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Leben
Wann und wo die Currywurst ihren Anfang nahm, ist unklar. Was wir nun aber wissen, ist: In Bad Zwischenahn im Norden Niedersachens leitet ein Unternehmen zum 1. September das Ende der Currywurst ein.
Rügenwalder Mühle will keine Currywurst aus Fleisch mehr produzieren. Der Wursthersteller brauche mehr Platz für seine vegetarischen Produkte, sagt Firmenchef Godo Röben. Mehr noch: Die Fleisch- und Wurstbranche habe es in den vergangenen Jahren übertrieben, Tierwohl und Klimaschutz seien auf der Strecke geblieben, sagt der 50-Jährige. "Es ist jetzt an der Zeit, mal 50 Prozent weniger Tiere zu essen."
So begründet der Rügenwalder-Mühlen-Chef den Currywurstix
Es sind bemerkenswerte Töne für einen der bekanntesten Fleischverarbeiter
des Landes. Aber das bisherige Geschäftsmodell
sei einfach nicht mehr zukunftsfähig gewesen, sagt Röben.
"Schon vor zehn Jahren konnte man sehen, dass wir drei riesige
Probleme im Sortiment haben, die von Jahr zu Jahr größer werden:
Tierleid, Gesundheit und Klimawandel", erinnert sich Röben. Es sei
absehbar gewesen, dass die Massentierhaltung wegen der wachsenden
Weltbevölkerung nicht weniger werde. Die Weltgesundheitsorganisation
WHO habe gewarnt, es werde zu viel Fleisch gegessen. Und die
Tierhaltung sei klimaschädlicher als der gesamte weltweite Verkehr.
"Wenn man das sieht, dann muss man ein neues Geschäftsmodell haben."
Fleischlos-Strategie ist umstritten
Doch das Thema fleischlose Ernährung polarisiert. "Natürlich gab es große Widerstände", sagt Röben über die Einführung der Veggie-Produkte der Rügenwalder Mühle vor fünf Jahren. "Der Vegetarier war ja der natürliche Feind des Fleisch- und Wurstherstellers."
Ein Blick in die Geschäftszahlen zeigt, dass es für
Fleischersatzprodukte einen großen Markt gibt. Röbens Veggie-Strategie macht
heute 35 bis 38 Prozent des Umsatzes der Rügenwalder Mühle aus. "Das
Ziel von 40 Prozent werden wir im nächsten Jahr auf jeden Fall
erreichen", sagt Röben.
Die Veggie-Produkte kommen dabei nicht einfach zusätzlich ins
Sortiment. Die Fleischverarbeitung sei in den vergangenen vier Jahren
um durchschnittlich drei Prozent zurückgegangen. Diese Kapazitäten
werden jetzt für vegane und vegetarische Produkte gebraucht. Wobei
beim Ende der Currywurst zur Wahrheit dazu gehört, dass das
Unternehmen sie erst seit 2014 im Angebot hatte und einräumt, das
Vermarktungsumfeld sei schwierig gewesen.
Rügenwalder Mühle vs. Beyond Meat
Das Interesse an Fleischersatzprodukten nimmt weltweit zu. Um den
Börsengang des US-Unternehmens Beyond Meat im Mai
entstand ein derartiger Hype, dass selbst CSU-Politiker Alexander
Dobrindt nach einem Besuch im Silicon Valley von fleischlosen Burgern
schwärmte. Zum Ärger der Rügenwalder Mühle. "Das ist, als wenn Sie
sagen, der Tesla ist ja wohl das allerschönste Auto
und vergessen, dass wir auch noch ein paar Autohersteller hier
haben", kritisiert Röben. "Wir gehören zu den Top-Ten-Unternehmen in
diesem Bereich weltweit."
Überhaupt sieht sich der Unternehmer aus Bad Zwischenahn auf
einer Ebene mit den vielbeachteten Kaliforniern. "Wir sind Auge in
Auge mit Beyond Meat", sagt er. Beim Umsatz mit fleischlosen
Produkten gebe es keinen Unterschied. Zum Vergleich: Beyond Meat hat
seinen Umsatz im zweiten Quartal gemessen am Vorjahr um 287 Prozent
auf gut 67 Millionen Dollar gesteigert – und seinen Aktienkurs seit
Mai versechsfacht.
Eine Rügenwalder Mühle, die irgendwann ganz ohne Fleisch
auskommt, schließt Röben dagegen nicht aus. "Das wird der Verbraucher
entscheiden. Wir sind da keine Missionare", sagt er. Die Currywurst
hat's schon erwischt.
(ll/dpa)
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