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Fragen der Liebe

Liebe und Beziehung: Wie lange tut eine Trennung weh? Was ist noch normal?

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Wer bei Liebeskummer auch nach Monaten nicht mehr zurück in den Alltag findet, hat ein Problem. Bild: pexels / Ron Lach
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Nach einer Trennung: Wie viel Liebeskummer ist normal?

19.03.2023, 10:04
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Liebeskummer. Jeder, der dieses Gefühl einmal durchlebte, weiß, wie extrem es sich anfühlen kann: Ein dickes Schwarz, eine Taubheit der Sinne, ein Tränenkloß, der das Atmen erschwert... Energiebündel werden von Trübsal ans Bett gefesselt, kluge Köpfe stecken in sinnlosen Gedankenkarussells fest – die Trauer des Herzens ist nichts für Weicheier.

"Liebe ist wirklich wie eine Sucht manchmal, da muss man durch wie bei einem Entzug."
Christian Hemschemeier

Doch wie die meisten wohl ebenfalls aus eigener Erfahrung wissen, endet selbst schlimmer Liebeskummer irgendwann – manchmal schleppend, manchmal mit einem heilenden Knall. Aber was, wenn nicht?

Psychologe Paartherapeut Christian Hemschemeier
Christian Hemschemeier ist Therapeut für Paare mit Problemen.Bild: privat / Christian Kerner

Wie lange dauert Liebeskummer normalerweise? Und wann wird es krankhaft? Psychologe Christian Hemschemeier weiß es. Er arbeitet als Paartherapeut und coacht auch in Online-Kursen. Wir sprachen mit ihm über massiven Herzschmerz und effektive Heilmittel.

Die gute Nachricht ist: Ein Stück weit hat man selbst in der Hand, wie lange Liebeskummer anhält. Hemschemeier erklärt: "Das hängt ganz stark davon ab, ob man wirklich einen klaren Cut gemacht hat oder nicht."

Bestes Heilmittel: Kontaktabbruch

Und damit ist nicht die emotionale Entfernung gemeint, sondern erst einmal eine ganz praktische. "'Null Kontakt zum Ex ist das Heilmittel; das muss man immer wieder sagen", erklärt der Psychologe:

"Wenn Leute ewig Liebeskummer haben, ist meine erste Frage: Gibt es denn wirklich Null Kontakt? Oft wird mindestens noch das Social-Media-Profil gestalked. Damit muss man aufhören, wenn man sich lösen möchte."

Das klingt leichter als es ist. In sehnsüchtigen Momenten scrollt man sich schnell wieder zurück zur Ex-Liebe, schickt nachts eine blödsinnige DM oder quält sich damit, das Profil auf versteckte Hinweise nach einer neuen Flamme zu durchsuchen.

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Auch wenn dieses irrationale Verhalten weh tut, gehört es zu den meisten Trennungen dazu, weiß Hemschemeier: "Liebe ist wirklich wie eine Sucht manchmal, da muss man durch wie bei einem Entzug. Es ist ganz normal, dass es am Anfang schwer fällt. Das dauert eben seine Zeit."

Die Dauer von Liebeskummer

Die Frage ist: Wie viel Zeit ist noch "normal" bei Liebeskummer? Wie lange hält der Trauerzustand klassischerweise an? "Wenn man Null Kontakt hat, geht die allerschlimmste Phase nach etwa drei Wochen vorbei und der eigentliche Liebeskummer, die Aufarbeitung dauert vielleicht noch mal drei Monate, dann wird es wirklich besser", tröstet der Paartherapeut.

Mit Ausnahmen. "Liebeskummer dauert meist länger, wenn man eine hochtoxische On-Off-Beziehung verlassen hat", berichtet Hemschemeier aus der Praxis. "Da kann es schon sein, dass man auch noch ein oder zwei Jahre später Flashbacks hat, vom Ex träumt oder ähnliches, selbst wenn ein neuer Partner da ist."

"Wenn auch nach einem Monat noch Schlafstörungen bestehen, der Appetit fehlt oder man es kaum zur Arbeit schafft, sollte man sich Hilfe holen."
Christian Hemschemeier

Allerdings sei auch das noch kein Grund, direkt einen Psychologen aufzusuchen. Gerade bei emotional komplizierten Trennungen wäre ein ausgedehnter Trauerprozess "auch normal, sofern man ansonsten ein normales Leben lebt".

Wann Liebeskummer gefährlich wird

Genau das ist der entscheidende Punkt. Wichtiger als die tatsächliche Zeitspanne des Kummers sei der Einfluss auf das tägliche Leben. Denn jeder, der schon einmal richtig Liebeskummer hatte, weiß, wie die Trauer aus der Bahn werfen kann. Der Paartherapeut erklärt:

"Viele berichten, dass sie plötzlich nicht mehr schlafen, nicht mehr essen, nicht mehr arbeiten können. In den ersten Wochen sollte man da nicht zu streng mit sich sein. Kritisch wird es aber, wenn dieser Zustand zu lange anhält. Wenn auch nach einem Monat noch Schlafstörungen bestehen, der Appetit fehlt oder man es kaum zur Arbeit schafft, sollte man sich Hilfe holen."

Das gilt natürlich auch, wenn im Kummer Suizidgedanken aufkommen, warnt Hemschemeier. Zwar handle es sich in diesen Extremfällen meist nur "um ganz wenige Tage der Trauer, in denen sich die Verzweiflung tatsächlich so groß anfühlen kann, dass es kurzfristig zu lebensmüden Gedanken kommen kann", sagt der Psychologe, "aber in dieser Phase sollte man schon schauen, dass jemand auf einen aufpasst, damit im Affekt nicht doch noch was passiert."

Fühlst du dich verzweifelt?
Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichst du rund um die Uhr Mitarbeiter:innen, mit denen du sprechen kannst. Auch ein Gespräch via Chat oder E-Mail ist möglich.

Kinder- und Jugendtelefon: Der Verein "Nummer gegen Kummer" kümmert sich vor allem um Kinder und Jugendliche. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter der Rufnummer 116 111.

Krisenchat: Bei Krisenchat kannst du dich per Whatsapp rund um die Uhr an ehrenamtliche Berater:innen wenden. Das Angebot richtet sich an Menschen bis 25 Jahre.

Denn auch wenn es sich in dem Moment kein bisschen so anfühlt, weiß jeder, der es einmal mitgemacht hat: Das Leben ist nicht vorbei, nur weil eine Liebe verabschiedet werden muss. Ganz im Gegenteil. Manchmal ist ein Neustart in der Liebe besser als jede Nostalgie nach einer alten Beziehung.

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