Zum 1. April ist der Besitz und Konsum von Cannabis für Erwachsene in Deutschland entkriminalisiert worden – und das war kein Aprilscherz. Was genau jetzt erlaubt ist, darüber schweben allerdings Fehlinformationen durch die Luft wie dichtes Weed.
Sicher ist: Cannabis ist von der Liste der verbotenen Substanzen im Betäubungsmittelgesetz verschwunden. Wer 18 Jahre und älter ist, darf zu Hause bis zu 50 Gramm aufbewahren und draußen maximal 25 Gramm mit sich führen.
Wer aber im öffentlichen Raum kiffen will, muss genau hinsehen. Verboten ist das nämlich auf Spielplätzen, in Schulen, Sportstätten, Fußballstadien, Kinder- und Jugendeinrichtungen und jeweils 100 Meter Luftlinie um den Eingang dieser Orte, also auch in vielen Parks. Fußgängerzonen sind zwischen sieben und 20 Uhr kifffreie Zonen.
Außerdem ist der Konsum "in unmittelbarer Gegenwart von Personen, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben" untersagt. Sofern also ein Haufen Schulkinder an der Bushaltestelle steht, muss der Joint in der Tasche bleiben.
Das hat einen Grund: Langzeitstudien zufolge bestehen wegen des noch anhaltenden Reifeprozesses des Gehirns Risiken für bleibende psychische und physische Beeinträchtigungen, wenn Konsum in jungen Jahren (unter 25 Jahren!) stattfindet.
Wer kifft, wo kiffen nicht erlaubt ist, riskiert Bußgelder von bis zu 30.000 Euro durch Ordnungsamt oder Polizei.
Nun ist es fast unmöglich, den eigenen 100-Meter-Radius zu ermitteln. Genau deshalb gibt es die sogenannte "Bubatzkarte", die aus "persönlichem Interesse" (Eigenangaben) von einem Softwareentwickler aus Koblenz entwickelt wurde. Sie visualisiert das Konsumverbot im öffentlichen Raum in Deutschland.
Und zeigt: Selbst im strengen Bayern gibt es ausreichend Plätze, an denen "gebufft" werden könnte. Zum Beispiel vor der CSU-Parteizentrale des Freigabe-Gegners Markus Söder.
Zwar wird auf der Website gewarnt, dass Angaben unvollständig sein können und jede:r auf eigene Gefahr kifft, doch spannend ist es schon zu sehen, welche Flächen Deutschlands Verbots-Gebiet sind (Hamburger Schanzenviertel) und welche völlig unproblematisch (Kampen auf Sylt).
Wir haben sieben Orte herausgepickt, die ein ganz besonderes High versprechen ...
In Bayern soll die Entkriminalisierung von Cannabis so restriktiv wie möglich umgesetzt werden, das kündigte die CSU bereits an und tatsächlich:
Es ist 2024 n. Chr. Ganz München ist von rotleuchtenden Kreisen bedeckt. Ganz München? Nein! Eine bekannte Festwiese ist von den Verboten ausgenommen.
Es handelt sich hierbei um die Theresienwiese aka Austragungsort des Oktoberfestes aka Mekka aller Biersuffis und derer, die es werden wollen, wenn sie mal groß sind.
Vielleicht ist das ja die Gelegenheit für Hobby-Trinker:innen, auf das nicht ganz so leberschädigende Cannabis umzusteigen.
Wenige Dinge auf der Welt wären wohl lustiger, als völlig high im Publikum des Zuschauerhügels des ZDF-Fernsehgartens zu sitzen und nicht im Takt zu klatschen. Laut Bubbatzkarte ist das möglich, auch wenn während der Aufnahme selbst sicher ein allgemeines Rauchverbot auf dem Gelände herrscht.
Es wäre ja schon recht unverfroren zwischen glücklichen Ilses und vor einem hüftschwingenden Giovanni Zarrella den Spliff auszupacken. Andererseits: Flitzer:innen bei Fußballspielen finden alle witzig, oder?
Und wenn die Security-Kräfte dich dann von deinem Platz pflücken, während du den Schlager der schönen "Marie Huana" schmetterst, kannst du dich bei entsetzten Sitznachbar:innen nur noch mit einem medizinischen Leiden entschuldigen. Oder wie die Kiewel sagen würde: "Nicht das Gesicht verziehen, ich muss."
