Schnell mal gucken, ob man Covid-19 hat – das soll in wenigen Tagen auch in Deutschland möglich sein. Gleich für drei Corona-Selbsttests wurden am Mittwoch Sonderzulassungen durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm) erteilt. Diese Selbsttests sollen dann schon in den nächsten Tagen unter anderem bei Discounter erhältlich sein, so Jens Spahn (CDU) im ZDF-"Morgenmagazin". Die drei Produkte, die das BfArm hier vorstellt, heißen:
Der Bundesgesundheitsminister geht davon aus, dass weitere Selbsttests bereits in der kommenden Woche genehmigt werden könnten und im März flächendeckend in Apotheken, Drogerien und auch Supermärkten zu einem "geringen" Preis verkauft werden könnten. Die Laien-Tests sollen eine praktische Ergänzung zu den Schnelltests per Abstrich bieten, die bislang nur von Fachpersonal ausgeführt werden können und die Zeit bis zu einem Impfangebot für alle überbrücken.
Das klingt unkompliziert. Aber wie sicher sind diese Selbsttests in Händen von Laien eigentlich wirklich? Kann man sich darauf verlassen? Watson fragte bei zwei Experten nach.
Die drei bereits zugelassenen Selbsttests erfassen die Viruslast durch einen Abstrich in der Nase. Doch viele der anderen, noch im Gespräch befindlichen, Laien-Tests müsse gegurgelt werden – mindestens zwanzig Sekunden lang. "Der Vorteil dieser Selbsttests ist, dass keine Probenentnahme durch Stäbchen durch die Nase oder durch den Mund an der hinteren Rachenwand erfolgen muss. Der Nachteil ist aber: Das Gurgeln muss richtig erfolgen, um ausreichend Material von dort abzulösen", erläutert Timo Ulrichs gegenüber watson. Er ist Epidemiologe an der Akkon-Hochschule Berlin.
So oder so gilt: Wer beim Laien-Test halbherzig mitmacht oder nur eine geringe Viruslast hat, weil er sich noch im Anfangsstadium der Krankheit befindet, könnte ein falsch-negatives Ergebnis erhalten, obwohl er durchaus ansteckend ist. Ulrichs dazu: "Verglichen mit den herkömmlichen Antigen-Schnelltests, bei denen die Probenentnahme von Fachpersonal ausgeführt wird, bleibt also die Unsicherheit, ob ausreichend Material gewonnen wurde, also die Gefahr falsch-negativer Ergebnisse."
Das Qualitätsproblem sieht auch Heidi Weber. Die Medizinerin ist zweite Vorsitzende des Hausärzteverbandes in Rheinland-Pfalz. Sie sagt: "Wenn Tests im Drogeriemarkt zu kaufen sind und in Eigenregie durchgeführt werden sollen, haben wir erstens das Problem, dass wir nicht wissen, ob die Durchführung des Tests nach den Richtlinien eingehalten wurde. Und zweitens: Wenn ein positives Ergebnis angezeigt wird – wer meldet das dann wem?"
Ein positiver Test müsste erneut durch einen PCR-Test aus dem Labor bestätigt werden, so, wie es für die Abstrich-Schnelltests auch geplant ist. Das setzt allerdings voraus, dass der Getestete ein positives Ergebnis nicht unter den Tisch fallen lässt und die Auswirkungen geklärt sind.
Am Beispiel Bildung sagt Ulrichs dazu: "Bei Schulen wäre es gut, wenn Lehrer und Schüler getestet werden könnten, sinnvollerweise einmal pro Woche. Dann sollten bei positiven Testergebnissen auch sofort die Konsequenzen gezogen werden: sofortige Umstellung auf digitalen Unterricht für die betroffene Gruppe, weitere Umgebungsuntersuchungen."
Vor allem aber müsse auch in Bezug auf die Laientests klar kommuniziert werden, dass sie niemanden schützen. Trotz eines negativen Tests müsse man sich an alle Hygienevorschriften und Kontaktbeschränkungen halten. Das betont auch der Epidemiologe: "Die Tests schützen ja niemanden direkt, sie zeigen nur eine Infektion an. Es muss klar kommuniziert werden, dass sie oft falsch-negativ sein können und keinesfalls die übrigen Sicherheitsmaßnahmen überflüssig machen. Im Gegenteil, sie sind nur sinnvoll im Zusammenhang mit einem guten Hygienekonzept."
Auch Heidi Weber sieht hier eine Gefahr der Testungen: "Korrekt durchgeführt kann eine relative Sicherheit gegeben sein, diese gilt jedoch nur für den Moment und kann somit den Einzelnen zu einer trügerischen Sicherheit verleiten. Es kann passieren, dass man gestern einen Test gemacht hat, sich aber heute mit Corona infiziert."
Als Methode der Überbrückung bis zu einem Impfangebot für jeden seien Schnelltests "bei aller Vorsicht" aber eine gute Idee, so Ulrichs abschließend, wenn auch nicht ideal: "Besser wären Probenentnahmen mit Stäbchen durch geschultes Personal."
(mit Material der afp)