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Fragen der Liebe

Beziehung und Liebe: So reagierst du richtig nach Streit unter der Gürtellinie

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"Dafür zahle ich immer im Restaurant!": Manche Sätze im Streit lösen diesen nicht gerade auf.Bild: iStockphoto / fizkes
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"Das verzeihe ich dir nie!": Expertin über Beziehungs-Streit unter der Gürtellinie

24.09.2023, 10:00
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Die meisten Menschen waren schon Opfer, manche vielleicht auch Täter:in. Von Sätzen, die im Streit fallen und tief unter der Gürtellinie landen. Besonders häufig passiert das in emotionalen Beziehungen, zum Beispiel eben in der Liebe. "Love me tender", kann Elvis da noch so oft flehen, wie er mag. Zwischen Paaren wird es manchmal verbal brutal.

"Es ist nicht alles Liebe, was im Namen der Liebe geschieht."
Therapeutin Vera Matt

Was jetzt? Wir sprachen mit Therapeutin Vera Matt über verbale Tiefschläge im Streit und Fake-Entschuldigungen. Sie ist Paartherapeutin und hat eine psychotherapeutische Praxis in Brandenburg.

Vera Matt Paartherapeutin aus Brandenburg
Therapeutin Vera MattBild: privat/Thomas Ernst / www.ernst-fotos.de

Was sollte man tunlichst gar nicht erst aufbringen, wenn man den Frieden wahren will? Es gäbe nicht den einen Satz, den man sich verkneifen sollte, sagt Vera Matt. Denn was unter der Gürtellinie ist, sei "subjektiv und hat meist mit Identitätsverletzungen zu tun."

Pauschale Vorwürfe wie "du bist immer so und so" wären ein häufiger Streitpunkt, sagt die Therapeutin. Sehr schmerzhaft sei oft auch "der Vergleich mit den Eltern".

Wenn es im Streit so richtig weh tat, hallen solche Sätze nicht nur ein paar Tage nach, manche Tiefschläger überdauern sogar die Beziehung oder dringen noch Jahre später wieder ins Gedächtnis.

Gibt es Sätze, die unverzeihlich sind?

Ist es also nur logisch und fair, wenn wir im Streit erwidern: "Dass du DAS gerade gesagt hast! Diesen Satz werde ich dir nie verzeihen"? Vera Matt sagt, inzwischen wäre sie überzeugt: "Nicht verzeihen wollen ist nicht der Weg."

"Es ist nicht wirklich cool zu sagen: 'Das verzeihe ich dir nie'. Es ist nicht mächtig oder souverän."
Therapeutin Vera Matt

Es gehöre leider dazu, auch einmal verletzt zu werden, wenn man sich auf andere Menschen emotional einließe, ganz besonders in romantischen Beziehungen. Das könne nicht umgangen werden.

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Zu lieben birgt immer Verletzungsgefahr.Bild: iStockphoto / fizkes

"Es ist nicht alles Liebe, was im Namen der Liebe geschieht, das ist leider so", sagt die Therapeutin klar. "Das tut uns weh, das hinterlässt Wunden, ein gebrochenes Herz und verletztes Vertrauen, aber wir müssen irgendwie damit klarkommen." Sie führt weiter aus:

"Wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen, schreit alles nach Vergeltung, aber das hilft uns nicht weiter. Das Bedürfnis nach Gerechtigkeit oder Groll verbessert die Situation leider nicht."

Nicht verzeihen zu wollen, ist somit das berühmte Messer, mit dem man sich ins eigene Fleisch schneidet. "Es ist auch nicht wirklich cool zu sagen: 'Das verzeihe ich dir nie'", sagt Vera Matt weiter. "Es ist nicht mächtig oder souverän, kein Zeichen von Handlungsfähigkeit oder Entschlossenheit, sondern eigentlich ein Zeichen von Hilflosigkeit."

