Cannabis ist in Deutschland die illegale Droge, die am häufigsten konsumiert wird. Die Entkriminalisierung von Cannabis, die die Bundesregierung versprochen hat, sorgte für großen Wirbel: Man hörte viel Begeisterung, aber auch Kritik.
Sollte das Gesetz 2024 in Kraft treten, dürfen Erwachsene ganz legal bis zu 25 Gramm Cannabis besitzen. Darüber hinaus darf ein Erwachsener maximal drei Pflanzen für den Eigenbedarf anbauen, sogar bei sich zu Hause auf dem Balkon oder im Garten. Zugelassen werden soll auch die Abgabe von Cannabis über Anbauvereinigungen – also Clubs – allerdings nur für Clubmitglieder.
Die größte Sorge angesichts des legalen Cannabis-Konsums ist bei Eltern und einigen Experten wohl weiterhin, dass Jugendliche dann früher oder noch mehr kiffen.
Denn wie jeder meint zu wissen, sind Kiffer: faul, dumm und abhängig. Doch stimmt das? Watson klärt auf, was an den Mythen über Cannabis dran ist.
Oft wird davor gewarnt, dass Cannabis eine Einstiegsdroge sei – also eine Entscheidung, die auch zu härteren Drogen führt.
Diese These ist "wissenschaftlich widerlegt", widerspricht der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert. Wenn der Cannabis-Konsum für Erwachsene unter gesicherten Bedingungen möglich sei, bedeute das außerdem mehr Schutz. Blienert warnt aber: "Deutlich muss sein, es soll keine Werbung für diese Produkte geben. Das muss für alle Drogen gelten – eigentlich auch für Alkohol. Es gehört nicht in die Ladentheke, es gehört nicht in die Sichtbarkeit von Kindern und Jugendlichen."
Dieses Vorurteil hält sich hartnäckig. Schließlich kennt doch fast jeder eine:n Dauerkiffer:in, der oder die apathisch zu Hause vor der Konsole hängt. Doch eine Studie, die 2023 im "International Journal of Neuropsychopharmacology" erschienen ist, widerspricht dieser These. Demnach zeigten Cannabis-Konsument:innen keine höheren Anzeichen von Lust- und Antriebslosigkeit. Einer der Wissenschaftler, Will Lawn, sagte auf der Website des King's College London:
Obwohl es offenbar so ist, dass Cannabis keinen oder höchstens einen schwachen Zusammenhang mit Antriebslosigkeit hat, räumt Lawn ein: "Wir brauchen jedoch Studien, die diese Zusammenhänge über einen langen Zeitraum hinweg untersuchen, um diese Ergebnisse zu bestätigen."
Dieser Mythos könnte stimmen. Eine Studie der Stanford University (USA), veröffentlicht im "Journal of Sexual Medicine" ergab, dass Cannabis-Konsument:innen im Bett aktiver sind als Nicht-Konsument:innen.
Die Studie verglichen Daten aus einer großen US-Gesundheitsumfrage, an der 50.000 Menschen zwischen 25 und 45 Jahren teilnahmen. Darin gaben sie unter anderen an, wie hoch ihr Cannabis-Konsum im Vorjahr war und wie häufig sie Sex hatten.
Die gesteigerte Libido von Kiffer:innen wird offenbar dadurch verursacht, dass Rezeptoren im Gehirn, die für das Lustempfinden zuständig sind, vom Cannabis aktiviert werden. Wer täglich kiffte, hatte laut der Studie um etwa ein Fünftel häufiger Sex als Nicht-Kiffer:innen: Frauen demnach innerhalb eines Monats 7,1 statt 6 Mal und Männer 6,9 statt 5,6 Mal.
Im Kreis herum am Joint ziehen und für die beste Wirkung möglichst tief und lange inhalieren – so werden Cannabis-Konsument:innen in Filmen oft dargestellt. Tatsächlich stimmt es aber nicht, dass die Wirkung des Cannabis stärker ist, wenn man den Rauch länger oder tiefer in der Lunge lässt, wie das Cannabis-Magazin "Royal Queen Seeds" bestätigt.
Laut einigen Quellen werden 95 Prozent des THCs fast sofort beim Einatmen aufgenommen. Wie stark die Wirkung ist, hängt einzig und allein von der Menge ab, die man konsumiert. Das heißt, um so öfter du inhalierst oder je mehr Cannabis dein Joint enthält, umso stärker ist er.
Wenn Cannabis im nächsten Jahr erst freigegeben werden soll, ist es derzeit also noch verboten, oder? Nein. Verboten ist ganz klar der Handel damit und oft der Besitz – die Menge, die bei Besitz straffrei ist, unterscheidet sich je nach Bundesland. In manchen Bundesländern liegt sie bei fünf bis sechs Gramm, in anderen höher – oder auch niedriger.
Sollte die erlaubte Menge überschritten werden, drohen eine Geldstrafe oder bis zu fünf Jahren Haft. Ausnahmen gelten für alle, die eine medizinische Verordnung für Cannabis haben.
Das Cannabisrauchen generell ist allerdings nicht verboten. Der Konsum ist im Betäubungsmittelgesetz nicht als Straftatbestand aufgeführt.
Vorsicht jedoch beim Autofahren: Cannabis und Cannabisprodukte gehören laut Betäubungsmittelgesetz (BtMG) zu den nicht verkehrsfähigen Betäubungsmitteln. Das THC kann im Körper auch länger nachgewiesen werden als Alkohol. So kann also theoretisch beim Bluttest auch noch einige Tage später THC nachgewiesen werden. In den Haaren sogar viele Monate.
Das stimmt. Wer regelmäßig Cannabis konsumiert, kann tatsächlich süchtig danach werden. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig der Fall sein. So werden nicht alle Menschen, die das Kiffen einmal ausprobieren oder gelegentlich Cannabis konsumieren, auch abhängig. Dafür müssen mehrere Faktoren zusammenkommen. Einer Studie aus dem Jahr 2021 zufolge wird einer von zehn Menschen abhängig von Cannabis.
Antworten auf die Frage, ob man selbst abhängig sein könnte, gibt unter anderem ein Video der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Komplett ungefährlich ist natürlich auch der Konsum von Cannabis nicht – auch wenn es von Fans gerne so dargestellt wird. Cannabis ist eine Droge. Leichte Nebenwirkungen können laut der Techniker Krankenkasse sein:
Vereinzelt kann der langfristige und zu frühe Konsum der Droge jedoch auch schwere Folgen haben: In seltenen Fällen kann es nach einem längerfristigen Cannabiskonsum zu einer schizophrenen Psychose können.
(mit Material der dpa)