Mittlerweile ist es gelaufen, Elon Musk hat seine Online-Plattform X weitestgehend zur Propagandaplattform für die neue Trump-Regierung umgebaut. Jede Entscheidung Trumps bejubelt der Tech-Milliardär mit peinlichem, aber milieukorrektem Eifer.
Die neue X-Marschrichtung führte zur Massenabwanderung. Viele Nutzer:innen migrierten schon vor Trumps Wahlsieg zur Onlineplattform Bluesky. Doch kaum war die Wahl gelaufen, gab es bei der X-Alternative nochmal einen ordentlichen Zuwachs. 700.000 Nutzer:innen sollen dazugekommen sein, berichtet das Magazin "The Verge". Damit steigt die Gesamtzahl auf 14,5 Millionen.
Doch woher kommt das Interesse, was macht Bluesky so beliebt? Wir erklären es dir im Überblick.
Bei Bluesky handelt es sich um eine Microblogging-Plattform, die Ex-Twitter-Chef Jack Dorsey gegründet hat. Im Grunde ähnelt sie X in vielen Punkten. Wobei Bluesky etwas mehr nach heile Welt aussieht: ein hübsches blaues Logo, das einem Schmetterling ähnelt, der wiederum an den Twitter-Vogel erinnert, den Musk seit Übernahme abgeschossen und durch ein X in Edgy-Schwarz ersetzt hat.
Letztlich ist das verspieltere Pendant aber eben eine Social-Media-Plattform, auf der Nutzer:innen Kurznachrichten erstellen, kommentieren und teilen können, auch Videos können sie darauf verbreiten. Trotzdem hebt sich Bluesky in einem Punkt deutlich von X ab: der Funktionsweise.
Für viele ist Bluesky interessant, weil es keinen allein-kontrollierenden Unternehmenschef gibt, der mit autoritärer Hand die Richtung weist. Entwickler:innen können Ideen einbringen und wer geht, kann zudem seine Daten mitnehmen. Dezentralität ist das Versprechen, wobei es einen Vorstand gibt, der einen Blick auf die Plattform hat. Bis Mai dieses Jahres war Jack Dorsey ein Teil davon, mittlerweile ist er gegangen.
Ja, Bluesky kostet nicht einen Cent. Es ist bei Google (Android) und Apple (iOS) verfügbar.
Lange Zeit war eine Eintrittskarte in Form eines Einladungslinks nötig. Nutzer:innen konnten diese verschicken. Es war auch möglich, entsprechende Codes zu kaufen oder sich auf eine Warteliste setzen zu lassen. Mittlerweile können sich Nutzer:innen einfach registrieren und loslegen.
Zunächst spielt Elon Musks falsch gelabelter Kampf für die Meinungsfreiheit eine Rolle. So holte er zum Beispiel Rechtsextreme wie Tommy Robinson und Katie Hopkins zurück. Robinson gründete die britische Schlägertruppe English Defence League, Hopkins war Kolumnistin bei "Daily Mail" und ist bekannt für rassistische Postings.
Musk ordnet rechtsextreme Äußerungen innerhalb der Grenzen des Sagbaren ein, verschiebt diese dabei, was wiederum gesellschaftliche Normen im Sinne Rechtsextremer neu definieren kann. Einige wollen sich diesem Spiel mit der "Meinungsfreiheit" entziehen, weshalb sie wechseln. Eine exzessive Trump-Propaganda und schräge Abo-Modelle dürften ebenso eine abschreckende Wirkung entfalten.
Auf dem Papier schon. X wird wenig überraschend eher lax moderiert, was unter anderem die Europäische Kommission bemängelte. Bluesky hat auch ein Moderationsteam, das noch nicht negativ aufgefallen ist. Viele auch links-progressive Nutzer:innen bleiben jedoch auch auf X, einerseits als Gegengewicht zur rechten Strömung, andererseits, weil die Reichweite größer ist.
Kritik an Bluesky gibt es vor allem von Zentrist:innen, also Leute, die laut eigener Aussage "weder links noch rechts" sind. Gerade als das Netzwerk 2023 populär wurde, sprach etwa Podcaster Micky Beisenherz von der Entstehung einer "homogenen Bubble". Manche bezeichneten die Plattformen auch als elitären Club, andere sehen darin ein künftig wichtiges demokratisches Instrument.
Generell dürften viele Bluesky aber auch aus dem Grund dufte finden, weil es eben nichts kostet, es also gleiches Recht für alle User:innen verspricht.