Es scheint immer wieder der gleiche Ablauf zu sein: Eigentlich braucht man nur ein neues Bücherregal oder einen Couchtisch. Wenn man aber erst mal das strahlend blau-gelbe Ikea-Einrichtungshaus erblickt, scheint das Hirn auszusetzen.
Ach, die Stehlampe sieht ja schick aus! Würde farblich wirklich perfekt zum Sofa passen. Mensch, wie praktisch ist denn dieses Gewürzregal? Teelichter und Servietten gehen eigentlich immer. Und dann haben all die Produkte auch noch so sympathisch-ulkige Namen: Billy, Malm und Rodulf oder Toftbo, Nödmast und Gadelig.
Wie die – zumindest für deutsche Ohren – kuriosen Namen zustande kommen, hat nun der Deutschland-Chef von Ikea in einem Interview mit der "Berliner Morgenpost" erklärt.
"Nur zwei Menschen entscheiden bei Ikea über die Namen für die Produkte", sagt Walter Kadnar. Wer die Personen sind, verrät er nicht, aber es werde systematisch vorgegangen.
"Sofas haben Flüsse- oder Seenamen, Textilien haben weibliche Namen, Sessel haben männliche Namen", erklärt Kadnar. Es gebe also eine Kategorisierung und es werde auch geschaut, ob die Namen legal seien und ob sich jemand diskriminiert fühlen könnte. Als Hilfsmittel für die Namenssuche würden unter anderem skandinavische Landkarten, Wörterbücher und Astrid-Lindgren-Kinderbücher verwendet.
Auf der Ikea-Website finden sich noch mehr Informationen zu den Auswahlkriterien für Produktnamen: Demnach beschreibt der Name von Küchenutensilien meist deren Funktion. Lämplig als Name für ein Schneidebrett bedeutet beispielsweise einfach "zweckmäßig" auf Schwedisch.
Für Lampen werden schwedische Bezeichnungen aus der Musik, Chemie oder Meteorologie verwendet, zum Beispiel Hektar oder Melodi. Stoffe und Gardinen bekommen wie vom Ikea-Chef erklärt weibliche Namen wie Alvine oder Andrietta. Stühle und Schreibtische tragen in der Regel männliche Namen, beispielsweise Alex oder Ingolf.
Anders als von Kadnar dargestellt, heißt es auf der Website allerdings, dass Sofas, Sessel und Couchtische in den meisten Fällen schwedische Ortsnamen tragen, etwa Klippan. Badezimmerartikel hingegen würden nach Flüssen und Seen benannt werden.
Die Produktnamen sind übrigens in allen Ländern gleich. So lassen sich wohl auch einige Namen erklären, die hierzulande eher seltsame Assoziationen hervorrufen: Kagge (Vase), Gutvik (Etagenbett) und Äppelkaka (Apfelkuchen).
In dem Interview gibt Ikea-Chef Kadnar auch einige Einblicke in die Zukunftspläne des Möbelhauses in Deutschland. In den vergangenen Jahren hat Ikea vermehrt Standorte in Innenstädten eröffnet; konkret in Berlin, München und Ravensburg. Damit habe man sehr gute Erfahrungen gemacht, meint Kadnar.
Der Trend wird sich also in Zukunft fortsetzen. Dieses Jahr sind bereits Planungsstudios in Rheine (Nordrhein-Westfalen) und Marburg (Hessen) eröffnet worden. Köln und Stuttgart sollen bis Ende des Jahres folgen.
Ein weiterer Trend, den Ikea weiter verfolgen will: Elektro-Mobilität. Laut Kadnar will das Unternehmen in den kommenden drei Jahren 1000 Ladestellen an den deutschen Einrichtungshäusern errichten. Damit wolle man in Deutschland eines der größten Netze für das Laden von E-Autos werden.
Auch die Lieferflotte des Möbelkonzern will man umstellen. In Berlin werden laut Kadnar bereits 90 Prozent der Speditionslieferungen per Elektro-Lkw zu Kund:innen gebracht. Andernorts geht die Umstellung allerdings nur schleppend voran.
Das liegt unter anderem an Starkstromanschlüssen. "Es gibt Standorte, an denen wir vor 2028 nicht einmal den Antrag bei der jeweiligen Behörde stellen können", kritisiert der Ikea-Chef. Da könne es im Zusammenspiel zwischen Politik und Unternehmen besser laufen. Teilweise gibt es aber auch zu wenige Fahrzeuge und Fahrer:innen.