So holt sich Rockstar normalerweise Songrechte für seine Videospiele.Bild: imago images / bestimage
Digital
2023 brachte das Videospielstudio Rockstar Games das Internet zum Explodieren. Und dafür hat ein lediglich 90 Sekunden langer Trailer gereicht. Es war das erste Lebenszeichen zu "Grand Theft Auto VI" (kurz "GTA 6"). Das Filmchen sicherte sich sogar einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde als meistgesehene Spielenthüllung. Der Impact trieb nicht nur das Spiel selbst in ungeahnte, wenngleich erhoffte Höhen.
Auch der Musiker Tom Petty (2017 verstorben) erlebte ein kurzes Comeback. Sein Song von 1989, "Love Is A Long Road", sorgte für Tausende wohlwollende Kommentare und eine erneute Chartplatzierung. Rockstar beweist stets Fingerspitzengefühl bei der Musik-Auswahl. Spiele wie auch Künstler:innen profitieren davon. Wer ein Angebot von dem Studio bekommt, sollte sich entsprechend freuen, oder?
Nicht ganz.
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Musiker verzichtet auf "GTA 6"-Angebot
Auf der Plattform X berichtet der britische Musiker Martyn Ware, dass er für seinen 1984 veröffentlichten Pop-Klassiker "Temptation" von Rockstar eine Anfrage erhalten habe. Es ging um die Songrechte für "GTA 6". Er malte sich die schönsten Wohlstandszenarien aus, was hinsichtlich des wahrscheinlichen Erfolgs nicht allzu weit hergeholt erscheint.
Das anschließende Angebot zerschlug jedoch seine Visionen. Ein böser Weckruf. 7500 US-Dollar habe ihm Rockstar angeboten – als einmalige Zahlung. Keine Tantiemen, kein Bonus, nichts. Ware hat auf X abgesagt, mit ziemlich deutlichen Worten: "Go fuck yourself."
Die Reaktionen darauf fallen gemischt aus. Manche zeigen Verständnis für die Wut, halten Rockstars Angebot für unangebracht. Schließlich konnte "GTA 5" bereits sechs Milliarden US-Dollar einspielen, ein wenig finanzieller Spielraum wäre also wahrscheinlich drin gewesen.
Kein Vergleich zwischen Petty und Ware
Andere bezeichnen den Musiker hingegen als gierig und respektlos. Sie sagen ihm voraus, dass er in Armut enden werde, nur weil er nicht den Hals voll bekommen konnte. Auch soll Ware auf lange Sicht ein massiver Gewinn flöten gegangen sein. Das Spiel hätte ihn zurück aus der Versenkung holen können. Sicher ist das aber nicht.
Man könnte einwerfen, dass es bei Tom Petty ebenfalls gelang, den Staub von seinem Song zu pusten, ihn zu neuem Glanz in der Gegenwart zu verhelfen. Nur in Sachen Wegpusten ist ein erster Trailer zu einem heiß erwarteten Spiel, in dem nur dieser Song läuft, ein Laubgebläse. Teil einer Playlist aus Hunderten Songs zu sein, ist hingegen eher ein laues Lüftchen.
Etwas gehen zu lassen, fällt vielen von uns schwer. Manchmal ist es einfach Gewohnheit, Bequemlichkeit oder man hat etwas schlicht lieb gewonnen. Unser Kolumnist ist sich aber sicher: Wir brauchen immer wieder Luft und Raum für Neues.
Ich sitze im Zug auf dem Weg von Köln nach Hamburg und schreibe diese Kolumne. Seit einigen Tagen drücke ich mich ein wenig vor dem Schreiben, denn ich weiß: Wenn ich die Kolumne am Ende in die Redaktion schicke, wird es die letzte "Mental Health To Go"-Kolumne für watson gewesen sein. Damit endet diese Kolumne und das tut weh.