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Kompromissbereitschaft: Paartherapeutin erklärt, wann es zu viel wird

In einer Beziehung geht es um Kompromisse. Paare müssen gegenseitig aufeinander eingehen. Doch in manchen Situationen funktioniert ein Kompromiss nicht.
In einer Beziehung geraten wir zwangsläufig aneinander. Doch nicht immer ist ein Kompromiss der richtige Weg.Bild: Getty Images/iStockphoto iStockphoto fizkes
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Paartherapeutin erklärt: Wann du in der Beziehung keine Kompromisse eingehen solltest

13.04.2023, 15:47
Jana Schütt
Jana Schütt
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Keine Beziehung ohne Kompromisse – das ist dir nach einigen mehr oder weniger erfolgreichen Partnerschaften klar. Schließlich ist eine Beziehung nur gleichberechtigt, wenn die Gefühle von beiden berücksichtigt und faire Lösungen gefunden werden.

Es gibt allerdings Situationen, in denen du ohne schlechtes Gewissen kompromisslos sein darfst. Paartherapeutin Birgit Neumann-Bieneck erklärt im Interview mit watson, in welchen Fällen du dir zuliebe keine Kompromisse eingehen solltest und warum.

Keine Kompromisse bei Kernwerten

Bis zu einem gewissen Grad sind unterschiedliche Meinungen erfrischend in einer Beziehung, sagt Neumann-Bieneck. Die Nacht durchdiskutieren und Ansichten austauschen schweißt zusammen. Doch das klappt nur, wenn dein Partner und du die gleichen Grundwerte haben.

Unterscheiden sich Wertvorstellungen in deiner Beziehung darin, was ihr erstrebenswert, moralisch oder ethisch korrekt findet, wird es schwierig, meint die Expertin. Geht es in Konflikten um Kernwerte in Politik, Religion oder etwa Tierschutz, solltest du vorsichtig sein. Die Paartherapeutin erklärt:

"Bei den eigenen Werten und Haltungen kann man keine Kompromisse eingehen."

Kannst du die Werte deines Partners nicht akzeptieren, ist eine Beziehung langfristig unmöglich, so Neumann-Bieneck: "Das zeigen Studien, nach denen Unterschiede zwar anfänglich anziehend wirken. Langzeitbeziehungen zeichnen sich jedoch dadurch aus, dass sich Partner ähnlich sind."

Keine Kompromisse bei Persönlichkeitsrechten

Kompromisslos sind neben den Kernwerten auch deine Persönlichkeitsrechte, erklärt Neumann-Bieneck. Das sind deine Rechte auf Selbstbestimmung, -wahrung und -darstellung. Streitet ihr euch beispielsweise, weil dein Partner deinen Style zu freizügig findet oder nicht einverstanden ist, mit wem du dich verabredest, sag Stopp.

"Nach dem Auszug aus dem Elternhaus braucht man nicht wieder jemandem, der einem sagt, was man zu tun und zu lassen hat."

"Mit wem du befreundet bist, welche Kleidung du trägst oder wie lang du abends unterwegs bist, gehört zu deinem Recht auf Selbstbestimmung", macht die Paartherapeutin klar. Oft steckt hinter dem Konflikt ein tieferes Problem, dem ihr auf den Grund gehen solltet, zum Beispiel Eifersucht. Kompromisse sind hier nicht die richtige Lösung.

Du solltest dir bewusst machen, dass es einen Unterschied zwischen Kompromissen und Vorschriften gibt. Will dein Partner dir seine Meinung auf- oder seinen Willen durchdrücken, verlässt er das Feld der gemeinschaftlichen Lösungsfindung.

Keine Kompromisse, wenn du dich verändern sollst

Dieser Punkt hängt mit deinen Persönlichkeitsrechten zusammen: Kompromisse haben nichts damit zu tun, dass du dich als Mensch verändern sollst. Möchte dein Partner eine andere Person aus dir machen, weil ihm Aussehen, Art oder Einstellung nicht passen, ist das kein Kompromiss, erklärt Neumann-Bieneck. Hier solltest du deutlich die Grenze ziehen.

"Man hat sich in eine Person verliebt, wie sie ist und kann sie danach nicht so verändern, wie es einem besser passt. Hier muss man 'Stopp!' sagen."
paartherapeutin birgit neumann-bieneck

Eine Beziehung funktioniert nur, wenn ihr euch auf Augenhöhe begegnet und respektiert, betont die Paartherapeutin. Möchte dein Partner dich verändern, sind beide Parameter nicht erfüllt.

Keine Kompromisse, nur weil du letztes Mal deinen Willen bekommen hast

Manchmal geht dein Partner stärker auf dich zu, weil es ihm bei einem Thema leichter fällt. Das bedeutet aber nicht, dass du beim nächsten Mal dran sein musst. "Bei Kompromissen geht es nicht darum, den anderen zu erpressen. Es gilt nicht: Du hast letztens deinen Willen bekommen, jetzt will ich meinen", erklärt Neumann-Bieneck.

Wer so denkt, hat nicht verstanden, was Kompromisse sind, findet die Expertin. Es geht nicht ums gegenseitige Piesacken, sondern darum, das Beste für die Beziehung zu wollen. Kompromisse sind keine Machtkämpfe, sondern Lösungsfindungen. "Es ist ein stetiges Aushandeln, wie viel man dem anderen entgegenkommen kann", erklärt die Paartherapeutin. "Das muss man von der Situation abhängig machen, statt aus Prinzip zu handeln."

Wie man richtig Kompromisse schließt

Um in deiner Beziehung erfolgreich Kompromisse zu schließen, solltest du laut Neumann-Bieneck auf Folgendes achten:

  • Mach dir klar, was dir wichtig ist und dich stört, bevor du das Gespräch suchst.
  • Überleg dir, wo dein Toleranzbereich liegt und wo du deinem Partner nicht entgegenkommen kannst.
  • Dann solltest du das Problem zeitnah in einer ruhigen Situation ansprechen, damit sich negative Gefühle nicht anstauen.
  • Beim Gespräch solltest du Ich-Botschaften senden – sag, was du dir wünscht, statt die Fehler des anderen aufzuzählen.
  • Mach dich darauf gefasst, dass sich dein Partner angegriffen fühlen könnte und nimm seine Verletzung ernst.

Behältst du diese Tipps beim nächsten Konflikt im Hinterkopf, steht einer Kompromissfindung und fairen Beziehung nichts mehr im Weg.

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