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Trotz steigender Fallzahlen: So gehen Krankenhäuser in Deutschland mit Corona um

Die meisten Kliniken haben von der ersten pandemischen Welle gelernt, die intensivmedizinischen Stationen haben sich auf die zweite bereits eingestellt.
Die meisten Kliniken haben von der ersten pandemischen Welle gelernt, die intensivmedizinischen Stationen haben sich auf die zweite bereits eingestellt. Bild: E+ / Tempura
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"Wir sind gut vorbereitet": Wie sich Krankenhäuser gegen die zweite Corona-Welle wappnen

28.10.2020, 10:1028.10.2020, 10:43
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Seit vergangener Woche haben sich die Corona-Neuinfektionen nahezu verdoppelt: 14.964 neue Fälle hat das Robert-Koch-Institut am Mittwoch gemeldet.

Mit der Lage im Frühjahr sind die Zahlen nicht ganz vergleichbar, schließlich wird nun mehr getestet und das medizinische Wissen über das Virus sowie die Behandlungsmöglichkeiten haben sich verbessert. Dennoch ist die Lage ernst – das wissen auch die Mitarbeiter in den Krankenhäusern hierzulande. Das zeigt wieder einmal mehr der Personalmangel unter den Pflegekräften. Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, Uwe Janssens, mahnte gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe: Viele der Zusatzbetten, die in der Pandemie in den Kliniken geschaffen worden seien, könnten "nicht belegt werden, weil das Personal zur Versorgung der Patienten fehlt".

Trotzdem haben viele Stationen bereits vor Monaten Maßnahmen getroffen, um sich gegen die zweite pandemische Welle zu wappnen. Wie die Kliniken sich auf den Corona-Winter vorbereiten und wie die Lage auf den Intensivstationen gerade ist – dazu hat watson Krankenhäuser in ganz Deutschland befragt.

Uniklinik Köln

"Die steigenden Fallzahlen in Köln und bundesweit werden auch von uns mit einer gewissen Besorgnis wahrgenommen und die aktuelle Entwicklung engmaschig beobachtet. Aufgrund der Vorerfahrungen vom Frühjahr und speziell auf die Bewältigung der Pandemie ausgerichteten Konzepte sind wir gut vorbereitet und können an die Erfordernisse angepasst reagieren.

"Wir sind aufgrund vorliegender Notfallkonzepte aber gut darauf vorbereitet, unsere Behandlungskapazitäten unter Extrembedingungen – gerade für die schwersterkrankten Patientinnen und Patienten mit Covid-19 – kurzfristig um mehr als 50 Prozent steigern zu können."

Die Strategien und Konzepte für die Bewältigung der höheren Fallzahlen stationär behandlungspflichtiger Patientinnen und Patienten vom März und April dieses Jahres haben sich bewährt und können jederzeit und mit relativ kurzem Vorlauf wieder aufgenommen werden. So werden wir in der Lage sein, angepasst an den Bedarf in Köln und Umgebung, eine Versorgung nach bestem Stand der medizinischen Wissenschaft auch für eine größere Anzahl an Erkrankten sicherzustellen.

Wir versuchen aktuell noch, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Aufrechterhaltung unserer normalen Versorgungskapazitäten und der Vorhaltung sogenannter Aufwuchskapazitäten für die Behandlung von Covid-19-Erkrankten zu finden. Wir sind aufgrund vorliegender Notfallkonzepte aber gut darauf vorbereitet, unsere Behandlungskapazitäten unter Extrembedingungen – gerade für die schwersterkrankten Patientinnen und Patienten mit Covid-19 – kurzfristig um mehr als 50 Prozent steigern zu können."

