Dem Liebeskummer haben wir vieles zu verdanken: die größten Balladen aller Zeiten zum Beispiel oder absurd mutige Haarschnitte. Trotzdem graust es alle vor dem Schmerz, der damit einhergeht. Im Extremfall wird sogar jede Form der Bindung gemieden, um bloß nie wieder verlassen zu werden.
Der Herzschmerz fühlt sich oft endlos an, nie wieder meint man lieben zu können, nie wieder glücklich zu werden. Lässt sich dieser elendige Zustand abkürzen? Wie wird man Liebeskummer wieder los?
Das fragten wir Stella Schultner. Sie studierte Psychologie, arbeitet als Love-Coach in München und ist Mitglied im Parship Expertenteam.
Prinzipiell ist Liebeskummer zwar normal und etwas, was nicht einfach beseitigt werden kann. Dennoch teilt die Expertin mit uns "drei Dinge, die ich auch in meiner Arbeit mit Klient:innen immer wieder weitergebe."
Das Erste? Gefühle zulassen. "Viele Menschen versuchen, ihre Trauer wegzudrücken, aus Angst, überwältigt zu werden, schwach zu wirken oder in ihr zu versinken", weiß Schultner aus ihrer Praxis. Niemand erlebt schließlich gerne Angst, Trauer oder Verzweiflung.
Aber "Gefühle kommen in Wellen", sagt sie. Wenn sie unterdrückt werden, setzen sie sich umso tiefer fest. Wenn wir sie aber "bewusst wahrnehmen, fluten sie durch uns hindurch, statt sich festzusetzen", ist die Expertin überzeugt.
Das heißt: "Weinen ist okay. Rückzug ist okay. Trauer darf da sein." Es lohnt sich nicht, gute Laune zu faken oder sich selbst zu mehr Beherrschung zu zwingen. Die bitteren Gefühle bleiben da. Schultner: "Erst wenn wir sie annehmen, können sie sich auch wieder lösen."
Zweitens: "Grübelgedanken bewusst unterbrechen", rät der Love Coach. Es ist typisch für Menschen mit Liebeskummer, sich immer dieselben Fragen zu stellen und mit "Hätte, Wäre, Könnte" zu befassen. Das ist sehr anstrengend, aber noch schlimmer: Es führt nirgendwohin.
"Nach einer Trennung kreist das Denken oft unaufhörlich um verpasste Chancen, das Verhalten des oder der Ex, eigene Fehler", bestätigt Stella Schultner. Das Problem dabei? "Dieses Gedankenkarussell hält den Schmerz künstlich aufrecht."
Sie rät, aus diesem Kreislauf auszusteigen:
Kommen wir zu drittens: "Bewegung und Selbstfürsorge", wie Schultner sagt. "Sport kann in akuten Phasen tatsächlich Wunder wirken. Denn beim Training werden Neurotransmitter wie Dopamin und Endorphine ausgeschüttet, die das emotionale Gleichgewicht stabilisieren."
Wir kommen wieder in Schwung, tun unserem Körper etwas Gutes und wandeln schlechte Energie in Dopamin um. "Viele Frauen scheinen das instinktiv zu tun", erwähnt die Expertin und nimmt dabei Bezug auf eine aktuelle Parship-Umfrage, laut der "nutzen rund 49 Prozent der Frauen in dieser Phase vermehrt Wellness, Pflege und Bewegung, um sich emotional zu stabilisieren."
Diese Zahlen beziehen sich auf weibliche Trauernde. "Männer neigen dagegen stärker zur Ablenkung durch Arbeit oder neue Dates", weiß Schultner. Eine Flucht-Strategie, die den Liebeskummer nicht unbedingt verkürzt. Gefühle zulassen, Gedanken ordnen und den Körper gut behandeln – das ist laut Expertin die bessere Wahl.
"Letztlich ist Liebeskummer kein Zustand, den man 'wegmachen', aber ein Prozess, den man begleiten und gestalten kann", sagt Schultner zum Abschluss. Wenn das gelingt, war der Kummer nicht umsonst, denn "genau darin liegt auch die Chance auf echtes emotionales Wachstum." Ein tröstlicher Gedanke.