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Die Auswanderin

Urlaub: Junge Frau wird krank – und erlebt Überraschung beim Arzt in Australien

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Ein Arztbesuch in Australien ist etwas grundsätzlich anderes als in Deutschland. Bild: ai / chatgpt
Die Auswanderin

Junge Frau wird krank in Australien – und erlebt Überraschung beim Arzt

Unsere Kollegin Franziska Wohlfarth hat bei watson gekündigt, weil sie nach Australien ausgewandert ist. Ganz weg ist sie aber nicht: In ihrer Kolumne "Die Auswanderin" berichtet sie einmal im Monat von ihren Erlebnissen aus Down Under.
21.10.2024, 07:59
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Krank sein ist doof. Sei es der hartnäckige Schnupfen im Winter, der Migräneanfall, der einem den Partyabend vermiest oder eine Verletzung, die einen tagelang ans Krankenhausbett fesselt.

Egal, ob in Australien oder Deutschland: Niemand ist gerne krank.
Egal, ob in Australien oder Deutschland: Niemand ist gerne krank. bild: pexels/Andrea Piacquadio

Noch doofer ist es jedoch, wenn man krank ist und sich zeitgleich mit den Tücken eines fremden Gesundheitssystems herumschlagen muss. Das durfte ich nach meinem Umzug nach Australien am eigenen Leib erfahren. Bei mir wurde vor einigen Monaten die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn diagnostiziert.

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Die deutsche Krankenversicherung hat mich verwöhnt

In Deutschland war ich es bisher gewohnt, mir keine Gedanken um die Kosten meiner medizinischen Untersuchungen machen zu müssen. Ganz egal, ob es dabei um eine Grippeimpfung oder ein MRT ging. Seitdem ich in Australien lebe, spaziere ich etwas weniger sorglos ins Wartezimmer hinein.

Medicare gilt als eines der weltweit besten Gesundheitssysteme.
Medicare gilt als eines der weltweit besten Gesundheitssysteme.bild: pexels/Pavel Danilyuk

Dabei gibt es zunächst einmal Ähnlichkeiten: Was in Deutschland die gesetzliche Krankenversicherung ist, ist in Australien Medicare. Darauf haben alle Personen Anrecht, die dauerhaft in Australien ansässig sind – ungeachtet des Visa-Status oder der Anstellungsart. Das heißt, auch Selbstständige oder Leute wie ich, die noch immer auf die Genehmigung ihres dauerhaften Aufenthaltstitels warten, bekommen vom Staat eine sogenannte Medicare-Card ausgehändigt. So weit, so gut.

"Der große Unterschied ist, dass man in Australien neben der Versicherungskarte auch seine Bankkarte aus dem Geldbeutel ziehen muss."

Erscheint man zu einem Arzttermin, geht man genau wie in Deutschland an die Rezeption und zeigt die Versicherungskarte vor. Der große Unterschied ist jedoch, dass man in Australien neben der Versicherungskarte auch noch seine Bankkarte aus dem Geldbeutel ziehen muss. Denn obwohl die gesetzliche Krankenversicherung den Großteil der medizinischen Kosten übernimmt, müssen Patient:innen für ihre Sprechstunden zunächst selbst bezahlen. Medicare erstattet einem dann automatisch einen Teil der getragenen Kosten zurück. Meist sind das um die 75 Prozent, wobei das von Praxis zu Praxis variieren kann.

Krank sein muss man sich leisten können

Wer keine 30 Dollar für einen Sprechstundentermin bezahlen möchte, muss zu einer der wenigen Praxen gehen, die "Bulk Billing" anbieten. Hier übernimmt Medicare die gesamten Kosten für die Behandlung, ganz ohne Selbstbeteiligung. Genauso wie in Deutschland also. Von diesen Praxen gibt es jedoch nicht allzu viele und man muss dementsprechend oftmals länger auf einen Termin warten.

Nur in Praxen, die mit "Bulk Billing" werben, ist die Behandlung komplett kostenlos.
Nur in Praxen, die mit "Bulk Billing" werben, ist die Behandlung komplett kostenlos. wikimedia/Steve Haines

Trotzdem hat das System auch ein paar Schwächen. Das durfte ich zuletzt feststellen, als mein:e Partner:in sich vor wenigen Wochen im Fitnessstudio am Rücken verletzte. Nur eine falsche Bewegung und auf einmal ging gar nichts mehr.

Die gute Nachricht: Bereits am nächsten Morgen stand der Termin bei einer Physiotherapeutin fest. Die Schlechte: Medicare übernimmt die Kosten für eine Physiotherapie nur, wenn eine chronische Vorerkrankung vorliegt. Kurz gesagt heißt das, dass mein:e Partner:in drei Sitzungen á rund 120 Dollar aus eigener Tasche bezahlen musste.

"Niemand sollte sich zwischen medizinischer Versorgung und Wocheneinkauf entscheiden müssen."

Für mich als Deutsche ist das ein völlig absurder Zustand. Man sollte nicht abwägen müssen, ob man sich die Behandlung seiner Schmerzen überhaupt leisten kann. Niemand sollte sich zwischen medizinischer Versorgung und Wocheneinkauf entscheiden müssen.

Wovon sich Praxen in Deutschland eine Scheibe abschneiden sollten

Dennoch: Australien ist nicht grundlos eines der Länder mit dem weltweit besten Gesundheitssystem. Meine Krankheit hat mir auch gezeigt, welche Dinge im deutschen Gesundheitssystem schieflaufen. Die Symptome meiner chronischen Krankheit sind nämlich nicht erst in Australien aufgetreten. Bereits in Deutschland bin ich wegen unerträglicher Bauchkrämpfe, Müdigkeit und Nährstoffmangel beim Hausarzt gewesen – und wurde mit Eisentabletten wieder nach Hause geschickt.

Meine Erfahrungen mit deutschen und australischen Ärzt:innen unterscheiden sich drastisch.
Meine Erfahrungen mit deutschen und australischen Ärzt:innen unterscheiden sich drastisch.bild: pexels/cottonbro studio

Als sich mein Zustand in Australien noch weiter verschlechterte, veranlasste meine Hausärztin vor Ort ohne Zögern ein gesamtes Blutbild, eine Stuhlprobe und einen Ultraschall. Sie überwies mich außerdem an einen Spezialisten, bei dem ich nach nur wenigen Wochen sofort einen Termin bekam. Innerhalb kürzester Zeit stand meine Diagnose fest und anders als in Deutschland hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, die Leute von meinen Symptomen überzeugen zu müssen.

Ich habe schon das Gefühl, dass sich die Ärzt:innen in Australien generell mehr Zeit für ihre Patient:innen nehmen, ihnen mehr Verständnis entgegenbringen und aufmerksamer nach den Ursachen von Problemen suchen. Und obwohl das australische Gesundheitssystem (genauso wie das deutsche) ein paar Tücken und Eigenheiten hat, bin ich dankbar für Medicare.

Wie wird man Spinnen im Haus einfach und nachhaltig wieder los?

Phobien sind heutzutage ein weitverbreitetes Phänomen. Die Ängste vor engen Räumen, Keimen, dem Zahnarzt oder Clowns können als psychische Störungen auftreten, die das Leben der Betroffenen dramatisch erschweren. Zu den am meist verbreitetsten Angststörungen gehört die Arachnophobie – die Angst vor Spinnen.

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