St. Elisabethen-Krankenhaus Frankfurt

"Selbstverständlich wirken sich die rapide ansteigenden Infektionszahlen auch auf die Anzahl der sich aktuell bei uns in Behandlung befindenden Corona-Patienten aus. Wir agieren bei deren Behandlung auf Basis eines umfangreichen und detaillierten Maßnahmenplans, welcher schrittweise an die aktuelle Covid-Lage angepasst wird. Dies ermöglicht es uns, Corona-Infizierte vollständig separiert zu versorgen und so das Infektionsrisiko für die restlichen Patienten in ambulanter und stationärer Behandlung, sowie für unsere Mitarbeiter bestmöglich zu minimieren."

BG Klinikum Hamburg

"Das BG Klinikum Hamburg hat, analog zu den Vorbereitungen der ersten Welle, sämtliche Maßnahmen getroffen, um entsprechend der bundesweiten Entwicklungen auf eine größere Anzahl an Covid-19-Patienten vorbereitet zu sein. Durch die erneut zunehmenden Fallzahlen in Hamburg und Umgebung greift ein interner Prozess, der sich bereits in der ersten Phase der Pandemie bewährt hat. Sämtliche vorgeschriebene Vorsichtsmaßnahmen werden durch die Mitarbeiter am BG Klinikum Hamburg weiterhin in der täglichen Arbeit strikt umgesetzt. Dadurch konnte bisher in der gesamten Coronakrise ein personeller Engpass innerhalb der patientenversorgenden Bereiche vermieden werden.

Nichtsdestotrotz gibt es natürlich Abteilungen, die aufgrund dieser strengen Vorsichtsmaßnahmen kurzfristig personellen Unterstützungsbedarf haben. Die Bereitschaft unserer Mitarbeiter aus anderen Berufsgruppen dort zu unterstützen, wo Bedarf entsteht, ist hier wirklich vorbildlich. In allen Bereichen kommen die Erfahrungen der vergangenen Monate zum Tragen, um an den relevanten Stellen erneut optimale Vorkehrungen zu treffen und somit das Haus und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf eine zu erwartende Steigerung der Patienten vorzubereiten. (...)

"Zusätzlich zu unserer regulären Anzahl an Intensivbetten sind wir in der Lage, die Kapazität von Intensivbetten für beatmungspflichtige Patienten innerhalb weniger Stunden um 15 Plätze aufzustocken."

Das BG Klinikum Hamburg ist während der gesamten Phase der Pandemie sehr intensiv in regionale und lokale Strukturen des Krisenmanagements eingebunden und befindet sich im regelmäßigen engen Austausch mit sämtlichen relevanten Behörden, den anderen Hamburger Kliniken, dem Senat und der Konzernzentrale. Dieses Prozedere ist während der gesamten Zeit nie unterbrochen worden, sondern lediglich jeweils an die aktuellen Umstände adaptiert worden. Wir melden regelmäßig die Kapazitäten unserer Intensivbetten, die dann im sogenannten DIVI-Intensivregister (Deutsch interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin) erfasst werden. Ferner berichten wir täglich an diverse Behörden den Grad unserer Auslastung. Zusätzlich zu unserer regulären Anzahl an Intensivbetten sind wir in der Lage, die Kapazität von Intensivbetten für beatmungspflichtige Patienten innerhalb weniger Stunden um 15 Plätze aufzustocken."

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

"Im UKE ist es momentan noch relativ ruhig. Es werden derzeit insgesamt 19 Covid-19-Patientinnen und -Patienten versorgt, acht davon in der Klinik für Intensivmedizin. Noch ist unklar, wie sich das weitere Infektionsgeschehen entwickelt. Das UKE ist aber auf die Aufnahme von Covid-19-Patientinnen und -Patienten gut vorbereitet.

"Das UKE ist jederzeit in der Lage, seine Intensivbehandlungskapazitäten zu erhöhen."

Als Maximalversorger verfügt das UKE über eine langjährige Erfahrung in der Behandlung von Infektionserkrankungen und komplexen Krankheitsbildern. Insbesondere ist das UKE gut aufgestellt für die Versorgung von schwersterkrankten Patientinnen und Patienten, unter anderem auch mit Lungenfunktionsstörungen, und das UKE ist jederzeit in der Lage, seine Intensivbehandlungskapazitäten zu erhöhen."

