Gerade Heteromänner neigen nach wie vor dazu, untereinander auf Distanz zu bleiben. Freundschaften entstehen zwar, aber Umarmungen, Küsschen, liebe Worte finden nur im alkoholisierten Zustand statt. Im Patriarchat wird Männern emotionale Distanz anerzogen, Nähe hingegen über einen Rausch gerechtfertigt, um nicht schwach zu erscheinen. Ein trauriges Elend.
Insofern ist doch immer schön, wenn Männer mit diesem Muster brechen, sich von einer "maskulinen" Erwartungshaltung verabschieden und sich nahbar geben.
Vielleicht in Form einer Umarmung ohne Promille; eines Geschenks ohne Anlass; eines Anrufs gespickt mit guten Absichten. Auf Tiktok rufen Männer etwa ihre Freunde an, um ihnen eine gute Nacht zu wünschen. Eine liebe Geste, die allerdings nicht immer gut ankommt.
Ein Video des Channels "beefingwiththeblacks" geht derzeit auf Tiktok viral. Darin ruft "Mr Black" auf Wunsch seiner Freundin (warum auch sonst?) mitten in der Nacht seine Freunde an, um ihnen eine gute Nacht zu wünschen.
Bereits eingangs zeigen die Gespräche, wie vielen Männern es offensichtlich immer noch schwerfällt, Nähe zuzulassen. Immer wieder fragen die Gesprächspartner nach den Gründen für den Anruf. "Mr Black" erklärt, dass er ihnen lediglich süße Träume, guten Schlaf wünsche. Klassischer Good-Night-Talk eben. Seine Freunde sind allerdings verärgert, halten das für sinnlos und meckern, klassischer Angry-Men-Talk.
Für "Mr Black" und seine Freundin ist das wahnsinnig lustig, für manche Zuschauer:innen eher traurig. Offensichtlich kommen Männer nicht damit zurecht, wenn ihnen jemand etwas Gutes will.
Gleichzeitig wird auch deutlich, dass Mr Black die Anrufe nicht aus Eigeninitiative und auch nicht ernstgemeint startete. Offensichtlich ist Nettigkeit in manchen Männer-Freundschaften so absurd, dass sie sich ausschließlich zum Streich eignen.
Womit wir auch wieder bei einem der unzähligen Probleme einer patriarchalen Gesellschaft wären. Keine emotionale Nähe, dafür dominantes Auftreten, um sich irgendwie durchzusetzen.