Es gibt Vorteile des Alterns. Zum Beispiel: Ab einer gewissen Betagtheit wird dir wohl jeder das Kiffen gönnen. Ausschlafen? Darfst du als Rentner:in auch dienstags. Altersbedingte Appetitlosigkeit? Nicht mit diesen Fressflashs. Zudem schwören viele Menschen auf THC als natürliches Mittel bei Arthritis oder Rheuma.
Insofern – nur als Idee für die Zukunft – lohnt es sich vielleicht schon jetzt nach Seniorenresidenzen zu schauen, die sich rundum in kifferlaubter Zone befinden. Dann kannst du mit deiner Rollatoren-Crew später einen Ausflug durchs Grüne machen, dabei Grünes rauchen und jüngere Passant:innen grün vor Neid werden lassen.
Auf dem Festspielgelände sind viele Kinder unterwegs und daher ist Kiffen (auch in den Raucherzonen) ganz sicher verboten.
Allerdings: Wer auf dem Weg ins Theater eine selbstgedrehte "Friedenspfeife" raucht, kann nicht nur eine schöne Aussicht vom Kalkberg aus genießen, sondern sich im Anschluss auch besonders im Erlebnis fallenlassen, wenn Winnetou und Old Shatterhand durch die Gänge galoppieren, die Pistolen knallen und weise Worte gesprochen werden. Das ist genau das, was der Medizinmann verschrieben hat. Howgh.
Die Beamt:innen auf der bekanntesten Polizeiwache Deutschlands inmitten der bekanntesten Partymeile Deutschlands haben schon wirklich alles gesehen.
Deshalb wird es sie wohl auch nicht schockieren, wenn Potheads direkt vor der Wache ihrem Hobby fröhnen. Das dürfen die jetzt schließlich! Ganz legal. Aber wer weiß, vielleicht wird ja auch der eine oder andere Uniformierte beim würzigen Geruch noch etwas lockerer.
Das Schloss Neu Schwadenstein Neuschwanstein ist bekannt für prächtige Türmchen und eine Armee entzückter, chinesischer Tourist:innen. Unbekannt ist, dass hier bislang kein Kiffverbot besteht.
Die Touris werden es dir heimlich danken, wenn sie nach einem stressigen Tag mit der Reisegruppe passiv bei dir mitpaffen dürfen, denn: Obwohl China weltweit führend in der Hanfproduktion ist, wird das Rauchen von THC dort streng geahndet – mit Haftstrafen.
Und wenn ein Kultur-Snob die Augenbrauen hebt, weil du auf dem Vorplatz deinen Blunt drehst, denk daran: Hedonistenkönig Ludwig II., der sich in Fantasien flüchtete und hoch verschuldet seinen Thron verlor, war im Herzen sicher mehr Kiffer als König. Was du treibst, ist also eine Hommage.
Früher galt als "Alternativ", wer sich gegen Massenkonsum aussprach und ein paar rauchbare Pflänzchen auf der Fensterbank anbaute. Dieses Wort wurde durch die Wähler:innen einer Partei mit dem Rechts-Oben-Pfeil neu besetzt.
Die AfD ist entschieden gegen die Freigabe von Cannabis. Das wundert keine:n, ist Marihuana doch als Droge der Gelassenheit bekannt. Eine Charaktereigenschaft, die selten mit Alice Weidel und Fans in Verbindung gebracht wird.
Umso lustiger, dass ausgerechnet vor der Parteizentrale in Thüringen, wo die AfD immer wieder unter den meistgewählten Parteien landet, kein Hasch-Verbot besteht.
Wäre doch die Gelegenheit für die Partei, sich kollektiv in der Pause zwischen der nächsten "Remigration"- und der "Genderismus"-Konfi auf ein peacigers Niveau herunter zu rauchen und dabei ein bisschen Hass in Luft aufgehen zu lassen ...
Kein Witz. Nochmal laut für die Menschen, die gestern zu nahe an der Box im Berghain standen: Im Mauerpark, dem Eldorado der Flohmarktfans und Gitarren-Klampfer:innen ist das Rauchen von Cannabis (fast!) komplett untersagt!
Wenn sich das beim Cornern herumspricht, könnten hier bald trotz Entkriminalisierung weniger Kräuterschwaden in der Luft hängen als vorher. Natürlich kannst du trotzdem einen durchziehen, aber wie die Ureinwohner:innen warnen würden: Wenn dich dabei jetzt eine:r von der Polente erwischt, "der schmeißt dir achtkantich raus".
(mit Material der dpa)