"Ich zeig' dir noch meine Streetart" – Wie ich das mit den One-Night-Stands kapierte
Lea ist mit Anfang 30 Witwe geworden. Jetzt beginnt sie wieder mit dem Dating. Folge 7 ihrer Kolumne
05.08.2018, 20:1414.08.2018, 09:03
lea laufer
Mehr «Leben»
Es ist
Frühsommer, gutes Wetter, alles sind draußen und bevölkern die Cafés, Bars und
Clubs der Großstadt. Ich sitze seit Tagen zu Hause und hänge in einem
Tief. Die letzten drei Monate habe ich diesen Mann getroffen und auch, wenn es
eine verhältnismäßig kurze Zeit war, war es doch besonders.
Der zweite
Mann, mit dem ich in meinem Leben Sex hatte, das erste Mal nach einer ewig
langen Liebe und dem Tod meines Freundes.
Ich fühle mich haltlos.
Tinder
scheint mein einziges Fenster zur Außenwelt zu sein.
Und Tinder ist verlässlich.
Ich bin überrascht, wie beständig die Matches eintrudeln. Aber schnell wird mir klar, was eigentlich sowieso schon allen klar ist: Hier
geht’s um Spaß, Ausgehen, Party, hippe Freizeitaktivitäten, coole Drinks in
noch cooleren Locations und (wenn auch nicht ausschließlich) um ungebundenen
Sex.
Nicht, dass ich kein Interesse an Spaß habe, aber obwohl ich erst Anfang
30 bin, habe ich die letzten Jahre als fest liierte Mutter, später mit krankem
Partner, in einer Parallelwelt verbracht.
Ich habe
ein Date ausgemacht, der Typ kommt aus der Stadt in Portugal, in der ich meine
Erasmus-Zeit verbracht habe. Er zeigt mir einen Teil der Stadt, den ich nicht
kenne, wir hoppen durch die Bars, sprechen Portugiesisch, und trinken (zuviel).
Irgendwann lädt er mich zu sich nach Hause ein, um mir seine Fotografien aus
der ganzen Welt zu zeigen. Ich glaube tatsächlich, dass es um Street Art geht,
bis er mir sagt, dass er ehrlicherweise keine Beziehung suche, aber Bock hätte,
mit mir zu schlafen. Nur ein Angebot, ich solle darüber nachdenken.
Ich gehe
zur Toilette und schaue mich im Spiegel an, eine stereotype Szene wie aus einem Film,
als hätte ich eine folgenschwere Entscheidung zu treffen.
Eine wilde Zeit des Ausprobierens gab es bei mir nicht.
Vielleicht ist jetzt die Zeit dafür. Ich
entscheide mich, zu bleiben. Er scheint zu jeder Zeit ganz genau zu wissen, was
er tut und überspielt damit auch meine Unsicherheiten; der ganze Sex ist eine
schöne Choreographie.
Er ist der Typ tall dark Stranger und während ich auf ihm
sitze denke ich, dass es keine üble Entscheidung war. Danach ziehe ich mich an
und er bringt mich zur U-Bahn.
Wir schreiben noch wenige Sätzen in den kommenden
Wochen, dann läuft der Kontakt aus.
Das
nächste Date findet in meiner Lieblingsbar statt; die Kinder sind in den
Großelternferien.
Er ist Philosophie-Dozent an einer Universität, weit gereist
und attraktiv. Als er im Laufe des Abends zu flirten beginnt, fühle ich mich
wahnsinnig geschmeichelt. Wir ziehen ein bisschen um die Häuser, irgendwann
küssen wir uns. Er fragt, ob wir noch in eine Bar gehen wollen.
Diesmal bin ich diejenige, die vorschlägt, zu ihm nach Hause zu gehen.
Ungläubig schaut er mich
an, als wäre das viel zu leicht gegangen.
Zwei weitere Gläser Wein, ein bißchen
Jazz, 20 Minuten Sex, dann schläft er sofort ein. Ich decke ihn zu, schreibe
einen Zettel und verlasse das Haus.
Am nächsten Tag schreibt er mir, erzählt
mir von seinem aktuellen Trainingsplan (er ist Hobby-Boxer) und entschuldigt
sich für den komatösen Schlaf. Er suche nichts Festes. Aber er werde wieder
geil, wenn er an mich denke. Auch ihn sehe ich nie mehr wieder.
So
vergeht der Sommer, es folgen weitere unkomplizierte Nächte; ein fortwährendes
Fast-Food-Menü der Bedeutungslosigkeiten, living the crazy life.
Als ich im
Morgengrauen nach einer schlaflosen Nacht bedeckt von Schweiß und Sperma die
Wohnung des letzten Typen verlasse weiß ich, dass es reicht.
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