Ich kenne keine Welt, in der die Simpsons nicht existieren.
Und mein Bild der Popkultur geprägt haben.
R.E.M. spielten ein Konzert in der Garage der Simpsons, weil Homer ihnen erzählte, sie könnten so den Regenwald retten. Und wahrscheinlich wäre Stephen Hawking ohne seine Auftritte bei den Simpsons nie zu einem solchen Phänomen geworden.
Mein Abend läuft so ab: Ich komm' nach Hause, schiebe eine Pizza in den Ofen und mache den Fernseher an. Wie absurd ist es eigentlich, dass Prosieben jeden Tag zwei Folgen einer fast dreißig Jahre alten Serie zeigt? Und wie absurd ist es, dass ich auch noch einschalte?
Ich bin Ende 20, hinterfrage jede WhatsApp-Nachricht, aber stelle mir erst jetzt die Frage:
Schuld an meiner Krise ist der amerikanische Comedian Hari Kondabolu – eigentlich großer Simpsons-Fan. Dieser hatte in seiner Dokumentation "The Problem with Apu" die Frage gestellt, ob die Darstellung der Figur des Apu Nahasapeemapetilon rassistisch ist. Kondabolus Eltern kamen aus Indien. Und Apu klingt für ihn wie "a white guy doing an impression of a white guy making fun of my father", sagte Kondabolu. Also ein weißer Mann, der einen weißen Mann nachmacht, der sich über Kondabolus Vater lustig macht.
Der Film zeigt südasiatischstämmige Menschen, die erzählen, wie sie als Kind damit aufgezogen wurden, wie Apu zu sein.
In der Logik der Simpsons-Macher ist die Figur des Apu Nahasapeemapetilon ein Abbild der Gesellschaft wie der reiche Bösewicht, dem das Atomkraftwerk gehört oder die schlaue Tochter, deren Talent in der Familie unbeachtet bleibt.
Aber Abu Nahasapeemapetilon (allein der Name) ist mehr als das: Der Inder lebt mit seiner Frau in einer Ehe, die bereits die Eltern im Handel gegen zehn Ziegen und einen elektrischen Ventilator ausgehandelt haben, zusammen mit Achtlingen und arbeitet sehr, sehr viel in einem Supermarkt.
Natürlich lebt diese Serie davon, Beobachtungen zu abstrahieren und sich über Klischees lustig zu machen. Aber dass die
Familie Simpson aus Klischees besteht, fällt erst beim zweiten
Blick auf, wenn überhaupt.
Und wieso sollte einem dieser Gedanke bei einer Figur wie Apu schneller kommen?
Oder anders gefragt: Ist es noch lustig, ein Klischee zu überspitzen, wenn niemand merkt, dass man sich damit auch nur über ein Klischee lustigmachen will?
Dieser Text ist meine öffentliche Entschuldigung dafür, dass ich nie gemerkt habe, dass die Figur Apu als rassistische Darstellung verstanden werden könnte.