Wer nicht verzeiht, schadet sich selbst

Prinzipiell gelte viel eher: Eine Verletzung tue nur so lange weh, wie man sie verdrängt. Hat man noch nicht aufgearbeitet, dass die Eltern einen einst faul und ambitionslos nannten, tut es also doppelt weh, wenn dieser Vorwurf in der Partnerschaft wieder fällt.

"Alles, was wir verdrängen und nicht verarbeiten, erleben wir mit einer noch viel schlimmeren Heftigkeit, wenn es dann doch wieder hochkommt, sei es durch einen Trigger oder eine tatsächliche Wiederholung des Erlebnisses", sagt die Therapeutin und erklärt:

"Solange unser innerer Dialog vor allem durch Schmerz und Vorwurf, Wut und Hass geprägt ist, haben wir viele solche schmerzhaften Schubladen in unserem Kopf. Das kann uns verbittern lassen."

Dieser sinnbildliche Schrank voller Wut-Schubladen wird allerdings niemals leergeräumt, wenn wir den Krempel darin sammeln und bewahren. "Das klingt jetzt gleich total kirchlich", sagt die Expertin lachend, "aber die eigentliche Frage nach einer großen Verletzung sollte sein: Wie kann ich verzeihen und loslassen lernen?"

"Verzeihen ist echte Macht und echte Handlungsfähigkeit und echte Selbstverantwortung."
Therapeutin Vera Matt

Nicht aus altruistischen Gründen, nicht als Teil einer aufopfernden Leidensgeschichte, sondern für das eigene Wohl. Auch damit man sich selbst wieder handlungsfähig fühlt, wie Vera Matt ausführt: "Die andere Person war böse, ja. Aber das war nun einmal ihr Part und darüber habe ich null Kontrolle. Aber worüber ich volle Kontrolle und auch die Entscheidungsgewalt habe, ist mein Leben."

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Versöhnung: Für viele Paare ein emotionales High.Bild: imago stock&people / letizia haessig photography

Sie ist überzeugt: "Verzeihen ist echte Macht und echte Handlungsfähigkeit und echte Selbstverantwortung."

Entschuldigung nach einem Ausbruch

Loslassen, auch wenn es schwerfällt, sei also die beste Lösung, wenn man sich durch eine Aussage verletzt fühlt. Aber was ist eigentlich, wenn man selbst die Person war, der das Unaussprechliche über die Lippen rutschte?

Gibt es einen Weg, das wieder geradezubiegen? Sollte man erklären, woher dieser Ausspruch kam? Vorsicht, sagt die Therapeutin aus Erfahrung: "Es ist oft so, dass Menschen eine Entschuldigung benutzen, um sich zu entlasten und dieses Problem-Päckchen sozusagen dem Anderen zuzuschieben. Wenn man sich rechtfertigt, ist das keine ehrliche Entschuldigung, sondern eigentlich ein Nachtreten."

Sie veranschaulicht an einem praxisnahen Beispiel:

"Sehr typisch ist dieses Phänomen nach dem Fremdgehen. Dann heißt es: 'Es tut mir leid, aber du hast mich so oft alleine gelassen und dir gar keine Mühe mehr gegeben.' Da sind in der Entschuldigung weitere Vorwürfe drin und dem anderen wird die Verantwortung für die Tat zugeschoben."

Eine echte Entschuldigung ist es erst, wenn die volle Verantwortung dafür übernommen wird, dass man das Gegenüber sehr verletzt hat, sagt Vera Matt. "Das war sehr ungerecht von mir, tut mir wirklich leid" oder "Entschuldige, dass ich dir weh getan habe, das war viel zu viel."

Mehr gäbe es dazu manchmal gar nicht mehr zu sagen. Dann heißt es nur noch die Stille und die abschwellende Wut aushalten können, die der oder die Andere unter Umständen braucht, um verzeihen zu können.

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Und man sollte dem Drang widerstehen, in diese Stille hinein zu dozieren: "Aber du könntest dich auch mal entschuldigen, weil du gestern auf dem Weg zu Mia..." Sonst hätte man nicht den Streit beendet, mahnt Vera Matt abschließend, "sondern nur Runde Zwei eingeläutet."

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