Leere Regale im Supermarkt ist nicht nur ein Phänomen, das nur während der Corona-Pandemie auftauchte. Während sich Verbraucher:innen damals mit Klopapier, Konserven und Desinfektionsmitteln eindeckten und so selbst die Leere in den Supermarktregalen verursachten, hat es neuerdings andere Gründe, warum nicht alle Produkte in jedem Markt zu haben sind.
So verschwanden zum Beispiel große Marken wie Mars oder Kellog's, nachdem sie ihre Preise stark angezogen hatten. Weder Rewe noch Edeka wollte diese zahlen und wurden dann von den Konzernen nicht mehr beliefert.
Doch neben dem Preis-Zoff zwischen Handel und Industrie bereitet aktuell ein anderes Problem Sorgen: Die Gewerkschaft Verdi hatte erst am Freitag zu bundesweiten Streiks aufgerufen. Es wird nicht nur im Einzelhandel selbst gestreikt, sondern auch in den Lagern. Die Streiks könnten sich so lange ziehen, dass Kund:innen die Auswirkungen bis Weihnachten zu spüren bekommen.
Schon seit Monaten kommt es immer wieder zu Arbeitsniederlegungen in den Lagern von Supermarktketten. Und ein Ende scheint nicht in Sicht zu sein. Das führt zu Lieferengpässen. Vor allem in Rewe-Märkten und den dazugehörigen Discountern steht man in letzter Zeit öfter vor leeren Regalen – vor allem bei der Kühl- und Frischware. Und es sieht so aus, als ob das auch mit Blick auf die Weihnachtszeit nicht besser wird.
Wie das "Handelsblatt" berichtet, sollen die Vertretenden der Unternehmen und der Mitarbeitenden hinter vorgehaltener Hand nicht damit rechnen, dass es vor Weihnachten noch zu einer Einigung kommt.
Für die kommenden Wochen gibt es Überlegungen, die Streiks zu intensivieren, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen.
Vor allem Kaufland, Rewe und Edeka sowie die Discountern Netto und Penny sollen betroffen sein. Laut Bericht müssen die Kund:innen mit weniger frischer Ware, wie Obst und Gemüse, Fleisch und Wurst rechnen. Aber auch Tiefkühlprodukte, Kosmetika oder wieder einmal das Toilettenpapier könnten fehlen.
"Die Lage ist katastrophal", sagt eine Händlerin, die einen zu Rewe gehörenden Nahkauf betreibt, der Zeitung. Denn ihr Markt ist klein und deshalb könne sie kaum Waren zwischenlagern. Auf regelmäßige Lieferungen sei sie angewiesen.
Der Handelsverband der Unternehmen (HDE) und auch die Händler selbst geben hinsichtlich der Lebensmittelversorgung in den Supermärkten jedoch Entwarnung. Steven Haarke, Tarifgeschäftsführer beim HDE, sagt dem "Handelsblatt":
Kaufland bestätigte auf Anfrage der Zeitung, dass es zu Lieferverzögerungen komme. Das Unternehmen spricht aber davon, dass diese "regional" und bei "vereinzelten Artikeln" vorkommen würden.
Rewe erklärt: "Wenn vereinzelt Produkte regional nicht verfügbar sind, ist dies nur temporär." In fast allen Warengruppen gebe es viele Alternativen. Seitens Edeka heißt es, man unternehme "größte Anstrengungen, um die Folgen der Streiks abzumildern und Kunden weiterhin ihr gewohntes Einkaufserlebnis zu ermöglichen".
Ein "gewohntes Einkaufserlebnis" soll es laut Verdi aber eben nicht geben. Die Gewerkschaft droht mit massiven Störungen im Weihnachtsgeschäft, wenn sich die Verhandlungen weiter ziehen. "Die Arbeitgeber sind aus den Verhandlungen einseitig ausgestiegen. Sie sorgen nun für unnötige Verzögerungen in der Tarifrunde und damit für mögliche Störungen im Weihnachtsgeschäft, ob für leere Regale oder lange Warteschlangen an den Kassen", sagte Silke Zimmer, die im Verdi-Bundesvorstand für den Handel zuständig ist, dem "RND".
Das geschehe nicht aus "Jux und Tollerei", betonte sie. Die Preissteigerungen fressen den ohnehin schon kleinen Lohn der Beschäftigten auf. "Es reicht oft noch nicht einmal bis zum Monatsende", sagte Zimmer.