Das Wintersemester hat vor einigen Tagen begonnen und damit für Studienanfänger:innen ein neuer und aufregender Lebensabschnitt.
Für viele Erstsemester-Studierende hat die Aufregung doch schon viel früher begonnen, denn mit dem Zulassungsbescheid ging für die meisten auch die Wohnungssuche am Studienort los. Diese kann mit Ausnahme einiger kleiner Uni-Städte für die meisten Studierenden mit begrenztem Budget schnell kräftezehrend und voller Enttäuschungen verlaufen.
Mitte September standen nach Angaben des Deutschen Studentenwerks (DSW) in elf großen Universitätsstädten in Deutschland noch mehr als 35.000 Menschen auf Wartelisten für einen Wohnheimplatz. "Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum für Studierende ist ein eklatantes Strukturdefizit des deutschen Hochschulsystems und ein soziales Problem", sagte DSW-Generalsekretär Matthias Anbuhl gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Bevor die Verzweiflung all derer, die noch keine Bleibe gefunden haben, endgültig in Panik umschlägt, hat watson ein paar Tipps zusammengetragen, wie man abseits der Wartelisten und Wohnungsportale vielleicht doch noch an eine Unterkunft kommt.
Wenn man alle Online-Wohnungsbörsen durch hat und auch Push-Benachrichtigungen über die neuesten Angebote noch nicht zum Wohn-Erfolg geführt haben, bleibt alternativ nur noch: Offline gehen! Die schwarzen Bretter in den Mensen der Universitäten werden von vielen Studierenden zur Suche von Nachmieter:innen oder Mitbewohner:innen genutzt.
Viele Zeitungen bieten außerdem einen Mietmarkt oder Immobilienteil in ihrer Printausgabe, in welcher das eine oder andere exklusive Offline-Angebot weniger digital-affiner Vermieter:innen zu finden ist. Mit etwas Glück wird man so auf dem privaten Wohnungs- und Zimmermarkt fündig und hat dazu noch weniger Mitbewerber:innen als bei Angeboten auf Immobilienportalen.
Bei Mama aus- und bei Oma einziehen? Spinnen die bei watson? Gemeint ist damit nicht die eigene Oma. Das "Mehrgenerationen-Wohnen" ist ein "Wohnen für Hilfe"-Projekt: Junge Mitbewohner:innen helfen im Gegenzug zu günstigem Wohnraum ihren älteren Mitbewohner:innen im Alltag.
Als Faustregel gilt: Pro Quadratmeter Fläche, die dem studentischen Mieter privat zur Verfügung steht, wird eine Stunde Arbeit im Monat aufgerechnet. Die Student:innen zahlen nur einen Beitrag zu den Nebenkosten, aber keine Miete.
Erfahrung in der Altenpflege braucht es keine, es handelt sich bei der "Arbeit" um simple Hilfe in Alltagsdingen, die älteren Menschen schwerfallen: Einkaufen gehen, Taschen hochtragen, im Winter Schnee räumen, Dinge aufheben. Oder auch mal zusammen Kaffee trinken, einen Film gucken – einfach Gesellschaft leisten.
Ein Punkt des Projekts ist allerdings definiert: Es handelt sich bei der Gegenleistung für die Miete nie um Pflege oder medizinische Dienstleistungen! Internationale Student:innen sollten als Voraussetzung jedoch Deutsch auf Gesprächsniveau beherrschen, denn einige ältere Menschen sprechen keine Fremdsprachen.
Informationen bieten örtliche Seniorentreffs oder auch das Deutsche Studentenwerk und städtische Träger wie beispielsweise das Amt für Wohnungswesen in Köln.
Zugegeben, eine Studierendenverbindung ist sicher nichts für jedermann:frau. Doch bieten viele Verbindungen, auch Corps genannt, neben Kontakten, Aktivitäten und praktischer Studienhilfe auch Wohnraum für Mitglieder zu günstigen Mieten. Da viele Bünde schon sehr lang bestehen, besitzen sie oft Immobilien in äußerst attraktiven Lagen und in schönen Altbauten.
Und keine Angst, viele studentische Corps sind heutzutage "nichtschlagend": Fechten muss man für eine Aufnahme dort nicht mehr. Eine Liste der Verbindungen in verschiedenen Städten findet ihr auf Stuwo.de. Darunter finden sich auch ungewöhnliche und interessante Bünde wie der Berg- und Hüttenmännische Verein, der reine Frauenbund Lysistrata oder der Akademische Segler-Verein.
Damit ist nicht "all inclusive" wie im Cluburlaub gemeint, sondern das Zusammenwohnen von behinderten Menschen mit Menschen ohne Beeinträchtigung. Die studentischen Mitbewohner:innen helfen beim Einkaufen, Kochen und anderen Haushaltstätigkeiten, dafür zahlen sie eine vergünstigte Miete.
Die Abläufe gleichen denen einer herkömmlichen WG: Jede:r Bewohner:in hat ein eigenes Zimmer, Gemeinschaftsräume wie Wohnzimmer, Küche und Bad werden von allen geteilt. Auch die anfallenden Arbeiten im Haushalt erledigen alle Bewohner:innen zusammen.
Infos über inklusives Wohnen gibt es beispielsweise beim aware-Projekt der Malteser, auch andere kirchliche Träger wie die Caritas bieten die Beteiligung an solchen WGs. Auch der Verein Wohn:Sinn bietet neben allgemeiner Information eine Wohnprojektekarte für die Suche und sogar einen Gründungsleitfaden für jene, die eine solche WG ins Leben rufen wollen.
Auch hier handelt es sich um ein "Wohnen für Hilfe"-Projekt, allerdings ist in diesem Fall der Schwerpunkt nicht auf ältere oder beeinträchtigte Menschen gelegt. Die Angebote gehen von der Betreuung von Kindern oder Haustieren bis hin zur Aushilfe auf Bauernhöfen und beinhalten neben Wohnraum manchmal sogar zusätzlich Minijobs.
Das können berufstätige Eltern sein, die Unterstützung im Alltag mit den Kindern brauchen, oder auch Senior:innen, die große Wohnungen oder Häuser bewohnen und Platz gegen Hilfe bieten. Bei der Mithilfe handelt es sich meist um einfache Tätigkeiten wie Staubsaugen, Einkaufen, Tiere versorgen, Begleitung oder Fahrdienste, manchmal ist aber auch die Lösung von PC-Problemen gefragt. So jedenfalls beschreibt die Wohnbörse Mitwohnen.org ihr Konzept.
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) bietet an den meisten Unis eine zusätzliche Wohnungsbörse. Darüber gehen, ähnlich wie bei anderen Vermittlungen, Angebote von privaten Vermieter:innen ein und werden an wohnungssuchende Studierende weitergegeben. Studierende erhalten die Zimmer-Angebote im jeweiligen Service-Center oder auf den Webseiten der AStA.
Zum Schluss noch ein Notnagel für alle, die Angst haben, buchstäblich kein Dach über dem Kopf zu haben: Der AStA hat in vielen Städten Notunterkünfte für Studierende eingerichtet. So auch der AStA in Karlsruhe, AStA Köln oder das Studierendenwerk in Berlin. Dabei handelt es sich um sehr spartanische Gruppenschlafplätze, die gegen ein geringes Entgelt von ein paar Euro oder gegen eine kleine Kaution zur Verfügung gestellt werden. Es sind meist Angebote für einen befristeten Zeitraum. Um die Suche nach einer langfristigen Bleibe kommt man also nicht herum.
(mit Material von dpa)