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Hohe Corona-Fallzahlen in Deutschland – Virologe Drosten erklärt Zusammenhang

26.03.2020, Berlin: Christian Drosten, Direktor, Institut für Virologie, Charite - Universitätsmedizin Berlin, aufgenommen im Forschungsministerium bei einer Pressekonferenz zum Nationalen Forschungsb ...
Er ist wieder da! Virologe Christian Drosten gibt wieder Coronavirus-Updates.Bild: dpa/Michael Kappeler
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Drosten meldet sich mit radikalem Quarantäne-Vorschlag zurück

01.09.2020, 16:4702.09.2020, 06:43
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Bereits seit einigen Tagen steigen die Corona-Fallzahlen in Deutschland wieder. Am Dienstagmorgen meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) 1218 neue Fälle. Verglichen mit Mai und Juni fallen die Zahlen in Deutschland derzeit hoch aus, teilweise lagen sie in diesen Monaten unter 500.

Auch als die Bundesregierung die Maßnahmen lockerte, die Straßen entsprechend voller wurden, gab es keine extremen Anstiege. Bleibt die Frage, wie problematisch die derzeitige Lage ist. Im NDR-Podcast "Coronavirus-Update" spricht Virologe Christian Drosten über die Fallzahlen und gibt Entwarnung – zumindest ein wenig.

So sagt er, dass wir bei den Fällen beachten müssen, wer den Erreger in sich trage, um die positiven Fälle anständig zu bewerten.

"Es ist jetzt eine andere Art von Patienten, die sich infiziert."

Auch zur ersten Welle gab es eine Inzidenz, also das neue Auftreten von Erkrankungen innerhalb einer Personengruppe während eines bestimmten Zeitraums. Die fiel jedoch gering aus, was auch damit zusammenhing, dass vor allem ältere Personen und Menschen mittleren Alters positiv getestet wurden. Und die hatten häufig starke Symptome und schwere Verläufe, kurzum: Sie fielen symptomatisch auf.

Wer hat sich wie verhalten?

Da nun aber auch mehr asymptomatisch getestet werde, befinden sich unter den Fällen auch junge Menschen oder solche mit milden Symptomen. Das hängt auch damit zusammen, dass sich unter den Getesteten einige Urlaubsrückkehrer oder eben Menschen, die auf Partys waren, befinden. Eine Dunkelziffer könne es laut Drosten dennoch geben. So vermutet er, dass sich viele junge Menschen eventuell nicht testen lassen, weil sie aufgrund eines Partybesuchs ein schlechtes Gewissen haben.

"Der Faktor Mensch ist schwer zu erfassen."

So gebe es Schwierigkeiten bei der Bewertung der positiven Reiserückkehrer-Tests, die saisonbedingt gehäuft vorkommen. Es mache einen Unterschied, wie sich die Menschen im Urlaub verhalten haben, ob sie großen Gruppen begegneten, ergo viel Kontakt mit anderen hatten, oder einen Familienbesuch machten. Ebenso sei es wichtig, zu wissen, ob jemand einen Großteil seiner Infektion bereits im Urlaub ausgesessen hat. Derjenige könne ein positives Testergebnis haben, aber nicht mehr infektiös sein.

"Den muss man anders betrachten als einen frisch symptomatischen, der vor wenigen Tagen auf einer großen Grillveranstaltung war."

Je nachdem, wie sich ein Mensch im Urlaub verhielt, könnte er eine andere Bedeutung fürs Infektionsgeschehen haben, trotz positiven PCR-Tests. Dennoch hält Drosten fest, dass Zahlen wichtig seien, da wir uns "an ihnen orientieren können".

Radikaler Quarantäne-Vorschlag

Der Berliner Virologe sprach sich zudem dafür aus, die Quarantänezeit für Menschen mit Verdacht auf eine Coronainfektion von 14 auf 5 Tage zu verkürzen. Mit diesem Vorschlag gehe er "bis an die Schmerzgrenze der Epidemiologie", sagte er.

"Das ist schon, sagen wir mal, eine steile These, dass man sagt, nach fünf Tagen ist eigentlich die Infektiosität vorbei."

Die Überlegung sei aber: "Was kann man denn in der Realität machen, damit man nicht einen de-facto-Lockdown hat?", erklärte er. "Es nützt ja nichts, wenn man alle möglichen Schulklassen, alle möglichen Arbeitsstätten unter wochenlanger Quarantäne hat." Er regte zudem an, die fünf Tage nicht für Tests zu "verschwenden", sondern erst nach Ablauf zu testen, ob die Betroffenen infiziert waren und noch infektiös sind.

Zuletzt äußerte sich Drosten noch zu Zweitinfektionen. So soll es einen Patienten in Hongkong gegeben haben, der sich ein zweites Mal infiziert habe. Zu diesem Fall sagt der Virologe, dass es sein kann, dass Antikörper verschwinden. Er bezweifelt aber, dass das die "hauptsächlichen Fälle" sind. Entsprechend verliere ein Impfstoff nicht an Bedeutung.

(tkr)

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