Es gibt einige Dinge, die im Leben einer Führungskraft richtig ätzend sind. Kündigungen von tollen Kolleg:innen zum Beispiel. Kaum etwas nervt mehr als der Moment, in dem Mitarbeitende dir sagen, dass sie gehen werden.
Denn du weißt: Jetzt habe ich ein Problem.
Manche Kündigungen schmerzen mehr als andere: Wenn's Kolleg:innen sind, von denen du weißt, dass sie nur schwer zu ersetzen ist. Wenn es sich um Personen handelt, die du lange gefördert und begleitet und gerade deshalb fest mit ihnen geplant hast. Oder wenn dir Mitarbeitende einfach nur menschlich ans Herz gewachsen sind. Doch Kündigungen gehören zur Führung dazu.
Es gibt Chef:innen, die lassen nach Kündigungen die Maske fallen. Reagieren beleidigt, trotzig, in ihrer Ehre gekränkt. Das ist albern, kindisch und dumm.
Bitte nicht falsch verstehen: Ich will hier nicht so tun, als hätte ich nach einer Kündigung nicht auch schon mal kurz das Büro verlassen, um vor der Tür vor Wut und Frust gegen eine Straßenlaterne zu treten. Doch wenn ich ehrlich bin, bin ich bei Kündigungen nie, oder zumindest nur ganz selten, sauer auf mein Gegenüber. Ich ärgere mich eher aus rein egoistischen Gründen, weil ich nun eine neue, womöglich ziemlich große Baustelle habe, die es ab sofort zu schließen gilt.
Ich kann dennoch nicht verstehen, warum es Führungskräfte gibt, denen es schwerfällt, im Moment einer Kündigung menschliche Größe zu bewahren. Kündigungen sind nicht nur Teil des Games, sie fallen zudem dem Gegenüber auch oft schwer. Nicht wenige sitzen mit Tränen in den Augen vor einem, sind selbst nervös und fürchten sich vor der Reaktion.
An dem Punkt bin ich froh, dass ich anders gestrickt bin als manche Chef:innen. Ja, ich musste lernen, Kündigungen als Mensch nicht zu nahe an mich ran zu lassen. Aber nein, es war für mich nie ein Problem, mich für das Gegenüber auch für die getroffene Entscheidung zu freuen.
Als Führungskraft ist für mich, gerade in der Zusammenarbeit mit jungen Kolleg:innen, eine Erkenntnis wichtig: Ein gutes Offboarding ist nicht minder wichtig als ein gutes Onboarding. Und zwar nicht nur, weil sich das menschlich gehört.
Als Chef muss mir bewusst sein: Ex-Kolleg:innen sind sehr oft Freund:innen oder Bekannte von möglichen neuen Mitarbeitenden. Und es gibt bei der oft schwierigen Suche nach neuem Personal keine besseren Fürsprecher:innen als Menschen, die mal mit einem zusammengearbeitet haben. Allein schon deshalb ist man gut beraten, eine Person möglichst perfekt zu verabschieden.
Hinzu kommt, dass jede Kündigung auch etwas mit dem Rest des Teams macht. Und das Schlimmste, was dir als Chef passieren kann, ist, wenn das Weggehen von Person A dazu führt, dass sich Person B nun auch überlegt, so langsam mal einen anderen Job zu suchen.
Und selbst, wenn's nicht ganz so dramatisch ist, führt die Kommunikation eines Abschieds schnell zu Verunsicherung, schlechter Laune oder Angst vor Mehrarbeit bei den Bleibenden. Auch deshalb hilft's, wenn alle spüren, dass mit Noch-Kolleg:innen weiterhin bestens umgegangen wird.
Zu einem guten Offboarding gehört daher in allererster Linie, dass man die Betroffenen genauso korrekt behandelt wie vor der Kündigung. Sie einbezieht in Entscheidungen, nach Meinungen fragt, sie also als vollwertiges Teammitglied behandelt.
Hinzu kommen gute Übergaben, die rechtzeitige Ausstellung eines fairen Zeugnisses und vor allem ein Abschiedsgespräch, an dessen Ende man sich hoffentlich in die Augen sehen und zufrieden auseinandergehen kann. Ein kleines Geschenk und ein paar Drinks mit dem Team runden den perfekten Abschied ab.
Der Gen Z wird in der Arbeitswelt ja oft nachgesagt, sie sei weniger loyal und wechselbereiter als andere Generationen. Ich kann das für meine Teams zwar nicht bestätigen, bewusst muss mir das als Führungskraft jedoch sein.
Die Konsequenz: Wenn Menschen schneller als früher den Job wechseln, wenn ihnen etwas nicht passt, ist es heute auch wahrscheinlicher, dass Personen feststellen, dass es im neuen Job ganz und gar nicht besser ist als im alten. Und plötzlich wieder auf der Matte stehen und fragen, ob sie zurückkommen können.
Ohnehin sind Bumerang-Mitarbeiter:innen nichts Schlechtes. Vielen Menschen hilft es, ein, zwei Jahre mal etwas anderes zu sehen, um dann zurückzukehren. Und ich habe selbst die eine oder andere Rückholaktion durchgezogen.
Da war beispielsweise der Kollege, der als Experte ging und nur wenige Monate später als Teamlead sein Comeback feierte, weil eine Stelle plötzlich frei geworden war. Oder die Kollegin, die ich wegschicken musste, weil sie eine Elternzeitvertretung war und ich ihren Vertrag aus Budgetgründen nicht verlängern durfte. Sie ging unter Tränen. Und ich versprach, sie anzurufen, sobald ich eine Chance sehe.
18 Monate später stand sie wieder bei uns im Büro. Das hätte sie nicht getan, wäre das Offboarding mit ihr nicht gut gewesen.