Städtisches Klinikum in Dresden

"Das Städtische Klinikum Dresden ist nach wie vor neben dem Universitätsklinikum Dresden eine der wichtigen Anlaufstellen für die stationäre Versorgung von Covid-19-Patienten in Dresden. Insbesondere unsere Expertise in der Infektiologie sowie in der Intensiv- und Notfallmedizin trägt wesentlich zur Versorgung dieser Patienten bei.

Unsere Experten der Infektiologie sowie die Intensiv- und Notfallmediziner stellen sich derzeit wieder auf steigende Patientenzahlen mit schweren Covid-19-Erkrankungen ein. Aus diesem Grund wurden vor gut zwei Wochen die vorgehaltenen Intensivkapazitäten für Covid-19-Patienten in einem ersten Schritt aufgestockt. Bei einer weiteren Eskalation können diese weiter aufgestockt werden.

"Im Vergleich zum Frühjahr haben unsere Mediziner viel Erfahrung in der Behandlung gesammelt. Der Wissensstand zum Virus generell und für die Behandlung ist deutlich größer."

Aktuell versorgen wir zehn Covid-19-Patienten auf Normalstation, sechs Patienten werden intensivmedizinisch versorgt.

Im Vergleich zum Frühjahr haben unsere Mediziner viel Erfahrung in der Behandlung gesammelt. Der Wissensstand zum Virus generell und für die Behandlung ist deutlich größer. Die Therapieoptionen haben sich erweitert. So können nun stadienabhängig Medikamente wie Remdesivir und Dexamethason in der Behandlung eingesetzt werden. Von der Erkenntnis, dass eine spätere Intubation und Beatmung den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen, profitieren die jetzt schwer erkrankten Patienten.

Zudem haben wir eine Vielzahl an Mitarbeitern aus anderen Disziplinen in der Versorgung von Covid-19 Patienten geschult, sodass wir uns sehr gut auf steigende Infektionszahlen vorbereitet sehen. Hinzukommt, dass es klare Informationen und Regeln für Mitarbeiter, Patienten und Besucher gibt. Diese schützen unsere, meist zu besonders gefährdeten Gruppen gehörenden, Patienten.

Klinikum rechts der Isar, München

"Wir haben in Deutschland die erste Welle der Pandemie gut gemeistert, dies zeigt nicht zuletzt der Vergleich der Übersterblichkeit zwischen den einzelnen (europäischen) Ländern. Wir haben bereits im Verlauf der ersten Welle gelernt, wie wir in den Kliniken wirksame Schutzmaßnahmen für Patienten und Mitarbeiter etablieren.

Wir leiten innerhalb der Klinik Patientenströme, um Covid-Patienten von Patienten zu trennen, die nicht von Corona betroffen sind. Wir haben den Nutzen von Mund-Nasen Schutz erkannt und erfolgreich angewandt, und wir haben in der Therapie der Erkrankung Erfahrung und Expertise dazugewonnen. Anders als bei der ersten Welle sind wir nun flächendeckend besser mit Schutzmaterial und Material für die Behandlung ausgestattet, wir konnten sogar zusätzliche Beatmungsplätze schaffen.

"Die hohe Anzahl an Neuinfektionen birgt derzeit das Risiko, dass Patienten, die wegen anderer Erkrankungen behandelt werden, Corona 'mitbringen', dass Mitarbeiter betroffen sind, oder Kontakt zu Infizierten innerhalb oder außerhalb der Klinik hatten und deshalb in Quarantäne müssen."

Allerdings steht uns nicht mehr Pflegepersonal zur Verfügung, hier liegt ein potenzieller Engpass. Deshalb haben wir Stufenpläne entwickelt, die schrittweise ein Erweitern der Behandlungskapazitäten für Covid-Patienten ermöglichen, indem wir andere Bereiche schrittweise reduzieren. Dies alles trägt dazu bei, dass wir deutlich besser vorbereitet sind als bei der ersten Welle.

