Irgendwann im November kommt jedes Jahr der Zeitpunkt, an dem man in Deutschland nicht mehr am Thema Weihnachten vorbeikommt. Wenn Supermarkt-Gänge durch tonnenweise Lebkuchen und Christstollen blockiert sind und die eigenen Hände genau den richtigen Erfrierungsgrad für eine Tasse Glühwein erreicht haben, dann ist für viele direkt Advent.
Zwar gibt es sicherlich einige Weihnachtsmuffel in Deutschland, doch ein Entzug aus der glitzernden Zimtwelt ist oft allein aus familiären Gründen kaum möglich. Denn "das Fest der Liebe" wird in den meisten Familien eben auch genutzt, um endlich einmal beisammen zu kommen, sich ein paar Tage Ruhe vom stressigen Alltag zu nutzen - und endlich den Konsum in Deutschland wieder etwas anzukurbeln.
Denn was wäre Weihnachten ohne Geschenke? Auch wenn schon alle den Satz "Dieses Jahr schenken wir uns aber nichts" wohl mindestens einmal im Leben gehört (oder gesagt hat), die Realität ist Kapitalismus. Aber wie sehr geht es den Deutschen an Weihnachten wirklich um materialistische Ergötzung?
Das Handelsblatt Research Institutes hat hierzu im Auftrag des Handelsverbands Deutschland (HDE) mehr als 2000 Personen befragt, die ganz offensichtlich zu großen Teilen keine "No Gifts"-Regel in ihrer Familie einführen konnten oder wollten. Nur sechs Prozent aller Teilnehmenden gab an, gar nichts für Weihnachtsgeschenke auszugeben.
Trotz zuletzt gesunkener Inflationsrate plante etwa die Hälfte der Befragten laut eigenen Angaben, dass das von ihnen für Weihnachtsgeschenke eingeplante Budget etwa gleichwertig zu dem im vergangenen Jahr gleich bleiben sollte. 24 Prozent haben hingegen vorgesehen, die Ausgaben für das kommende Fest zu reduzieren.
Wie viel genau man für alle Weihnachtsgeschenke ausgibt, scheint indes eine annähernd kontroverse Fragestellung. Fast ein Drittel der befragten Personen wusste bisher noch keine konkrete Summe für die entsprechenden Ausgaben.
Im Schnitt kommt die Aufstellung von HDE aber darauf, dass in Deutschland pro Kopf 297 Euro für alle Weihnachtsgeschenke ausgegeben werden – eine Steigerung um zwei Euro im Vergleich zum Vorjahr. Je nach Größe der Familie und des Freundeskreises ergeben sich damit logischerweise verschiedene Grundpreise pro Geschenk.
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19 Prozent der Befragten schätzt ihre diesjährigen Ausgaben dabei sogar auf mehr als 300 Euro. Den Rahmen von 51 bis 100 Euro wählt mit 12 Prozent ebenfalls ein relativ großer Anteil der Befragten.
Von Unternehmensseite sieht die Vorschau auf das Weihnachtsgeschäft aber offenbar nicht allzu positiv aus. 53 Prozent der Nicht-Lebensmittelhändler erwarten laut der Umfrage ein schlechteres oder deutlich schlechteres Weihnachtsgeschäft als im Vorjahr.
"Krieg in der Ukraine, Kämpfe im Nahen Osten und große wirtschaftliche Verunsicherung. Das führt dazu, dass die Menschen ihr Geld eher zusammenhalten", erklärte HDE-Präsident Alexander von Preen die Prognosen. Relativ gute Zahlen erwarten vor allem die Branchen Sport, Unterhaltungselektronik sowie Uhren und Schmuck.