Neider:innen unken, manch ein Weltstar hätte gar kein Material für Songs, wenn es nicht das bittersüße Gefühlschaos nach einer Trennung gäbe. Da ist zum Beispiel der Schock, plötzlich alleine zu sein. Die Wut darauf, lange etwas mitgemacht zu haben, was unnötig war. Die süße Trauer über vergangene Zeiten und die Erleichterung über den Freiheitsschlag in ein neues Leben.
Liebeskummer hat viele Facetten und dauert unterschiedlich lang an. Manch eine:r flüchtet sich unter die Bettdecke, andere in die Arme einer attraktiven Ablenkung, das ist nicht zuletzt eine Frage des Charakters und des Bindungsstils. Aber: Spielt es in Sachen Liebeskummer eigentlich auch eine Rolle, ob man die Person ist, die Schluss macht oder die verlassen wird?
Wir fragten bei Lisa Fischbach nach. Sie ist Diplom-Psychologin und berät Singles und Paare in ihrer Praxis in Hamburg, forscht zudem in Sachen Dating.
Sie sagt: "Wer von seinem:r Partner:in verlassen wurde, leidet häufiger und auch länger unter der Trennung." Grundsätzlich ist es schmerzhafter, der oder die Sitzengelassene zu sein, schließlich geschah das (vermeintlich) gegen den eigenen Willen.
Statistisch betrachtet dauert der Trauerprozess von "Abservierten" sogar ganze drei Monate länger als der von Schlussmacher:innen – dazu später mehr.
"Doch selbst den Schlussstrich zu ziehen, schützt nicht immer vor den emotionalen Schmerzen", gibt Fischbach zu Bedenken. "Auch viele, die selbst aktiv Schluss gemacht haben, leiden danach unter Liebeskummer."
Es ist also nicht fair, wenn alles Mitleid der Person gilt, die verlassen wurde, sofern der Verlassende mit einem "wolltest du doch so" abgespeist wird. "Das Ende einer Beziehung bedeutet immer auch das Scheitern einer Liebe", mahnt die Paartherapeutin.
Selten lösten sich all die Gründe, "warum man sich geliebt hat, mit der Trennung plötzlich auf". Schließlich bleibt das Gegenüber ja weiter attraktiv, witzig oder vertraut. Der Wegfall dieser Person im Leben darf zu Recht betrauert werden.
Fischbach führt aus:
12,4 Monate, um genau zu sein. Das ist zumindest die durchschnittliche Liebeskummer-Länge aller Befragten laut einer aktuellen Elitepartner-Studie 2024, die Lisa Fischbach selbst leitete (dafür befragt wurden 6164 in Deutschland lebende Menschen zwischen 18 und 69 Jahre). Im Detail ergaben sich durchaus Unterschiede.
So betrug die Trauer-Dauer bei Verlassenen im Schnitt 14,1 Monate, bei Schlussmacher:innen aber "nur" 11,7 Monate – also fast ein Vierteljahr weniger Herzschmerz. Am besten sieht es für Paare aus, die sich "einvernehmlich getrennt" hatten. Sie geben an, nur 10,5 Monate Liebeskummer durchlebt zu haben.
Die Ursache für die unterschiedlichen Trauerwerte sieht die Diplom-Psychologin im Element der Überraschung.
"Wer verlassen wird und für den das Ende sehr unerwartet kommt, hatte nicht die Chance, sich darauf vorzubereiten, in dem er sich emotional zurückzieht, Schutzmechanismen aktiviert und anfängt, die Trennung zu verstehen", erläutert sie.
Die Person fühlt sich also verwirrt, mitunter an der Nase herumgeführt, benötigt vielleicht etwas länger, um die Endgültigkeit zu verstehen.
Die Expertin weiter:
Doch egal, wie groß der Schock auch ist, die Statistik der Liebe zeigt doch etwas Tröstliches auf, was sich viele inmitten des Schmerzes gar nicht vorstellen können: Liebeskummer ist endlich. Irgendwann – nach einem bis anderthalb Jahren nämlich – ist die Trauer vorbei. Ganz gleich, ob du gegangen bist oder verlassen wurdest.