Die hohe Anzahl an Neuinfektionen birgt derzeit das Risiko, dass Patienten, die wegen anderer Erkrankungen behandelt werden, Corona 'mitbringen', dass Mitarbeiter betroffen sind, oder Kontakt zu Infizierten innerhalb oder außerhalb der Klinik hatten und deshalb in Quarantäne müssen. Hier sollte zum einen – wie auch für Regelungen in der Bevölkerung – die derzeit vorgesehene Dauer der Quarantäne kritisch neu bewertet werden. Zum anderen sind wir weiterhin essenziell auf die Mithilfe aller angewiesen, im gemeinsamen Versuch, die Ansteckungsrate möglichst niedrig zu halten. Wir sind in der Klinik gut gerüstet und hoffen, dass auch außerhalb der Kliniken alle dazu beitragen, die Infektionsrate im Griff zu behalten.

Asklepios Kliniken, deutschlandweit

"Die Asklepios Kliniken sind für eine mögliche zweite Welle von Patienten mit Covid-19 sehr gut vorbereitet. Wir haben aus den Situationen im März und April gelernt und können schnell mit den vorhandenen Ressourcen reagieren, wenn wieder mehr Intensivbetten für Corona-Patienten gebraucht werden sollten.

Wir haben insgesamt mehr Intensivkapazitäten zur Verfügung, unsere Mitarbeiter wurden zusätzlich geschult, das heißt, es wurde viel für den Ernstfall trainiert, wie beispielsweise die schnelle Umverteilung der Schichten oder zusätzliche Hygienemaßnahmen. Zudem sind genügend Materialien wie Masken oder Beatmungsgeräte vorhanden, um aus der aktuellen Stand-by-Situation in einen möglichen Akutbetrieb umzustellen.

"Laborkapazitäten für PCR-Tests sind ausreichend vorhanden, zudem werden aktuell in den ersten Kliniken Systeme für Antigen-Schnelltests installiert."

Asklepios hat für seine Akutkliniken in den vergangenen Monaten 300 zusätzliche Beatmungsgeräte und 500 Monitoringgeräte nebst sonstigem Equipment gekauft (Wert: rund 25 Millionen Euro). Auch die Bereiche Diagnostik und Therapie wurden kontinuierlich verbessert. Laborkapazitäten für PCR-Tests sind ausreichend vorhanden, zudem werden aktuell in den ersten Kliniken Systeme für Antigen-Schnelltests installiert.

Asklepios konnte seit Beginn der Pandemie sämtlichen Patienten mit Covid-19 eine individualisierte und hochspezialisierte Therapie anbieten. Sämtliche Verfahren der Intensivmedizin inklusive dezidierter Beatmungstherapien und sämtliche Ersatzverfahren wurden den mitunter sehr schwer erkrankten Patienten in Schwerpunktzentren wie dem Asklepios Klinikum Harburg oder den Asklepios Fachkliniken München-Gauting angeboten. Auch hochkomplexe medikamentöse Verfahren sowie die Anwendung von Plasma genesener Patienten oder das Medikament Remdesivir wurden und werden in den Asklepios Kliniken eingesetzt."

Bundeswehrkrankenhäuser, deutschlandweit

"Die Bundeswehrkrankenhäuser sind neben den Maßnahmen, die wegen Auflagen der jeweils zuständigen Landesbehörden obligat sind, auf eine steigende Anzahl von beatmungspflichtigen Intensivpatientinnen und -patienten mit einem Eskalationsplan vorbereitet.

"Nach aktuellem Sachstand sind materielle und personelle Ressourcen für diese intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten ausreichend verfügbar."

Dieser sieht lageabhängig eine Ausweitung intensivmedizinischer Behandlungskapazitäten für an Covid-19 erkrankte Patientinnen und Patienten auf mehr als 150 Intensivbetten vor. Nach aktuellem Sachstand sind materielle und personelle Ressourcen für diese intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten ausreichend verfügbar."

(ak/tkr/mit Material von dpa)

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