Am Dienstag wollen Bund und Länder entscheiden, ob der derzeit geltende Lockdown zum 11. Januar wieder aufgehoben werden kann, doch in vielen Bereichen sieht es bei weitem nicht so aus. So hatten die Kultusminister der Länder schon am Montag in einem Beschluss festgehalten, dass die im Dezember beschlossenen Maßnahmen, darunter auch die Schul-Schließungen, "unter Umständen" fortgeführt werden sollen.
Die Wiederaufnahme des Schulbetriebs sei ihrer Meinung nach nur in Stufen möglich, "sollte es die Situation in den einzelnen Ländern zulassen". Was genau damit gemeint ist, bleibt aber unklar. Und genau das ärgert die Betroffenen. Heinz-Peter Meidinger ist Präsident des Deutschen Lehrerverbands und wird im Gespräch mit watson deutlich:
Zwar begrüßen die Lehrer das weitere Aussetzen des Präsenzunterrichts und auch, "dass bei der Priorisierung, welche Schülergruppen vorrangig in den Präsenz- oder Wechselunterricht zurückzuholen sind, die jüngeren Kinder der Grundschulen und die Abschlussklassen den Vorrang haben sollen", sagt Meidinger. Nur leider hätten die Kultusminister auch dieses Mal nicht festgelegt, "ab welchem Infektionsgeschehen welche Unterrichtsform und welcher Schulbetrieb möglich und notwendig sind." Das seien jedoch enorm wichtige Fragen, wenn es darum gehe, die Schulen langsam wieder zu öffnen.
Nur mit einem klar definierten Stufenplan können die Schulen arbeiten, ist er überzeugt. "Wir brauchen mehr Verlässlichkeit und Berechenbarkeit, so dass Schulleitungen wissen, auf welches Szenario sie sich vorbereiten müssen, wenn infektionszahlen in einer Region steigen oder sinken", erklärt er weiter. "So bleibt alles im Unverbindlichen und nach wie vor wissen damit die Eltern in den verschiedenen Bundesländern heute noch nicht, was nächste Woche genau auf sie und ihre Kinder zukommt."
Würden verbindliche Richtlinien, die sich am Infektionsgeschehen orientieren, nicht eingeführt, bliebe die stufenweise Öffnung der Schulen auch weiterhin Auslegungssache der Länder und würde von Woche zu Woche neu entschieden. Meidinger dazu: "Das hält der Deutsche Lehrerverband für einen großen Fehler."
(mit Material der dpa)