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Wer sich in einer monogamen Beziehung glaubt und dann erfährt, dass er oder sie betrogen wurde, ist häufig zutiefst entsetzt. Egal, wie die Umstände waren, eine Frage schwirrt danach fast immer im Kopf herum: Warum ist das passiert?
Die Ursachen für einen Seitensprung sind vielfältig und manchmal sehr komplex. Doch Studien, bei denen die "Täter:innen" selbst befragt wurden, zeigen, dass es ein paar Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt.
Wir sprachen darüber mit Mignon Kowollik. Sie arbeitet als Sexual-Coach für Paare und Singles in Hamburg und ist Beraterin beim Portal "Ashley Madison".
Die Expertin sagt, dass eine Affäre selten aus dem Nichts kommt. Wer "die erste sich bietende Situation wahrnimmt, um fremdzugehen, der hatte diese Gedanken bereits vorher oder hat seine unerfüllten und nicht kommunizierten geheimen Wünsche unterdrückt." In diesen Fällen würde typischerweise die erste "gute" Gelegenheit genutzt, um fremdzugehen. Kowollik dazu:
Gleichwohl heißt das natürlich nicht, dass nur die gute Gelegenheit allein den Betrug auslöst. "Es ist leider oft der sexuelle Frust, der die Männer und auch die Frauen dazu bringt, sich eine Affäre zu suchen. Die Flucht vor einer unbefriedigten Partnerschaft", so die Sex-Beraterin.
Speziell Männer geben als Gründe an, dass sie sich beim Seitensprung freier entfalten könnten als in ihrer Partnerschaft. Auch das Streicheln des Egos spielt offenbar eine Rolle, wie eine Umfrage bei Ashley Madison aufzeigt. Kowollik zu den Ergebnissen: "Männer gehen laut der Studie in die Untreue, weil sie sich dabei am häufigsten entspannter fühlen (44 Prozent), im Einklang mit ihren Bedürfnissen sind (39 Prozent) sind und signifikant selbstbewusster (32 Prozent) wirken."
Frauen suchen im Seitensprung offenbar häufig eine Zugewandtheit, die sie aus der Anfangsphase ihrer Partnerschaft kennen, mit der Zeit aber vermissen, erklärt die Expertin:
Parallel zum Rückgang der sexuellen Lust würde oft leider auch die Kommunikation innerhalb eines Paares schwinden, dann würde die "Frustration" über den Status quo "nicht mitgeteilt", sagt Mignon Kowollik. Ein Nährboden für eine Affäre.
Umfragen unter weiblichen Fremdgängerinnen hätten zudem ergeben, dass auch hier "der sexuelle Frust ein ausschlaggebendes Argument" sei. So hätten von den befragten Frauen "nur 18 Prozent beim Sex mit ihren festen Partner:innen einen Orgasmus." Vier von fünf der befragten Frauen, die fremdgehen, kämen demnach in ihrer Beziehung nicht zum Höhepunkt.
Es lohnt sich also, in einer Partnerschaft in stetigem Austausch über die Sehnsüchte zu bleiben und sich bewusst immer wieder einander zuzuwenden, um diese Unzufriedenheit gar nicht aufkommen zu lassen. Doch wie fliegen die meisten Seitensprünge überhaupt auf?
Aus Sicht der oder des Betrogenen sei das erste Warnsignal meist "ein ungutes Bauchgefühl, das einen überkommt", weiß die Paar-Beraterin. "Zudem kann weniger Lust auf Sex, Intimität und Zärtlichkeit dafür sprechen, dass der oder die Partner:in fremd geht", erläutert sie weiter.
Auch ein Wandel in deutlich offensichtlicheren Bereichen des Lebens seien zuweilen Warnsignale, weiß Kowollik. Dazu gehörten "optische Veränderung seines oder ihres Äußerlichen", aber auch der Klassiker: "das Ändern von Passwörtern."
Letztlich käme es aber darauf an, nicht nur nach Indizien zu suchen, sondern dem eigenen Instinkt zu trauen. Schließlich kennen die meisten ihre:n Partner:in gut und spüren, wenn sich etwas in der Dynamik zueinander verändert. Die Expertin ist überzeugt: Das Bauchgefühl "täuscht selten".
