Wie starten deutsche Paare in den Geschlechtsverkehr?
Wer schon länger in einer Partnerschaft lebt, kann oft schon an der Art, wie beim Zähneputzen in den Spiegel gegrinst wird, erkennen, ob das Gegenüber heute wild auf Freizeiterotik ist oder beim Doomscrollen in den Schlaf fallen wird.
Das Einläuten von Sex ist zwar bei jedem Paar unterschiedlich, dennoch gibt es durchaus ein paar Gemeinsamkeiten, die in den meisten deutschen Beziehungen deutlich machen: heute du und ich – Körpernahkontakt bitte. Nur welche sind das?
Wir fragten bei Lisa Fischbach nach. Sie ist Diplom-Psychologin und berät Singles und Paare in ihrer Praxis in Hamburg, forscht zudem in Sachen Dating.
Sie sagt: "Der Wunsch nach Intimität und Sex wird oft subtil eingeläutet – die Sprache der Körpersignale und kleine Rituale spielen dabei eine große Rolle."
Kuscheln und Küssen dient meist als Startsignal
Je nach Paar können diese Signale zarter oder frecher sein. Ein sanfter Kuss auf den Nacken oder ein knallender Po-Klaps auf dem Weg durch den Flur – beides kann zu Erotik führen, sofern es gefällt.
"Nähe und Zärtlichkeit sind oft der erste, unverbindliche Schritt, der den Raum für sexuelles Begehren schafft", weiß die Expertin aus der Praxis. Selten kommt ein Schäferstündchen aus dem Nichts. "Viele Deutsche bevorzugen ein Vorspiel aus Berührungen wie Kuscheln, Streicheln oder einer Massage, bevor sie zum Sex übergehen." Aus gutem Grund, wie die Psychologin erklärt:
Was genau diese Zärtlichkeiten sind, hat Fischbach für die Elitepartner-Studie 2025 bei volljährigen Deutschen ermittelt. Dort wurden die 3615 liierten Studienteilnehmer:innen gefragt: "Wenn Sie spüren, dass Sie Lust auf intime Zärtlichkeit/Sex haben, was tun Sie, damit es auch dazu kommt?"
Die Antworten zeigen: Die Mehrheit versucht sich durch Kuscheln (6 von 10) und Küssen (4 von 10) zu nähern. Etwa jede:r Vierte macht es etwas eindeutiger, indem er oder sie das Gegenüber auszieht oder die Hand unter die Kleidung rutschen lässt. Männer dabei mit 28 Prozent ein wenig häufiger als Frauen (23 Prozent).
Nacktheit und Massagen sind ebenfalls beliebt, um Sex einzuläuten
"Andere mögen es direkter", weiß Fischbach. "Viele Paare sprechen offen ihre Lust auf Sex an." Das Ausformulieren kann als Dirty Talk heiß sein, selbst wenn es ein unverblümter Satz ist, wie: "Du siehst so geil aus, ich will dich unbedingt lecken." Aber auch "spielerische Verführungssignale über tiefe Blicke oder Anspielungen dienen als romantische Vorboten", sagt die Expertin.
Fast jeder dritte Mann bietet laut der Studie zum Beispiel eine "Massage" an (meint aber Sex). Ein Trick, den übrigens nur 15 Prozent der Frauen anwenden. Diese lassen lieber nackte Tatsachen sprechen, ziehen sich bewusst vor seinen Augen aus (17 Prozent, Männer 15 Prozent).
Egal, wie ihr signalisiert, dass es euch mehr als recht wäre, wenn es gleich feucht-fröhlich in den Laken wird – eine Sache sei enorm wichtig, gibt die Therapeutin zu bedenken: "Dass der geäußerte Wunsch nach Sex keine Erwartung an den anderen stellt, sondern ein Angebot ist." Es ist nicht okay, beleidigt oder genervt zu reagieren, sollte die andere Person gerade keine Lust haben.
Schließlich soll Erotik immer beiden Spaß machen. "Wenn Paare lernen, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und respektvoll zu kommunizieren, schaffen sie die Basis für erfüllte Sexualität", ist Fischbach sicher.