus Proteinen, die sogenannten Nano-Körpern ähneln. Das sind winzige Antikörper, die sich auf der Oberfläche des Coronavirus verhaften und es so inaktivieren könnten, bevor es im Körper Schaden anrichten kann.
Dafür muss der Krankheitserreger erwischt werden, bevor er in die Lunge eindringt. "Solange wir das Virus im Nasenraum aufhalten können, werden die AeroNabs gut funktionieren. Das jedenfalls hoffen und planen wir", sagt Walter.
Das Präparat könnte für einen 24-stündigen Schutz sorgen und ließe sich recht leicht in großen Mengen herstellen – was wichtig wäre, um die Zeit zu überbrücken, bis ein Impfstoff für alle verfügbar ist.
Der Epidemiologe Timo Ulrichs von der Akkon-Hochschule in Berlin hält AeroNabs für einen "interessanten Ansatz", wie er im Gespräch mit watson sagt. Allerdings sei das Mittel noch weit davon entfernt, einsetzbar zu sein. Er glaubt:
Außerdem gebe es leider keine guten Medikamente, die das Andocken des Virus verhindern könnten, so der Professor weiter. Insofern stellt AeroNabs seiner Ansicht nach keine gute Alternative zur Impfung her.
Unklar sei auch, wie die Konzentration des Virus in Rachen und Lunge verläuft – dementsprechend schwierig ist es auch, ein Mittel herzustellen, das genau dort ansetzen soll. Weiterhin wissen wir noch nicht, "ob auch später eintreffende Viren noch neutralisiert werden können" und "welche anderen Wirkungen die Nano-Körper noch haben könnten", sagt Ulrichs. Positiv hingegen bewertet er die leichte Handhabung und die Wirkung am Virus vor Ort, also direkt dort, wo es sich im Körper gerade befindet.
Wenn ein Nasenspray einen Impfstoff nicht ersetzen könnte – würde es dann zumindest dafür sorgen, dass wir Hygienemaßnahmen wie Abstand halten und Masken tragen ignorieren könnten? Ulrichs sagt dazu:
AeroNabs wird, bevor es auf den Markt kommen kann, zunächst in klinischen Tests auf seine Wirksamkeit überprüft werden. Man sei bereits mit Herstellern im Gespräch, sagt Professor Walter im ARD. Bis das Nasenspray erhältlich ist, werden aber sicherlich noch einige Monate vergehen.
(ak)