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Fragen der Liebe

Dating mit Liebeskummer: One-Night-Stands nach der Trennung schaden oft

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Wer sich in die Arme eines Flirts flüchtet, schaltet den Kopf aus und poliert das Ego – eine Erholung bei Liebeskummer? Bild: E+ / suteishi
Fragen der Liebe

Ist es ungesund, sich bei Liebeskummer mit One-Night-Stands abzulenken?

Ob Single, beim Dating, in Situationships oder in einer festen Beziehung – die Suche nach einem glücklichen Liebesleben kann Fragen aufwerfen. Wir beantworten einige von ihnen mithilfe von Expert:innen aus den Bereichen der Paartherapie und Psychologie.
10.08.2025, 09:4510.08.2025, 09:45
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Liebeskummer hat viele Gesichter.

Manche Trauer besteht aus tagelangem Rückzug im Pyjama, einer Tiefkühltruhe voll Pizza und Eis, verweinten Nächten. Andere verarbeiten ihren Schmerz beim Wiederkäuen ihrer Beziehung vor Freund:innen oder Therapeut:innen. Andere stürzen sich in Aktionismus, buchen eine Weltreise oder rasieren sich den Schädel.

Es gibt aber noch eine Variante: den Liebeskummer, der direkt in die Arme und Betten fremder Menschen führt. So manch eine trauernde Person findet man nämlich nicht weinend auf der Couch, sondern ausgelassen im Club tanzend oder extrem engagiert auf Dating-Apps.

"Gerade nach einer Trennung fühlen sich viele leer, verletzt, abgewiesen. Der Wunsch nach Nähe (...) ist dann besonders groß."
Stella Schultner

Überraschend ist das nicht. Wer sich durch eine Trennung abgewiesen fühlt, findet auf Dating-Apps Selbstbestätigung. Wer sich einsam vorkommt, kann das Gefühl durch die körperliche Nähe eines One-Night-Stands übertünchen. Aber ist es auch heilsam?

Das fragten wir Stella Schultner. Sie studierte Psychologie, arbeitet als Love-Coach in München und ist Mitglied im Parship-Expertenteam.

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Paartherapeutin Stella SchultnerBild: privat

Sie sagt, ob unverbindliche Geschichten in der Liebeskummerphase zum Problem werden, komme "sehr stark darauf an, aus welchem inneren Zustand heraus man das tut."

Liebeskummer sollte beim Dating offen kommuniziert werden

"Wenn man sich emotional stabil fühlt, nicht nach Bestätigung sucht und ganz klar kommuniziert, dass man keine Beziehung will, dann kann auch ein unverbindlicher Kontakt in Ordnung sein", sagt die Expertin. Das Problem sei nur, dass genau dies oft "nicht der Fall" sei.

Stattdessen laufen Menschen mit Liebeskummer Gefahr, eine dritte Person zu verletzen, die mitunter gar nicht weiß, dass sie nur da ist, um emotionale Aufmunterungsarbeit zu leisten und das Ego zu pampern.

"Was kurzfristig wie Linderung aussieht, kann langfristig schmerzhaft sein."
Stella Schultner

Ironischerweise schadet sich der oder die Trauernde manches Mal sogar selbst dabei. "Gerade nach einer Trennung fühlen sich viele leer, verletzt, abgewiesen. Der Wunsch nach Nähe, Bestätigung oder einfach nur Ablenkung ist dann besonders groß", erklärt Schultner das Phänomen und erläutert das Problem damit:

"Wer sich in diesem Zustand vorschnell in neue körperliche oder halbherzige Verbindungen stürzt, tut das oft nicht aus Freude oder Freiheit, sondern aus einem emotionalen Mangel heraus. Und genau das kann am Ende eher schaden als helfen. Denn was kurzfristig wie Linderung aussieht, kann langfristig schmerzhaft sein."

Zum Beispiel, wenn man "in einer Situationship hängenbleibt oder sich heimlich mehr erhofft", sagt sie. Dann wird ein emotionales Drama durch ein anderes ersetzt, besser fühlt man sich aber nicht.

"Toxisch", würde es besonders dann, "wenn man sich selbst oder die andere Person dabei belügt. Wenn der oder die andere denkt, es könne etwas Echtes daraus werden, obwohl man innerlich noch völlig bei der Ex-Beziehung ist, entsteht Leid", mahnt die Psychologin.

One-Night-Stands als Ablenkung verletzen oft noch mehr

Frei nach dem Motto: "Was du nicht willst, was man dir tut, das füg auch keinem andern zu", gilt hier also reden, reden, reden. Eigentlich selbstverständlich, aber: Es ist unfair, jemand anderen zu verletzen, nur um sich selbst besser zu fühlen.

"Darum ist es wichtig, ehrlich zu sich selbst zu sein und sich zu fragen, ob es einem wirklich gut mit der Situation geht, oder ob man nur versucht, den Schmerz zu verdrängen", weiß die Expertin aus der Praxis.

Nicht immer ist einem das eigene Verhalten und die Bedürfnisse dahinter überhaupt bewusst, viele handeln im Kummer aus dem Bauch heraus. Zudem ist es offenbar nicht nur Typ-, sondern auch Geschlechterfrage, wie mit Liebeskummer umgegangen wird.

Schultner berichtet, dass eine aktuelle Parship-Umfrage zeigt, "dass Männer in der akuten Phase deutlich häufiger Ablenkung durch neue Kontakte suchen als Frauen. Frauen dagegen neigen stärker zur Rückbesinnung und Reflexion." Trotz Liebeskummer würden demnach 17 Prozent der Männer direkt wieder daten, im Vergleich zu zehn Prozent der Frauen.

Schlau ist das nicht. "Langfristig, so zeigen auch meine Coaching-Erfahrungen, hilft es viel mehr, sich selbst Raum für den Verarbeitungsprozess zu geben, statt sofort in etwas Neues zu flüchten", mahnt die Therapeutin, das gelte auch, "wenn das Neue nur körperlich ist."

Trauer lässt sich leider nicht verkürzen, auch nicht durch heißen Sex. "Heilung braucht Zeit", schließt Schultner das Thema ab. "Und die Entscheidung, dem 'eigenen Inneren' nicht davonzulaufen."

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